Im Welthandball kündigt sich Videobeweis an
Dem Welthandball könnte eine revolutionäre Änderung bevorstehen: Derzeit laufen Planungen, schon im kommenden Jahr den Videobeweis zu testen.
Dies ist das Ergebnis einer Expertendiskussion beim «Forum für die Zukunft des Handballs», das der Weltverband IHF in Herzogenaurach veranstaltete. «Wir werden das Thema, das auf großen Konsens stößt, jetzt intern aufarbeiten. Dann könnte bei den Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften im kommenden Jahr der Startschuss erfolgen», sagte der Offenburger Welt-Schiedsrichter-Chef Manfred Prause.
Der Vorschlag der Fachleute sieht vor, dass analog zum Eishockey bei IHF-Spielen ein dritter Referee an einem Monitor das Spiel verfolgt. Bei strittigen Situationen wie Fouls im Rücken der Schiedsrichter oder der Frage «Tor oder kein Tor» könnte dieser dann anhand des Videomaterials entscheiden. Zudem soll der Videobeweis bei Entscheidungen der Disziplinarkommission direkt im Anschluss eines Spiels eingesetzt werden.
Auch der deutsche Bundestrainer Heiner Brand befürwortet den Videobeweis. Noch an diesem Wochenende wird sich der IHF-Rat, der ebenfalls in Herzogenaurach tagt, mit dem Thema befassen, das wie im Fußball auch im Handball schon lange diskutiert wird. Eine Regeländerung ist laut Prause für die Einführung des Videobeweises nicht nötig.
Aus Sicht der Unparteiischen sei das Tempo bei den Männer-Spielen an einer kritischen Grenze angelangt, sagte der deutsche IHF-Schiedsrichter Lars Geipel: «Es wird immer schwerer, allen Situationen zu folgen.» Als Ergebnis des Forums sollen die Referees langfristiger und vor allem im konditionellen und psychologischen Bereich besser auf Weltmeisterschaften vorbereitet werden.
Ein weiterer Vorschlag sowohl von Trainern als auch Fernsehvertretern ist die Einführung einer dritten Auszeit pro Mannschaft. Auch darüber wird die IHF beraten. Eine Abfuhr erteilten die Experten dagegen Plänen, ein Handballspiel in drei Dritteln oder vier Vierteln auszuspielen, die Tore zu verkleinern oder die Zahl der Feldspieler zu reduzieren.
Lob für das IHF-Forum, an dem über 40 Fachleute teilnahmen, gab es von Thomas Bach. «Das war eine wegweisende Veranstaltung, die Vorbildfunktion für andere Verbände hat. Vor allem, wie man seinen Sport auch künftig attraktiv für junge Menschen machen kann», sagte der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees IOC.
Am 2. Oktober vergibt der IHF-Rat in Herzogenaurach die Weltmeisterschaften des Jahres 2013. Mittlerweile gibt es nur noch vier Bewerber: Zwischen Südkorea und Serbien fällt die Entscheidung bei den Frauen, Norwegen und Spanien bewerben sich für die Männer-WM. Dort hatte Dänemark seine Kandidatur zurückgezogen, weil es am 25. September zum Gastgeber der Männer-EM 2014 gewählt worden war.