"Ich würde niemanden als dick bezeichnen wollen"

Interview mit Jana Ina Zarrella

In „Curvy Supermodel – Echt. Schön. Kurvig.“ sucht RTL II ein Model mit Sanduhr-Silhouette. Jana Ina Zarrella sitzt in der Jury. Im Interview erzählt das Model von Popeyes Freundin, einem Leben ohne Schimpfwörter und Schokolade.

DORTMUND

, 23.07.2017, 10:00 Uhr / Lesedauer: 4 min
Jana Ina Zarrella wurde mit 15 Jahren in die Kartei einer Modelagentur in Brasilien aufgenommen.

Jana Ina Zarrella wurde mit 15 Jahren in die Kartei einer Modelagentur in Brasilien aufgenommen.

Curvy Models sind angeblich im Trend. Ich sehe nur nie welche. Schon gar nicht auf den großen Modeschauen in Mailand oder New York.

Doch, es gibt sie. Die Modewelt verändert sich. Schauen Sie nach Amerika, wo Ashley Graham mittlerweile ein Star ist. Und durch sie sind auch andere Curvy Models in den Fokus gerückt. In Deutschland beispielsweise Angelina Kirsch. Und gerade in Deutschland sind wir da auf einem guten Weg. Wir haben hier kaum Magermodels. Und das finde ich gut. Leider ist diese Botschaft bei dem einen oder anderen großen Modeevent noch nicht angekommen. Aber das kommt noch. Jede Frau kann unabhängig von der Kleidergröße schön sein.

 

Aber das hat sich immer noch nicht weit genug rumgesprochen.

Mag sein, aber wir sehen, dass die Nachfrage auch bei den Agenturen ankommt. Peyman Amin schafft in seiner Agentur gerade eine spezielle Abteilung für solche Models. Bislang konnte man sie bei ihm noch nicht buchen. Ich laufe mit Angelina bei Ernsting‘s Family. Sie haben uns beide gebucht, weil sie Models für die Größen von 34 bis 46 brauchen. Das wäre früher nicht so gewesen.

 

Wann bin ich curvy und ab wann bin ich dick?

Ich würde niemanden als dick bezeichnen wollen.

 

Doch, mich.

Nein. Sie sind eher unsportlich.

 

Aber nicht curvy?

Nein, mal im Ernst. Gewisse Voraussetzungen muss auch ein solches Model in Sachen Figur erfüllen. Denken Sie an die berühmte Sanduhr. In diese Richtung sollte es gehen. Die Maße und die Proportionen müssen stimmen. Ein Curvy Model darf von 42 bis 50 tragen. Die Firmen müssen das akzeptieren und tun es.

 

Dass Sie so aussehen wie Sie aussehen, ist ...

... vor allem Glück. Ich habe die Gene von meiner Familie und sehe so aus, seit ich 15 bin. Wir sind alle dünn in unserer Familie. Ich habe mit 14 darunter gelitten und zum Beispiel meine Beine ein Jahr lang nicht gezeigt, weil ich sie nicht schön fand. Schön fand ich meine Freundin mit ihrem Beyoncé-Körper. Und die Jungs fanden das auch. Ich dagegen sah aus wie die Freundin von Popeye.

 

Wenn man sich draußen umschaut, hat man in der Tat ein bisschen das Gefühl, dass Frauen auch mal Shorts tragen, wenn sie nicht superschlank sind. Registrieren Sie das auch?

Definitiv. Aber das kommt auch aus den Reihen der Frauenbewegung. Frauen lernen, sich zu akzeptieren, sie haben ihren Platz in der Gesellschaft gefunden.

 

Wenn man Ihren Blog liest, findet man aber schon auch Ernährungstipps.

Aber es geht dabei nicht ums Dünnwerden, sondern darum, gesund zu bleiben. Ich habe ein ganzes Leben lang nicht auf meine Ernährung geachtet, weil ich immer dünn war. Aber ich habe irgendwann angefangen, nach ein paar Treppen außer Puste zu kommen. Hallo – ich habe zwei kleine Kinder. Da möchte ich fit bleiben. Und jetzt achte ich halt darauf, was ich esse. Und ich habe angefangen, Sport zu treiben. Auch dünne Frauen haben Cellulite oder ihre Arme schwabbeln, wenn sie winken. Und das wollte ich nicht mehr. Also habe ich dafür gesorgt, dass es an bestimmten Stellen durch Sport straffer wird. Übrigens hat auch mein Mann seine Ernährung umgestellt. Nicht, weil er dünner werden will. Das ist ihm egal, er macht ja viel Sport. Aber unsere Kinder sollen lange etwas von uns haben. Ich esse trotzdem meine Tafel Schokolade abends.

 

Sie? Niemals!

Doch, ehrlich. Ich schwöre es. Sie können gerne überraschend vorbeikommen. Viermal in der Woche ungefähr brauche ich das. Genauso wie die beiden Latte Macciato morgens. Und zwar mit richtiger Milch. Die Balance macht es. Man soll sich nichts total verbieten.

 

Sie kriegen es hin, den Menschen nicht auf die Nerven zu gehen – so wie manch andere Moderatorin, Schmuckdesignerin, Model ...

Schön, dass Sie das sagen. Es liegt vielleicht daran, dass ich so bin, wie ich bin. Ich kann mich eben nicht verstellen. So was würde mich sehr, sehr unglücklich machen. Nein, ich bin glücklich. Ich fühle mich komplett.

 

Warum streiten Sie sich so selten mit Ihrem Mann?

Wir streiten uns in der Tat selten. Ich habe keine Lust und keine Kraft für so etwas. Und wenn wir es mal tun, haben wir geregelt, dass keine bösen Worte fallen. Wir dürfen den Respekt nicht verlieren. Wir sind seit 13 Jahren zusammen und haben das ohne Schimpfworte füreinander geschafft. Es liegt aber vielleicht auch daran, dass mein Mann sich häufiger entschuldigt. Auch wenn er vielleicht nicht unbedingt schuld ist. Wir sind grundsätzlich positiv. Weil wir so leben, kommen die Dinge oft von selbst.

 

Hatten Sie auch mal Angst, aus den Medien zu verschwinden?

Natürlich denkt man an das „Wenn“. Aber wir haben uns ja entwickelt und Wege gefunden, immer mal was Neues zu machen und das so, dass die Menschen uns immer noch wollen. Das funktioniert momentan besser denn je.

 

Wie oft sehen Sie sich?

Manchmal oft, manchmal auch längere Zeit gar nicht. Es waren jetzt ein paar echt harte Wochen, weil Giovanni sehr mit „Let’s Dance“ beschäftigt war. Und ich war auch viel unterwegs.

 

Wer macht den Job zu Hause, wenn Sie unterwegs sind?

Einer von uns ist eigentlich immer da. Und wenn nicht, wohnen die Schwiegereltern gleich um die Ecke.

 

Waren Sie böse, dass Ihr Mann bei „Let‘s Dance“ nicht gewonnen hat?

Um Himmels willen. Ich war froh, dass er mal wieder zu Hause war. Und ich würde auch gern noch mal deutlich machen, dass das echt harte Arbeit ist. Giovanni hat morgens unseren Sohn zur Schule gebracht und ist dann bis abends trainieren gewesen. Jeden Tag, auch am Wochenende und an Feiertagen. Manchmal ging es bis Mitternacht.

 

Machen Sie jetzt wenigstens einen Tanzkurs?

Das tue ich meinem Mann nicht an. Er ist froh, dass er jetzt wieder häufiger Fußball spielen kann.

 

Sind Sie ehrgeizig?

Ich bin ehrgeizig und diszipliniert. Ohne das kommt man nicht weiter. Ich habe mit 20 Jahren mein Land verlassen und alles aufgegeben. Ich hatte nur einen Koffer dabei. Aber das hat mich auch gelehrt, mal alleine mit den Dingen klarzukommen und auch alleine sein zu können. Ganz wichtig für ein Model, das ja oft unterwegs ist, wenn der Erfolg kommt.