Unser Schrank ist voller Süßigkeiten, das war er auch vor Allerheiligen. Schokolade, Chips oder Bonbons stehen in unbegrenztem Maß zur Verfügung. Zuckerware ist nichts Besonderes. Trotzdem haben die Kinder vor Kurzem wieder Nachbarn Süßkram entlockt mit einem englisch klingenden Vorwand, den einige Nachbarn gar nicht verstehen.
In dieser Woche war Halloween. Das ist ein Fest, das mit unserer Kultur nichts zu tun hat, erst recht keine Tradition hat hier in Westfalen. Ich habe es aufgegeben, zu Hause solche Vorträge zu halten. Man kann das nicht aufhalten. Aber ich habe zu früh aufgegeben, wie ich jetzt bemerkte: Den Kindern fehlt Hintergrundwissen. „Was feiern wir da eigentlich und warum?“ Die Frage stellte mein Sohn vor Kurzem tatsächlich, während seine Geschwister ihre Kostümierung planten. Wir recherchierten gemeinsam und googelten den irischen Ursprung, die amerikanische Kürbis-Tradition und die Erklärung, warum sich in Deutschland Kinder und sogar einige Erwachsene am Abend vor Allerheiligen verkleiden: Als Anfang der 1990er-Jahre ein Golfkrieg die Stimmung drückte, musste Karneval ausfallen, und die Karnevals-Industrie legte uns Halloween ans Herz, um doch noch einen Millionen-Umsatz zu machen. Das finde ich gruselig, hat aber funktioniert.
Eltern skeptisch, Kinder feiern
Die meisten Elternteile sagten kürzlich wieder, sie fänden Halloween eigentlich nicht so toll. Trotzdem machten alle Kinder mit, auch unsere. Sie sollten aber wenigstens etwas leisten, meine ich. Wenn sie an St. Martin mit Blockflöten und ein paar Gesangseinlagen von Tür zur Tür gehen, dann wird den Nachbarn zumindest noch etwas Nettes geboten. Das forderte ich nun auch wieder ein: „Los, singt was!“ Es reicht nicht, nur so auszusehen, als wäre man einem Billig-Horrorfilm entsprungen. Schöne Lieder: Fehlanzeige. Meine Tochter hatte sich zumindest etwas Gereimtes zurechtgelegt. Na immerhin.
Beschwerden von den Heimgesuchten gab es bisher nicht, die Kinder waren auch eher niedlich als schauderhaft. Die Beute, die nachher aufgeteilt wurde, war in Ordnung, würde ich sagen. Es geht ja sowieso mehr um den Jagderfolg als um das Auffüllen der Vorräte. Halloween ist also ein bisschen wie Sportangeln.
Und was man nicht mag, kann man ja im Schrank lassen für nächstes Jahr, wenn wieder Kinder anklingeln und uns ihre Sammelbeutel durch die Tür halten. Bei einem Schokoriegel, den ich abends aus dem Beutel geklaut habe, hatte ich sogar den Eindruck, dass dies nicht seine erste Halloween-Saison war. Entweder dieser Hersteller sollte ernsthaft auf weiße Schokolade verzichten - oder dieses Exemplar war schon ein paar Jahre im Umlauf. Mmmmh... gruselig.
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch
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