Klar hat der Musik-Oscar für „Im Westen nichts Neues“ ihn zu neuer Bekanntheit katapultiert, aber in Konzerten macht Volker Bertelmann alias Hauschka, was er immer tat: Er produziert Experimentalmusik, die mit Labeln wie „Ambient“, „Chill“, „Landscape Sounds“ nicht zu fassen ist.
So am Mittwoch bei den Ruhrfestspielen, wo Hauschka und Mitstreiter Kai Angermann das Große Haus bespielten. Rechts Hauschka am Flügel, den er mit Dingen füllte, die er im Zeigemodus später hervorkramt.
Rhythmusritt
Links im Foto Kai Angermann. Er bedient Pauken, Geigenbögen (mit denen er den Gong betrommelt), ein Vibraphon und mehr. Das erste, (fast) einzige, namenlose Stück der Herren dauert eine Stunde und wird zum Rhythmusritt, wo beide den Start kennen, aber nicht wissen, wo die Reise hingeht.
Abend und (Anti-) Show leben sehr vom Impro-Charme und einer Form, die in keine Partitur gezwängt Freiräume öffnet.

Perkussion vom Flügel
Man sieht, was die zwei machen, wie sie klanglich etwas auf den Weg bringen, wie Hauschka unauffällig Loops kreiert, damit er am Klavier noch ein Pochen und Nagen auf die Sounds von eben draufsatteln kann.
Hauschka stemmt die tiefen Lagen, mit steifem, statischem Bass vom perkussiv gespieltem Flügel. Schneller als ein Trab, oft weit forscher, aber ohne körperlich schwingende Note, die einen mitnähme. Beinahe anorganisch, manchmal wie aus dem Synthie, mit Wiederholungen, die wie ein Mantra leicht einlullen.
Ohne befriedigendes Finale
Derweil Angermann sich um Tupfer in Höhen und Mitten kümmert und duftige Ausrufezeichen in Hauschkas gebremst manisches Geklöppel streut. Das leider in keine Entladung, Explosion oder Befreiung mündet und ohne befriedigendes Finale bleibt.
Man versteht, warum Jazzer auf solche Sachen abfahren. Wir schauen Musikern beim Live-Experiment in den Werkzeugkasten, spannend. Ach, Hauschkas Zugabe (fünf Minuten) überrascht sogar mit Melodie und Schalk. Gar nicht übel.

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