Hunderte Menschen evakuiert: „Die Welt muss den afghanischen Leuten helfen“
Afghanistan
Hunderte Menschen, die in Afghanistan festsaßen, sind über Taschkent nach Deutschland in Sicherheit geflogen worden. Am Flughafen in Frankfurt berichten sie von ihrer Evakuierung.

In Sicherheit gebrachte Menschen aus Afghanistan kommen auf dem Frankfurter Flughafen an. © Frank Rumpenhorst/dpa
In Frankfurt sind am frühen Donnerstagmorgen weitere Maschinen mit Hunderten Menschen an Bord gelandet, die zuvor aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden waren.
Insgesamt befanden sich rund 500 Menschen an Bord der beiden gecharterten Flieger von Lufthansa und Uzbekistan Airways. Die Maschinen waren in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet, dorthin hatte die Bundeswehr die Menschen zuvor aus der afghanischen Hauptstadt Kabul gebracht.

Rund 500 Menschen befanden sich an Bord der beiden gecharterten Flieger von Lufthansa und Uzbekistan Airways. © Michael Probst/AP/dpa
Eine weitere Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete am Donnerstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.
Inzwischen fordern die Taliban Afghanen offenbar auf, den Flughafen Kabul zu verlassen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters auf Twitter.
Taliban urge Afghans to leave Kabul airport after days of deadly chaos https://t.co/UxseNxhOvA pic.twitter.com/rlcWsUy3eT
— Reuters (@Reuters) August 19, 2021
Menschen am Flughafen in Kabul gestorben
Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.
Nach ihrer Landung in Deutschland berichteten Passagiere von schlimmen Erlebnissen und chaotischen Verhältnissen am Flughafen in Kabul. Er habe Tote gesehen und Schüsse gehört. „Es ist schrecklich“, sagte Mahmud Sadjadi. „Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Nur Chaos“, beschrieb er die Zustände in Kabul.

Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren in Taschkent. © Marc Tessensohn/Bundeswehr/dpa
Der Mann aus dem Westerwald war zuvor mit dem Evakuierungsflug der Lufthansa nach Frankfurt geflogen worden. Sadjadi, der sich drei Wochen in Kabul aufgehalten hatte, sagte, insbesondere am Flughafen der afghanischen Hauptstadt sei es gefährlich. „Man muss beispielsweise auch durch eine Barriere der Taliban durchgehen.“ Afghanische Sicherheitskräfte hätten geschossen. Er habe mitbekommen, wie Menschen gestorben seien. Ohne Pass sei kein Durchkommen zum Flughafen möglich gewesen.
„Die Situation ist nicht leicht unter Kontrolle zu bringen“
Ein anderer Passagier, der seinen Namen nicht nennen wollte, berichtete von organisatorischen Schwierigkeiten bei der Rückkehraktion. „Die Situation ist schwer und nicht leicht unter Kontrolle zu bringen“, sagte er. Die Menschen in Afghanistan bräuchten aber Hilfe. „Die Welt muss den afghanischen Leuten helfen.“
Der Passagier Sadjadi dankte der Bundesregierung für die Rettung, beklagte aber auch fehlende Informationen. „Es gab keine Informationen, wo wir uns sammeln müssen, wann wir uns sammeln müssen.“ Man sei allein gelassen worden, auf seine Mails habe er keine Antwort bekommen. Andere Länder hätten ihre Leute mit Bussen eingesammelt und zum Flughafen gebracht. „Gott sei Dank ist alles gut gegangen.“
Dennoch denke er an die vielen Menschen, die noch in Afghanistan seien. Die Situation sei schrecklich, sagte Sadjadi, der in Frankfurt von seinen Kindern empfangen wurde. „Das Billigste, was es gibt, ist das Leben eines Afghanen“, sagte der Deutsche mit afghanischen Wurzeln. Mit dem Land würde ein schreckliches Spiel gespielt. Er selbst habe noch Familie in Afghanistan, seine Geschwister lebten dort.
dpa
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