Häftling flieht durch schmalen Gitterspalt

JVA Gelsenkirchen

Aus der JVA Gelsenkirchen ist am frühen Mittwochmorgen ein Häftling geflüchtet. Der 30-Jährige durchtrennte einen Gitterstab seiner Zelle im Erdgeschoss, hebelte ihn zur Seite, quetschte sich durch den Spalt und kletterte schließlich mit einer Leiter über die Außenmauer der JVA. Sein Zellennachbar konnte ihm dabei nicht folgen: Er passte nicht durch den Spalt.

GELSENKIRCHEN

, 09.07.2014, 14:17 Uhr / Lesedauer: 2 min
Aus der JVA Gelsenkirchen ist ein Mann ausgebrochen.

Aus der JVA Gelsenkirchen ist ein Mann ausgebrochen.

  Die Lücke habe dem Häftling jedenfalls genügt, um seinen gesamten Körper hindurchzuzwängen. „Der Mann ist schmächtig, aber fit.“ Sein Zellennachbar hatte keine Chance ihm zu folgen, so Heim: „Der ist kräftiger gebaut.“   Nach seinem akrobatischen Ausstieg aus der Zelle sei der 30-Jährige über den Freistundenhof gerannt und über einen etwa vier Meter hohen alarmgesicherten Gitterzaun geklettert.    „Der Alarm wurde gegen 5.30 Uhr ausgelöst“, sagt JVA-Leiter Heim. „Etwa eine halbe Stunde vor der morgendlichen Kontrolle.“ Eine Fahrzeugstreife, die 24 Stunden am Tag zwischen dem Zaun und einer Außenmauer patroulliert, kam zu spät. Der Häftling war bereits mit Hilfe einer Metallleiter, die ihm offenbar von außen über die Mauer hineingereicht worden war, über die 5,50 Meter hohe Außenmauer geklettert.

  Hinter der Mauer warteten mehrere Männer in einem Auto. Mit ihnen verschwand der 30-Jährige. Das ist nach Angaben aus dem NRW-Justizministerium auf Bildern einer Überwachungskamera zu sehen.   Im Ministerium stellt man sich nach Angaben eines Sprechers derzeit vor allem eine Frage: „Wie kam der Häftling an das Werkzeug für den Gitterstab?“.   Laut Carsten Heim ist es der erste Ausbruch aus der JVA Gelsenkirchen. Die Haftanstalt wurde 1998 fertiggestellt und gilt als sicherheitstechnisch auf gutem Stand.

Derzeit sitzen in Gelsenkirchen 484 Häftlinge im geschlossenen Bereich der Justizvollzugsanstalt ein, darunter sind 136 Frauen. Durch den Ausbruch hatte sich am Mittwoch in Arnsberg die Verhandlung im Mordprozess gegen eine 22-Jährige Frau verzögert, die in der JVA untergebracht ist.

  Nach Auskunft des NRW-Justizministeriums war der Fall in Gelsenkirchen der dritte Ausbruch aus einer der 37 Justizvollzugsanstalten des Landes in diesem Jahr. Im Februar und im Mai waren jeweils zwei Strafgefangene ausgebrochen, aber innerhalb von Stunden wieder festgenommen worden. 2013 gab es einen Ausbruch und 2012 zwei.

Die Polizei fahndet inzwischen mit einem Foto nach dem aus der JVA Gelsenkirchen geflohenen 30-Jährigen. Außerdem hat sie eine zehnköpfige Ermittlungskommission eingesetzt. Der Entflohene ist etwa 1,75 Meter groß, sehr schlank, hat dunkelblondes Haar, blaue Augen und auffällige Tätowierungen an Armen und Beinen. Wer den Mann sieht, sollte auf keinen Fall eigenmächtig handeln, sondern sich unter der Telefonnummer 0209-365-7112 bzw. -8240 an die Polizei Gelsenkirchen wenden.   Im Justizministerium geht man davon aus, dass der 30-Jährige versuchen wird, „möglichst schnell möglichst weit weg zu kommen“.