Handball-Chef Moustafa festigt Macht - DHB pokert

Der umstrittene Ägypter Hassan Moustafa hat auf dem Kongress des Handball-Weltverbandes IHF in Kairo seine Macht weiter gefestigt und für seine bisherige Amtsführung sogar überraschendes Lob von Bundestrainer Heiner Brand eingeheimst.

Kairo (dpa)

07.06.2009, 21:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Ägypter Hassan Moustafa wurde in seinem Amt als IHF-Präsident bestätigt.

Der Ägypter Hassan Moustafa wurde in seinem Amt als IHF-Präsident bestätigt.

«Er hat sehr gute Verträge für die Föderation abgeschlossen», sagte der Gummersbacher in der ARD und beklagte die Kritik deutscher Medien am Führungsstil Moustafas: «Das tut dem deutschen Handball nicht gut.»

Beim «Heimspiel» hatte der Ägypter zum Kongressauftakt einen Kantersieg bei seiner Wiederwahl eingefahren. 115 Stimmen der 142 Delegierten entfielen auf den 65-Jährigen, nur 25 Delegierte votierten für den Luxemburger Jeannot Kaiser, der bei seiner Präsentation jedoch auch blass blieb. «Die Handball-Familie hat meine harte Arbeit honoriert. Nun müssen wir uns neuen Anstrengungen stellen», lobte sich Moustafa.

Der Ägypter, wegen seines als undemokratisch kritisierten Führungsstils «Der Pharao» genannt, hat im Council Leute aus dem eigenen Lager mit dem bisherigen Schatzmeister und Moustafa-Vertrauten Miguel Roca Mas (Spanien) als 1. Vizepräsidenten an der Spitze um sich geschart. «Ich denke, die neuen Leute werden einen gewissen Einfluss auf Hassan Moustafa ausüben können», sagte Ulrich Stromabch, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), der Deutschen Presse Agentur dpa.

Kaiser hingegen will weiter für einen transparenten und sauberen Handball eintreten. «Diese Wahl ist schlecht für den Handball. Wir werden aber weiter gegen Moustafa kämpfen», erklärte der 61-Jährige, will aber 2013 nicht nochmals gegen den Ägypter antreten. Neben Kaiser, der im Vorfeld des Kongresses scharfe Anschuldigungen wie Korruption, Betrug und Manipulation gegen den Präsidenten ins Feld geführt hatte, war der bisherige IHF-Generalsekretär Peter Mühlematter der große Verlierer. Nach einer Rücktrittsforderung unterlag der Schweizer Moustafa-Kritiker bei der Abstimmung deutlich dem Franzosen Joel Delplanque. «Ich habe seit mehreren Wochen mit dieser Abwahl gerechnet, ich hatte allerdings mit mehr Fragen zu meinen Belegen gegen Moustafa gerechnet», sagte Mühlematter.

Eine Wahl-Niederlage musste auch Strombach hinnehmen. Der Jurist verlor die Wahl zum Chef des IHF-Schiedsgerichts überraschend gegen Zoran Radojicic (Montenegro). Somit ist der DHB, immerhin größter Handballverband der Welt, nur noch mit Manfred Prause (Offenburg) als neuem Chef der Schiedsrichter-Kommission in den wichtigsten IHF-Gremien vertreten.

Trotzdem sah sich Strombach als Gewinner. Der DHB zog einen Antrag auf Reduzierung der Zahl von Welt- und Europameisterschaften (jeweils zwei Turniere zwischen 2011 und 2028 weniger) mit der Absicht zurück, darüber vom 19-köpfen IHF-Rat entscheiden zu lassen. «Das ist ein Erfolg für uns, denn ich denke, es ist einfacher, unsere Forderungen vor dem Rat und nicht dem Kongress durchzusetzen», sagte Strombach.

Weiter sah der Antrag vor, dass Verbände mit Mannschaften bei WM und Olympischen Spielen bei Männern und Frauen ab 2011 jeweils 50 000 Euro bekommen sowie WM-Ausrichter einen Zuschuss von einer Million Euro und 25 Prozent der Marketing-Einnahmen erhalten sollen. Daneben wird sich der Rat mit Abstellgebühren und Versicherungen für Spieler während WM und Olympischen Spielen befassen. Der DHB fordert 500 Euro pro Tag und Spieler. «Es ist nicht einzusehen, dass die Vereine die Spieler abstellen, sie bezahlen und auch noch das Risiko tragen», urteilte Brand.

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