
Den Resilienztrainerinnen Annika Bremerich und Patrizia Brosterhues (v.l.) aus Unna bringen Kindern in ihren Kursen bei, dass sie mit einem positiven Selbstbild und positiven Gedanken viel erreichen können. © Claudia Pott
Starke Kinder ohne Mobbing: Worauf Eltern und Lehrer achten sollten
Mütter aus Unna
Patrizia Brosterhues und Annika Bremerich stärken in ihren Kursen das Selbstbewusstsein von Kindern. Die Mütter erklären, warum das wichtig ist – und woran Eltern erkennen, dass etwas falsch läuft.
„Ich hatte in meiner Kindheit leider selber sehr viel mit dem Thema Mobbing zu tun. Ich weiß, wie schlecht es einem gehen kann, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll.“ Patrizia Brosterhues ist 34 Jahre alt und war als Personalmanagerin in der freien Wirtschaft tätig. „Mit dem ersten Kind habe ich dann den Sinn meiner Tätigkeit hinterfragt.“
Dabei kam die Unnaerin zu dem Ergebnis, dass sie lieber Kindern helfen möchte. „Ich möchte die Person sein, die ich als Kind gebraucht hätte“, erklärt die 34-Jährige. Nachdem ihr erster Sohn im Jahr 2018 zur Welt kam, habe sie sich viel mit Persönlichkeitsentwicklung befasst und sei dann auf das Programm „Stark auch ohne Muckis“ gestoßen. Brosterhues ließ sich zur Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin ausbilden. Mittlerweile bietet sie Kurse in Schulen und Kindergärten an, berät aber auch in kleineren Gruppen. Bald sollen auch Azubis dazukommen.
Bei dem Programm lernte Brosterhues die 37-jährige Annika Bremerich kennen, die eine ganz ähnliche Geschichte hinter sich hat. Sie habe erst Karriere gemacht, aber irgendwann gemerkt, dass das doch nicht der richtige Weg für sie ist. „Ich wollte immer das machen, wofür mein Herz schlägt und wovon andere etwas haben.“
Nachdem ihr Sohn 2018 zur Welt kam, sei sie am Thema Kinderstärken hängengeblieben – und ließ sich dann ebenfalls bei „Stark auch ohne Muckis“ ausbilden. Als Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin und Kinder- und Jugendcoach bietet sie ebenfalls Kurse an, stets dabei ist ihr Maskottchen, der Superlöwe.
„Du musst dich wehren“ – es geht auch anders
Doch wozu brauchen Kinder – aber auch ihre Lehrer und Eltern – ein solches Training? „Häufig herrscht noch das Mindset ‚Du darfst dir nicht alles gefallen lassen, du musst dich wehren!‘ Diesen Weg kann man gehen, aber er führt nicht zur eigenen Zufriedenheit“, so Brosterhues.
Kinder sollten stattdessen lernen, dass jeder selbst die eigenen Gefühle und Gedanken beeinflussen kann. „Nicht die Schule, die anderen Schüler oder der Lehrer, sondern immer ich kann selber entscheiden, wie ich mit meinen Gedanken umgehe“, so die 34-Jährige.

Annika Bremerich (37) hat einen vier Jahre alten Sohn. Sie bietet ihr Superlöwentraining in Kitas und Grundschulen an und gibt auch Selbstbehauptungskurse. © Claudia Pott
Die beiden Mütter finden, dass das Erlernen dieser Einstellung wichtiger ist als mancher Stoff, der in der Schule unterrichtet wird. „Was ist Glück und wie kann ich mein Leben so in die Hand nehmen, dass ich zufrieden bin?“ nennt Brosterhues Fragen, auf die man schon in jungen Jahren Antworten kennen sollte, um stark und selbstbewusst durchs eigene Leben zu gehen.
Sätze, bei denen Eltern und Lehrer hellhörig werden sollten, seien „Ich kann das einfach nicht“, „die anderen sind immer besser“ oder „Ich mache nur Fehler“. Hier sei es wichtig, mit dem Kind zu sprechen und richtig zu reagieren.
Fehler sind Helfer, durch die man lernen kann
Gerade nach der Corona-Zeit sei es wichtig, die innere Stärke zu kräftigen. „Viele Schulanfänger waren nicht vor Ort und ihnen fehlt viel soziale Kompetenz. Kinder lernen aus Erfahrungen“, erklärt Brosterhues. Damit geht einher, dass die Kinder immer mehr Zeit an Handy, Computer und Co. verbringen. „Auch Cybermobbing ist ein Thema, das wir besprechen.“
Bei den beiden Unnaerinnen lernen die Kinder zum Beispiel, dass Fehler Helfer sind, durch die man lernen kann, dass man sich nicht mit anderen vergleichen sollte, sondern nur mit einem selbst und dass man mit Übung alles schaffen kann. „In Mathe gibt es kein schlau und nicht schlau, sondern geübt und ungeübt“, erklärt Bremerich. Das Gehirn sei ein Muskel, den man trainieren könne, „so wie beim Sport.“
Den beiden Müttern liegt auch viel daran, die Grundhaltung zum Lernen zu ändern: „Lernen kann Spaß machen. Im Kindergarten wollen alle lernen, aber das geht leider früh verloren.“ Das dürfe nicht passieren. Und deshalb geben die beiden auch schon Kurse in Kitas.

Patrizia Brosterhues ist 34 Jahre alt und hat zwei Söhne (4 und 2,5 Jahre alt). Sie gibt Selbstbehauptungs- und Resilienzkurse in Kitas und Schulen, bietet aber auch persönliche Beratungen an. © Claudia Pott
Wie sehr die vermittelten Inhalte das Selbstbewusstsein und damit auch die Stimmung beeinflussen können, das erleben die zwei auch privat. Denn auch sie selbst lernen aus den Inhalten ihres Programms noch dazu. „Fehler sind Helfer, das ist so einfach gesagt. Aber bei mir war das immer ein riesiges Thema, ich war eine Perfektionistin. Jetzt achte ich darauf und es tut gut. Keiner ist wirklich perfekt.“
Ihr Mann habe das Thema Persönlichkeitsentwicklung zunächst belächelt, verrät Bremerich. Jetzt merke ich, wie er unbewusst Verhaltensweisen und Wording übernimmt. Das finden wir gut und es hilft unserem Sohn.“
Kostenlose Kurse zum Weltkindertag
Patrizia Brosterhues und Annika Bremerich sind Teil des kostenfreien Events „Stark ins neue Schuljahr“, das zum Thema „Growth Mindset. Fehler sind Helfer.“ am Weltkindertag (20. September) zahlreiche kostenlose Kurse für anbietet.
Die Kurse richten sich an Kinder zwischen 6 und 12 Jahren sowie Erwachsene (Eltern, Erziehungsberechtigte, Pädagogen/-innen, Erzieher, Lehrerinnen).
Es gibt Online- und vor-Ort-Kurse: Patrizia Brosterhues gibt den Kurs live in zwei Schulklassen, darauf können sich Schulen bewerben. Annika Bremerich wird um 10 Uhr ihren Kurs online in Klassenräume streamen. Andere Trainer geben auch nachmittags Online-Kurse für Kinder, für Erwachsene finden die Kurse abends per Zoom statt.