Hexer Omeyer - Gille: «Nicht schlecht für alten Sack»
Der Hexer nimmt sogar das Olympia-Finale gelassen. Alles schon mal erlebt. Frankreichs Torhüter Thierry Omeyer wurde 2008 in Peking Olympiasieger, zudem dreimal Weltmeister und viermal Champions League-Sieger.

Thierry Omeyer hat bereits alles im Handball gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Foto: Srdjan Suki
Der Keeper vom deutschen Meister THW Kiel weiß, wie man gewinnt - und wie man auch vor einem olympischen Endspiel gegen Schweden die Ruhe behält. «Mit einer guten Angriffsleistung gewinnt man ein Spiel, aber mit einer guter Abwehr ein Turnier - und die Abwehr hat bisher eine Riesenleistung geboten», erklärte Omeyer vor dem entscheidenden Spiel des olympischen Handball-Turniers am Sonntag in London. In der Vorrunde hatten die Franzosen die Schweden mit 29:26 bezwungen.
Je wichtiger das Spiel, desto besser ist Omeyer normalerweise. Beim 25:22-Halbfinalsieg gegen Kroatien trieb der 35-Jährige die Gegenspieler am Freitagabend mit seinen Großtaten reihenweise in den Wahnsinn. Unglaubliche 87 Prozent gehaltener Bälle verbuchte der Welthandballer von 2008 in der Anfangsphase. Die gut 8000 französischen Fans in der ausverkauften Halle waren bei der Ein-Mann-Show sofort mit ihren «Titi»-Sprechchören zu hören.
«Nicht schlecht für einen alten Sack», lobte Teamkollege Bertrand Gille. Der Kreisläufer, der sich nach dem Meistertitel im Vorjahr nun aus Hamburg verabschiedet hat, hält seinen Nationalkeeper für den besten der Welt: «Seitdem er in Kiel ist, ist Kiel nur einmal nicht Meister geworden. Der Schlüssel zum Erfolg? Da müssen wir nicht lange suchen, Titi natürlich.»
Omeyer ist bei den Franzosen nicht der Einzige mit großer Erfahrung in wichtigen Spielen. «Die ist sehr wichtig. Es hat uns sehr geärgert, dass man uns nach der EM als zu alt abgestempelt hat», meinte Superstar Nikola Karabatic, der jeden einzelnen Mitspieler immer wieder abklatschte und heiß machte. Die Kritik am vermeintlich fehlenden Leistungsvermögen motiviert den Favoriten zusätzlich. Zudem streben die Gille-Brüder Bertrand und Guillaume, Abwehrrecke Didier Dinart und Rückraumspieler Jerome Fernandez einen glorreichen Abschied in ihrem letzten Olympia-Spiel an. Dazu komme neben dem Selbstvertrauen «die große Qualität dieser Mannschaft», so Omeyer.
So kommt es für Außenseiter Schweden an diesem Sonntag (16.00 Uhr) gleich in doppelter Hinsicht knüppeldick. Zum einen müssen sie beim vierten Griff nach Olympia-Gold ihr Finaltrauma besiegen, zum anderen erst einmal an Omeyer vorbei - und der kennt Schwedens wurfgewaltigen Kim Andersson aus gemeinsamen Kieler Tagen bestens. «Wir haben ja auch schon in der Vorrunde gegen sie gespielt und mit drei Toren gewonnen», sagte Omeyer, der zum 1. Juli 2013 nach Frankreich zu Montpellier HB zurückkehrt.
Nervenflattern kennt er nicht. Im Gegenteil: Der Schlussmann kann die prickelnde Final-Atmosphäre in der Basketball-Arena des Olympia-Parks kaum erwarten: «Es ist immer geil, vor so einer Kulisse zu spielen, egal ob sie für oder gegen die Mannschaft ist. Ich mag so eine großartige Stimmung.» Bertrand Gille betonte: «Das ist schon der Hammer, Gänsehaut pur. Jeder war anfangs traurig, dass die Olympischen Spiele nicht in Paris stattfinden, sondern in London. Bei der Atmosphäre kann man sich vorstellen, was da losgewesen wäre.» Frankreich ist bereit, den Peking-Coup zu wiederholen - mit Omeyer.