"Ich lebe hier mitten im Trump-Gebiet"

Halterner Student in USA

Lukas Große-Puppendahl aus Haltern lebt seit dreieinhalb Jahren in West Virginia, rund 320 Kilometer vom Weißen Haus entfernt. Im Interview erzählt er von Schusswaffen im Supermarkt, warum viele Leute in seinem Ort Donald Trump wählen werden und warum Barack Obama dort nicht überall so beliebt ist, wie in Deutschland.

HALTERN/ELKINS

, 31.10.2016, 16:23 Uhr / Lesedauer: 2 min
Lukas Große-Puppendahl (r.) hat mit Freunden das Weiße Haus in Washington besucht. Er lebt in West Virginia, rund 320 Kilometer entfernt.

Lukas Große-Puppendahl (r.) hat mit Freunden das Weiße Haus in Washington besucht. Er lebt in West Virginia, rund 320 Kilometer entfernt.

Am Dienstag (8. November) wird das neue Staatsoberhaupt der USA gewählt. Der 24-jährige Lukas Große-Puppendahl studiert Management und Marketing in Elkins, im Staat West Virginia. Mit einem Fußball-Stipendium finanziert er sich das Studium dort. Wir haben im Videochat mit dem Halterner gesprochen.

 

Lukas, die US-Wahl beschäftigt gerade die ganze Welt. Wie nimmst du den Wahlkampf vor Ort wahr?

Bei der letzten Präsidenten-Wahl war ich ja noch nicht hier, aber das ist definitiv gerade kein normaler Wahlkampf. Das ist schon besonders, wie sich die beiden Kandidaten gegenseitig angreifen. Eigentlich wollen viele Leute hier keinen von beiden wählen. Könnte man die Vorwahlen wiederholen, würden bestimmt andere Kandidaten aufgestellt. Das zieht sich alles schon ein bisschen ins Lächerliche.

In Deutschland bekommt man das Gefühl, Donald Trump befördere sich immer mehr ins Abseits.

Ich glaube, dass in Deutschland ein falsches Bild herrscht. Ich lese ja auch noch viel auf deutschen Nachrichtenseiten. Da wurde geschrieben, Clinton habe jede TV-Debatte gewonnen, das sieht man hier nicht so. Die Wahl wird eine ganz enge Kiste, ich lebe hier mitten im Trump-Gebiet.

Womit argumentieren denn Trump-Fans?

Er richtet sich an Waffenlobbyisten und Leute mit geringem Einkommen, liefert aber keine konkreten Pläne. Hier in West Virginia gibt es viel ländliche Natur, Waffen sind den Leuten wichtig. Da wird für Trump gewählt.

Diese Waffennarren kann man aus deutscher Sicht ja gar nicht verstehen.

In einem ganz normalen Supermarkt wie Walmart kann man hier Waffen kaufen, bestimmt jeder zweite hat eine zu Hause. Mit vielen Leuten kann man darüber auch gar nicht diskutieren, die sehen das als ihre Kultur an. Sie sind der Meinung, Waffen verhindern Verbrechen.

Wie diskutierst du mit Freunden über Politik?

Es wird inzwischen wirklich täglich über die Wahl gesprochen, in meiner Fußball-Mannschaft gibt es aber viele Europäer. Viele von uns denken gleich, wie praktisch überall in Europa: Trump geht gar nicht. Amerikaner in unserem Alter sind aber hin- und hergerissen. Hillary Clinton hatte diese E-Mail-Affäre und widerspricht sich häufig. Die Leute wollen, dass sich etwas ändert. Sie wollen einfach niemanden mehr von der Demokratischen Partei.

Wieso sind sie mit Obama denn so unzufrieden, der in Deutschland doch sehr beliebt ist?

Die Leute haben das Gefühl, dass unter Obama einfach nichts passiert ist. Obama ist ein super Redner, kann sich gut verkaufen, aber die politischen Probleme in Amerika sieht man in Deutschland oft nicht. „Obamacare“ (ein neues Gesetz zur Krankenversicherung, Anm. d. Red.) hat einige Kosten hochgetrieben. Auch Clinton will dieses Programm ändern.

Und was meinst du, wie wird die Wahl ausgehen?

Ich habe das Gefühl, es könnte einen zweiten Brexit geben: Vorher rechnet keiner mit einem Sieg für Trump, und dann kommt's doch ganz anders.