Brachte erst der gegen ihn verhängte Haftbefehl die Wende? Bereits im letzten Sommer sollte der Gründer der insolventen Fakt AG, Hubert Schulte-Kemper (78), dem Amtsgericht Marl seine Vermögenswerte auflisten. Das hat er mehrmals abgewendet. Nun liegt Obergerichtsvollzieher Michael Fricke eine vollständige Vermögensauskunft Schulte-Kempers vor. Das bestätigt der stellvertretende Amtsgerichtsdirektor Andreas Wingart.
Vor zwei Wochen hatte das Amtsgericht Marl gegen den Unternehmer auf Forderung der Gläubiger Haftbefehl erlassen. Er wird nun wird nicht mehr vollzogen. Die Erzwingungshaft war ein letztes Druckmittel der Gläubiger.

Nach Online-Berichten der Funke Medien fordern die Geldgeber der Fakt AG - Immobilienfirmen, ein Forschungszentrum, ein Finanzamt, ein Mode-Unternehmen, Fonds- und Kapitalgesellschaften - insgesamt mehr als 323 Millionen Euro zurück.
In dem Verfahren am Amtsgericht Marl ging es aber nicht um das Vermögen der Fakt AG, sondern um das Privatvermögen Schulte-Kempers. Er hatte für mehrere Darlehen seines Immobilienkonzerns Bürgschaften abgegeben und soll Zahlungen schuldig geblieben sein.
Gläubiger machten Druck
Drei Gläubiger wollen wissen, was bei ihm selbst noch zu holen ist: Die Frankfurter creditshelf Solutions GmbH, ein Unternehmensfinanzierer, verlangt eine Million Euro und Zinsen in Höhe von fünf Prozent zurück. Ein privates Beteiligungsunternehmen will unbestätigten Berichten zufolge sogar sechs Millionen Euro haben. Die Sparkasse Vest hat ebenfalls Forderungen.
Nun können die Gläubiger sich einen Überblick über Schulte-Kempers finanzielle Situation verschaffen - indem sie den Gerichtsvollzieher um eine Abschrift der Vermögensauskunft bitten. Aufgelistet werden in einer solchen Auskunft Werte, auf die man im Rahmen einer Zwangsvollstreckung zugreifen kann: Konten bei Banken, Immobilien, Geschäftsanteile bei Firmen oder wertvoller Schmuck.
Überdies bleibt Schulte-Kemper, der als CDU-Vorsitzender die Geschicke der Stadt Marl mitbestimmte und lange als Unternehmer erfolgreich war, ins öffentlich zugängliche Schuldnerverzeichnis eingetragen. Wer sich in diesem gemeinsamen Vollstreckungsportal der Länder registriert, kann persönliche Daten der Schuldner einsehen. Jede Abfrage kostet 4,50 Euro.
Gläubiger, die sich über Schulte-Kemper informieren wollen, erfahren in dem Verzeichnis, dass gegen ihn ein Haftbefehl eingetragen war und dass der Marler Unternehmer eine Vermögensauskunft abgegeben hat.
Schulte-Kemper droht Millionen-Zahlung: Darlehen nicht zurückgezahlt