Hassknecht ist erstaunlich herzlich
Comedy-Choleriker
Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht, Deutschlands bekanntester Fernseh-Choleriker aus der „ZDF-Heute-Show“, gastierte am Freitagabend mit seinem Programm „Das Hassknecht-Prinzip“ im ausverkauften Bürgerhaus Kinderhaus. Schon vor Beginn erklangen zur Deeskalation musikalische Beruhigungsmittel à la Ricky King. Dann erschien er.

Gernot Hassknecht schrie nur ein bisschen live.
Dann setzte es Spitzen: „Gregor Gysi ist so groß wie zwei Bierkisten“, rief er. Hassknecht selbst ist allenfalls drei Bierkisten hoch, dennoch ließ sich aus der dritten Reihe gut erkennen, dass seine Halsschlagader nicht so dick geschwollen war wie in der „Heute-Show“. Denn immer wieder spielte die Technik per Beamer beliebte TV-Ausraster ein, etwa die Zerstörung des Flachbildfernsehers am Wahlabend. Obwohl die meisten Zuschauer diese legendären Wutausbrüche genau kannten, gab es dabei stets die meisten Lacher. Für Hassknecht bedeuteten die Einspieler hingegen willkommene Atempausen.
Live gab es etwas trockenere Kost, etwa die mehrmals wiederholte Übeeinheit „Autoaggressives Training“ im Dialog mit dem Publikum: 1. Die Augen ganz weit öffnen. 2. Hyperventilieren. 3. Wutschascka. 4. Puahhh. Unsicherer wirkte Hassknecht hingegen bei einigen improvisierten Programmphasen, etwa als zum wiederholten Mal Glasflaschen im Publikum lautstark auf den Steinboden kippten und er die Bühne verließ, um da mal für Ruhe zu sorgen.
Die Figur Gernot Hassknecht ist seit Jahren der Inbegriff des Wutanfalls. Als Stand-up-Comedian mit einem abendfüllenden Solo-Programm hinterließ Hassknecht einen sympathischeren, aber deutlich weniger intensiven Eindruck. Er wirkte herzlich, ja fast schon lieb. Nach der Vorstellung war das dankbare Publikum noch zu einer Autogrammstunde und einem ungezwungenen Anschreien eingeladen.