Hier brennen die Osterfeuer in der Region
Mit interaktiver Karte
Verwirrung beim Thema Osterfeuer. Die Kommunen regeln selbst, ob sie genehmigt werden müssen oder nicht. Die Zahl solcher Veranstaltungen sinkt - in Dortmund seit 2010 von 120 auf 30. Schuld seien nicht nur Vorschriften, sagt Brauchforscherin Dagmar Hänel. Wo es in der Region dieses Jahr Osterfeuer gibt, zeigt unsere Karte.

So loderte das Osterfeuer der Pfadfinder 2015 am Steverweg in Selm geschickt.
In einigen Städten und Gemeinden ist der Trend tatsächlich rückläufig. In Dortmund wurden 2010 noch 120 Osterfeuer abgebrannt, 2012 nur noch 79 und in diesem wie schon im vergangenen Jahr nur noch 30. In Schwerte sinkt die Zahl der offiziell angemeldeten Veranstaltungen ebenfalls: 42 waren es 2011, 36 im Jahr 2013 und 21 in diesem Jahr. Und auch in Lünen waren es 2012 noch 19, jetzt nur noch 12.
Verallgemeinern sollte man diese Entwicklung allerdings nicht. So sieht es Christiane Cantauw von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen. Zahlen aus der Region geben ihr Recht: In Castrop-Rauxel werden seit Jahren konstant zwischen 20 und 25 Osterfeuer veranstaltet. In Herbern sind es traditionell 3, eins in jedem Ortsteil.
Hier finden dieses Jahr in der Region Osterfeuer statt - sofern bekannt:
Auf unserer interaktiven Karte finden Sie Ort und Zeit aller Osterfeuer in Ihrer Nähe. Sie können den Ausschnitt vergrößern und verkleinern sowie per Mausklick einzelne Veranstaltungen auswählen und sich die Infos anzeigen lassen.
Grüne Markierung: Gründonnerstag, 24. MärzRote Markierung: Karsamstag, 26. MärzBlaue Markierung: Ostersonntag, 27. MärzGelbe Markierung: Ostermontag, 28. März
Erklärungsansätze
Dennoch: Ganz abstreiten lassen sich die Beobachtungen nicht. Dagmar Hänel Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn hat sich mit der Entwicklung von Osterfeuern beschäftigt und streitet Veränderungen nicht ab. Sie nennt zwei Gründe dafür, warum die Tradition mancherorts nicht mehr so lebendig ist:
- Veränderte rechtliche Grundlagen und damit einhergehend strenge Vorschriften über das Abbrennen von Osterfeuern
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Ein Umdenken der Bevölkerung besonders im Hinblick auf Umweltfragen
Was das Gesetz sagt
Beginnen wir aber bei den Vorschriften. Werden Osterfeuer als Brauchtumsfeuer abgebrannt, sind sie grundsätzlich zulässig. Unter welchen Bedingungen sie veranstaltet werden dürfen, regeln seit 2006 die örtlichen Ordnungsbehörden der jeweiligen Städte und Gemeinden selbst (Erlass des Umweltministerums NRW vom 9.5.2006 Az.: IV -4-890-23619). Zuvor gab es diesbezüglich eine landesrechtliche Verordnung. Ihr Wegfall führt zu unterschiedlichen Vorschriften in den Kommunen.
Ohnehin sind Osterfeuer aber nur erlaubt, wenn es sich dabei tatsächlich um Brauchtumsfeuer handelt. Das sind Feuer zur Brauchtumspflege, also auch Osterfeuer zwischen Karfreitag und Ostermontag, die traditionell im gesellschaftlichen Leben einer Kommune oder Gemeinde verankert sind. Veranstalter dieser Feuer können Vereine, Kirchen oder religiöse Glaubensgemeinschaften sein. Sofern Privatpersonen die langjährige Brauchtumspflege nachweisen können, können auch sie Osterfeuer durchführen.
Diese Vorschriften gelten in den Kommunen
Ob ein Osterfeuer in einer Kommune nun genehmigt werden muss, oder ob es genügt, es anzumelden, geht aus den Vorschriften der örtlichen Ordnungsbehörden hervor. Darin werden auch Fragen zur Sicherheit oder Rauch- und Lärmbelästigung geregelt. Werden die örtlichen Vorschriften nicht eingehalten, drohen Strafen. Ein paar Beispiele:
- In Dortmund mussten Osterfeuer in diesem Jahr bis zum 29. Februar angemeldet werden, in Schwerte bis zum 10. März, in Lünen bis zum 13. März. Darüber hinaus gelten Auflagen zum Umwelt- und Tierschutz oder der Sicherheit, etwa, dass nur trockene pflanzliche Rückstände verbrannt werden dürfen. Wer gegen die Vorschriften verstößt, kann dort mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro belangt werden.
- In Castrop-Rauxel besteht Genehmigungspflicht. Die Stadt erhebt für die Genehmigung eine Bearbeitungsgebühr von mindestens 50 Euro je Antrag. Wie in Dortmund mussten die Anträge bis zum 29. Februar eingegangen sein.
- Die Stadt Bochum handhabt das Thema Osterfeuer etwas lockerer. Vereine, Kindergärten und kirchliche Organisationen dürfen am Gründonnerstag, am Samstag vor Ostern, am Ostersonntag sowie am Ostermontag ohne weiteres abbrennen. "Allerdings dürfen andere Personen durch das Abbrennen des Osterfeuers nicht gefährdet oder erheblich belästigt werden. Deshalb dürfen Osterfeuer bei feuchter Witterung oder starkem Wind nicht abgebrannt werden", heißt es auf einem Merkblatt der Stadt.
Sensibilität für Umweltfragen
"Die Genehmigungspflicht und die Angst vor einer eventuellen Strafe wirken abschreckend", sagt Dagmar Hänel vom Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. Ohne weiteres veranstalte heute nicht mehr jeder ein Osterfeuer.
Bedeutender als diese Formsache schätzt Hänel allerdings die zunehmende Sensibilität der Gesellschaft für Umweltfragen ein. Die für die Umwelt negativen Folgen von Osterfeuern werden seit einigen Jahren stärker wahrgenommen.
- Durch große Feuer steigt die Feinstaubbelastung.
- Wenn Holz und Geäst schon Tage vor der Veranstaltung aufgestapelt wird, setzen sich Tiere wie Igel oder Mäuse hinein, die dann in dem Feuer verbrennen.
Gesellschaftlicher Wandel
"Die Gefahren und der Nutzen von Osterfeuern werden heute viel mehr abgewogen als früher", sagt die Brauchforscherin. Die Konsequenz dieses Umweltbewusstseins sei ein Verzicht auf die Feuer.
Das spiegele einen gesellschaftlichen Wandel wieder. "Bräuche werden immer verändert. Wenn sie den Lebenswirklichkeiten der Gesellschaft angepasst werden, sind sie lebendig", sagt Hänel. Bedauern tut die Brauchforscherin das nicht. Im Gegenteil, sie betrachtet die Entwicklung mit großem Interesse: "Die Veränderungen machen Brauchtum interessant."
Risiken reduzieren
Die Gefahr, dass die Tradition der Osterfeuer komplett verschwindet, sieht sie nicht: "Ich denke, die großen Osterfeuer fallen weg. Dafür wird es aber kleinere Veranstaltungen etwa in Kirchengemeinden geben." Die Brauchforscherin begründet ihre Einschätzung mit einer geringeren Feinstaubbelastung und einer kleineren Gefahr für Tiere. Da das Holz für kleinere Feuer nicht schon Tage im Voraus aufgestapelt werden muss, nisten sich dort die Tiere nicht ein.
Als christlicher Brauch soll das Osterfeuer wie die Osterkerze den wiederauferstandenen Jesus Christus symbolisieren. Der nicht-christliche Hintergrund: Das Osterfeuer vertreibt den Winter. Heute sind die meisten Feuer einfach eine Gelegenheit, mit Freunden oder Familie zusammenzukommen.