Nach zwei Corona-Jahren wird beim Sunset Picknick auf der Halde Hoheward endlich wieder zu wummernden Elektro-Beats ausgelassen abgetanzt.

Nach zwei Corona-Jahren wird beim Sunset Picknick auf der Halde Hoheward endlich wieder zu wummernden Elektro-Beats ausgelassen abgetanzt. © Jörg Gutzeit

Warum das Sunset Picknick das coolste Sommer-Event im Ruhrgebiet ist

rnMit Video und Fotostrecke

Den Neustart des Sunset Picknicks auf der Halde Hoheward feiern Tausende. Was – außer den Top-DJs – macht die Elektro-Party zum coolsten Sommer-Event im Ruhrgebiet? Für die Besucher keine Frage.

Herten, Recklinghausen

, 16.07.2022, 21:59 Uhr

Für Fans von wummernden Bässen und melodischen Elektro-Sounds waren die letzten beiden Jahre hart. Wegen Corona fand das Sunset Picknick 2020 nur digital statt. Und im vergangenen Jahr gab‘s mehr Picknick als Party. Nur 600 Gäste waren zugelassen, so sollte schweißtreibendes Dance-Gedränge auf dem Haldenplateau an der Stadtgrenze Herten/Recklinghausen verhindert werden.

„Mit der Sonne im Gesicht ist es am schönsten!“

Doch jetzt ist wieder alles beim Alten. Die Marke von 600 Gästen war am Samstag (16.7.) schon um 15 Uhr überschritten, letztlich tanzten Tausende in den Sonnenuntergang. So auch Jennifer aus Datteln: „Ich komme eigentlich jedes Jahr hierher. In den beiden Corona-Jahren hat mir das Sunset Picknick echt gefehlt“, erzählt die 33-Jährige, die im neongrünen Kleid entspannt über die kreisrunde Fläche am Obelisken schwebt.

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Was das Sunset Picknick für sie zum coolsten Event macht? „Es ist in der Nähe, man ist in schöner Gesellschaft und kann ungestört tanzen, es ist kostenlos und die DJs sind einfach super!“ Noch lieber als in den Abendstunden, wenn Lichteffekte den Haldengipfel spektakulär in Szene setzen, tanzt Jennifer nachmittags: „Mit der Sonne im Gesicht ist es am schönsten!“

Jennifer (33) aus Datteln tanzt am liebsten mit der Sonne im Gesicht.

Jennifer (33) aus Datteln tanzt am liebsten mit der Sonne im Gesicht. © Jörg Gutzeit

Für die DJs hingegen ist es das Großartigste, vom Mischpult in die feiernde Masse zu schauen. ALYF (gesprochen wie englisch alive) aus Haltern sorgt zusammen mit Verena Becker aus Wanne-Eickel für „dirty Tech-House-Vibes“, garniert mit Vocals und natürlich reichlich Bass. „Ich hin sehr dankbar für diese Erfahrung“, erzählt Verena, die erst seit zwei Jahren als DJ auflegt. Das Sunset Picknick ist ihr zweites Festival.

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Sunset Picknick lockt Tausende auf die Halde

Das erste Sunset-Picknick ohne Corona Beschränkungen zog Tausende auf die Halde Hoheward. Auf dem Plateau der Sonnenuhr tanzten die Raver in den Sonnenuntergang hinein. Bis 22 Uhr hallten die Beats über die Halde.
16.07.2022

ALYF steht regelmäßig in Clubs an den Reglern, wo die pulsierende Menge auf engstem Raum abtanzt. Da sind Open-air-Festivals eine willkommene Abwechslung: „Hier gibt’s Sonne, frische Luft, viel mehr Leute. Clubs und Festivals – beides ist unheimlich geil.“

Für die DJs ALYF (l.) aus Haltern und Verena Becker aus Wanne-Eickel ist das Sunset Picknick ein Heimspiel.

Für die DJs ALYF (l.) aus Haltern und Verena Becker aus Wanne-Eickel ist das Sunset Picknick ein Heimspiel. © Jörg Gutzeit

Trotzdem ist es gar nicht so einfach, gute DJs für das Sunset Picknick zu gewinnen, wie Sebastian Eck von der Ruhr Tourismus GmbH verrät. Zwar sei die Veranstaltung, die erstmals 2010 stattfand (die Premiere noch in Bottrop), in der Szene längst bekannt. Aber, so Eck: „Der Markt ist leergefegt. Viele Veranstaltungen werden nachgeholt, die Künstler haben mehrere Auftritte pro Wochenende. Da sind wir froh, dass wir jemanden wie Jonas Saalbach als Top-Act verpflichten konnten.“

„Danach lecken sich viele DJs die Finger“

Grundsätzlich sei das grandiose Haldenpanorama, das Feiern über den Dächern der Metropole Ruhr in den Sonnenuntergang hinein für DJs sehr reizvoll. Markus Keil vom Regionalverband Ruhr weiß: „Danach lecken sich viele DJs die Finger. Das ist einfach was anderes, als in Ferien-Resorts aufzulegen.“

Das kreisrunde Plateau der Sonnenuhr auf der Halde Hoheward verwandelt sich in eine riesige Tanzfläche mit einmaliger Panorama-Rundumsicht über das Ruhrgebiet.

Das kreisrunde Plateau der Sonnenuhr auf der Halde Hoheward verwandelt sich in eine riesige Tanzfläche mit einmaliger Panorama-Rundumsicht über das Ruhrgebiet. © Jörg Gutzeit

Halde statt Ferien-Resort – das denken sich auch Anna, Lena, Chris, Dennis, Saskia, Stephan und Laura. Bevor es die Gruppe aus Herten, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick auf die Tanzfläche zieht, werden erstmal am Rand die Flüssigkeitsvorräte aufgefüllt. „Die Location ist einmalig“, schwärmt Laura. „Wo kann man schon über den Dächern von Herten und Recklinghausen feiern? Und die DJs sind alle richtig gut!“

Vor dem Tanzen erstmal gemütlich chillen (v.l.): Anna, Lena, Chris, Dennis, Saskia, Stephan und Laura aus Herten, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick.

Vor dem Tanzen erstmal gemütlich chillen (v.l.): Anna, Lena, Chris, Dennis, Saskia, Stephan und Laura aus Herten, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick. © Jörg Gutzeit

Mexiko – Brandenburg – Halde Hoheward

Zum Glück brennt die Sonne letztlich weniger heiß als vor einigen Tagen noch befürchtet. Das Deutsche Rote Kreuz hat bis zum Abschluss rund 110 Patienten zu versorgen. Dennoch können auch die Sanitäter noch ein bisschen den Sounds von Jonas Saalbach lauschen. Der hat schon beim „Burning Man“-Festival in Nevada (USA) aufgelegt, tourte Ende Juni durch Mexiko, legte am Freitag noch bei einem Festival in Brandenburg auf und düste direkt weiter ins Ruhrgebiet, um hoch auf der Halde Hoheward Tausenden Tanzwütigen einen perfekten Sommerabend zu bereiten.

Bilanz der Sanitäter Je mehr Besucher gegen Abend auf die Halde strömten, desto mehr hatten die Sanitäter zu tun.
  • Ein Zwischenfall mit Drogen und eine blutige Nase nach einer Schlägerei führten dazu, dass zwei Patienten ins Krankenhaus transportiert werden mussten. Hinzu kamen 110 ambulante Versorgungen. Ralph Hoffert, Hertener DRK-Chef und Einsatzleiter: „Viele Wespenstiche, Blasen an den Füßen, eine kleine Kopfplatzwunde, einige wenige Schürfwunden, meist gestürzte Radfahrer.“
  • Für Hoffert nichts Besonderes bei einer solchen Großveranstaltung: „Alles in allem war es eine sehr friedliche und gerade in den Nachmittagsstunden familienfreundliche Atmosphäre. Wir waren zu keiner Zeit überlastet.“
  • Das Hertener DRK war – unterstützt durch Kräfte aus Gelsenkirchen – mit rund 30 Sanitätern und zwei Notärzten sowie zwei Rettungswagen, zwei Krankenwagen, einer mobilen Sanitätsstation und zwei Einsatz-Motorrädern vor Ort. Hoffert: „Außerdem hatten wir dieses Jahr erstmals zwei Fahrtragen mit Fahrradreifen im Einsatz, wie viele sie vom Oktoberfest kennen. Die sind auf der Halde klasse bei Kies und Rasen. Damit haben wir Patienten ins Zelt zur ambulanten Versorgung gebracht.“
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