Heizen mit Holz: Warum Experten die Alternative verbieten wollen
Gut oder schlecht fürs Klima?
Heizen mit Holz wird von Behörden als klimafreundlich eingestuft. Viele Experten sehen das anders – und wollen Kamin, Ofen und Co. verbieten.
Wer schon einmal die behagliche Wärme eines Kaminfeuers gespürt hat, weiß, dass eine klassische Heizung da kaum mithalten kann. Und weil immer mehr Menschen sich nach einer Alternative zur Gasheizung oder Ölheizung umschauen, rückt das Heizen mit Holz wieder verstärkt in den Fokus. Das gefällt aber nicht allen: Einige Experten wollen es verbieten.
Heizen mit Holz: Das können Kamin, Kachelofen und Heizkessel
Es gibt unterschiedliche Arten, um mit Holz zu heizen. Dabei unterscheidet man zwischen sogenannten Einzelraumfeuerungsanlagen und Zentralheizungen. Wie der Name schon sagt, soll mit einer Einzelraumfeuerungsanlage ein Raum beheizt werden. Die bekanntesten Anlagen dieser Art sind wohl der Kamin und der Kachelofen.
Aber auch beim Kamin gibt es Unterschiede: So gibt es beispielsweise offene Kamine und Kaminöfen. Ein offener Kamin zeichnet sich dadurch aus, dass es zwischen Feuerstelle und Wohnraum keine Abgrenzung gibt. Ein Kaminofen ist dagegen eine geschlossene Anlage, in die das Holz durch eine verschließbare Tür gegeben wird.
Das gilt auch für einen Kachelofen, der aber etwas anders betrieben wird. Weil dieser zum Großteil mit Ofenkacheln oder Kachelsteinen verkleidet ist, speichert er Wärme besonders gut. Deshalb wird eine solche Anlage meist eine kürzere Zeit unter Volllast mit Holz beheizt und gibt die Wärme dann über mehrere Stunden an den Raum ab.
Eine Million Haushalte in Deutschland heizen mit Holz
Anders als bei einem Kamin beheizt eine Zentralheizung nicht nur einen Raum mit Holz, sondern ein ganzes Gebäude. Sie funktioniert ähnlich wie eine Öl- oder Gasheizung, nur dass Heizungs- und Trinkwasser eben mit Holz erhitzt werden. Die Holzheizkessel, über die die Erwärmung abläuft, müssen entweder per Hand bestückt werden oder werden ganz automatisch befeuert – dann aber nicht mit klassischem Brennholz, sondern eher mit Holzpellets oder Hackschnitzeln.

Bei einem offenen Kamin gibt es keine Abgrenzung zwischen brennendem Holz und dem Raum. © picture-alliance/ dpa
Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft heizen immerhin eine Million Haushalte in Deutschland mit Holz – in Form von Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzeln – als primäre Energiequelle, also für das gesamte Gebäude. Hinzu kommen demnach rund elf Millionen Einzelraumfeuerungsanlagen wie Kamine oder Kachelöfen. Doch bei Neubauten spielt das Heizen mit Holz heutzutage keine große Rolle mehr: Nur bei 3,6 Prozent der im Jahr 2021 neu errichteten Häuser war es die primäre Heizenergiequelle, wie das Statistische Bundesamt berichtet.
Heizen mit Holz: Kosten sind Vorteil – es gibt aber auch Nachteile
Vor dem Hintergrund stark gestiegener Kosten für Gas oder Heizöl machen sich aber wieder mehr Menschen Gedanken darüber, mit Holz zu heizen. Doch auch in diesem Bereich gab es enorme Preissteigerungen: Das Statistische Bundesamt beziffert den Anstieg der Brennholz- und Pelletpreise für August 2022 im Vergleich zum Vorjahr auf 86 Prozent. Trotzdem sind die Kosten für eine Kilowattstunde Heizenergie beim Holz noch immer niedriger als beim Gas. Geld sparen kann aber wohl nur jemand, der bereits über einen Kamin oder ähnliches verfügt. Schließlich müssten die Anschaffungs- und Montagekosten auch mit einberechnet werden.
Neben den geringeren Betriebskosten hat das Heizen mit Holz aber auch einige Nachteile. Denn während das Erdgas beispielsweise durch unterirdische Leitungen ins Haus strömen kann, muss der Brennstoff für eine Holzheizung zu Hause gelagert werden. Und um Brennholz für einen ganzen Winter zu lagern, benötigt man relativ viel Platz. Zudem müssen Kamin- oder Kachelöfen per Hand mit Holz bestückt werden, was einen größeren Arbeitsaufwand bedeutet. Dieser wird sogar noch größer, wenn man das Brennholz nicht fertig kauft, sondern selbst schlägt bzw. spaltet.
Holz gilt als klimafreundlich – Experten widersprechen
Ob die Umweltbilanz des Heizens mit Holz ein Vor- oder Nachteil ist, daran scheiden sich die Geister. Die Bundesregierung und die EU stufen Holz als klimafreundlichen Brennstoff und erneuerbare Energie ein, weil bei der Verbrennung nur so viel CO2 produziert werde, wie die Bäume zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen hätten.
Das sehen aber nicht alle so: „Bäume brauchen Jahrzehnte, um so viel Kohlendioxid zu binden wie beim Verbrennen in einem Moment freigesetzt wird. So viel Zeit haben wir für den Klimaschutz aber nicht“, sagte Jana Ballenthien, Waldreferentin der Klimaschutzorganisation Robin Wood, der Süddeutschen Zeitung. Sie plädiert daher für Wärmepumpen oder Solarthermie-Heizungen. Andere Experten geben zu bedenken, dass man das Fällen der Bäume und den Transport des Holzes mit in die Bilanz einberechnen müsste.
Wird Heizen mit Holz verboten?
Abgesehen vom CO2-Ausstoß gibt es aber beim Heizen mit Holz noch eine weitere Problematik: „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, erklärte beispielsweise Achim Dittler, Leiter des Instituts für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), gegenüber der Südwest Presse. Dabei entstünden deutlich mehr Schadstoffe als bei der Verbrennung von Öl oder Gas.
Der Feinstaub, der beim Heizen mit Holz entsteht, kann Medizinern zufolge schwere Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes verursachen. Daher fordern einige Experten, dass das Heizen mit Holz verboten werden soll. Zumindest zum Teil wurden in den vergangenen Jahren bereits Verbote bzw. Einschränkungen umgesetzt. Je nach Baujahr und Bauweise müssen Kaminöfen nachgerüstet werden oder dürfen gar nicht mehr betrieben werden. Einzelheiten dazu hat das Bundesumweltministerium auf seiner Homepage zusammengefasst.
Der Artikel "Heizen mit Holz: Warum Experten die Alternative verbieten wollen" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.