Haben Halbzeitshows im Fußball eine Berechtigung?
Pro & Kontra
Die Halbzeitshow während der Pause des Pokal-Endspiels geriet zum Debakel. Helene Fischers Auftritt wurde von einem minutenlangen Pfeifkonzert überschattet. Der DFB will die umstrittene Showeinlage bereits wieder überdenken. Haben Halbzeitshows im Fußball eine Berechtigung?

Musste Pfiffe über sich ergehen lassen: Helene Fischer sang in der Halbzeitpause des DFB-Pokalfinales.
Ja, gebt der Show eine Chance (Von Oliver Brand):
Helene Fischers Halbzeitshow beim Pokalfinale hat einen Sturm der Entrüstung losgetreten. Der Auftritt der Sängerin sei ein Symbol für die ausufernde Kommerzialisierung im Profifußball, für den Niedergang des wahren Sports, schäumten die Kritiker. „Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen“, tönte auch Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. Ein Aufschrei fast so laut wie das ohrenbetäubende Pfeifkonzert während der Show.
Keine billige Kopie
Dieser Beißreflex ist im Profifußball nicht neu. Wer erinnert sich nicht an die anfänglichen Diskussionen ums Sponsoring oder bei der Vergabe der Fernsehrechte in der Post-ARD-Ära. Heute freuen sich wohl die meisten Fans, jedes Spiel ihrer Mannschaft live verfolgen zu können.
Doch wie so oft braucht es Zeit, bis Dinge entsprechend gut umgesetzt und dann auch angenommen werden. Das sollte auch für Halbzeitshows gelten, und diese Zeit sollte man den Verantwortlichen gewähren. Sie sollten jedoch darauf achten, keine billige Kopie des Super Bowls in den USA zu produzieren, sondern eigene Akzente zu setzen und gute Unterhaltung auch abseits des Rasens zu bieten.
Rolling Stones oder AC/DC
Denn sind wir mal ehrlich: Auch am Samstag wird es viele - egal ob im Stadion oder zu Hause vor dem Fernseher - gegeben haben, die sich über eine mehr oder weniger kostenlose Show Helene Fischers gefreut haben. Und hätten auf dem Rasen die Rolling Stones oder vielleicht AC/DC gespielt, Bands also, die den Fans näher sein dürften - die Pfiffe wären wohl verstummt. Also gebt der Show eine Chance.
Nein, keine Halbzeitshows (Von Moritz Mettge):
Mit Halbzeitshows wie am vergangenen Samstag beim DFB-Pokalfinale entfernt sich der Fußball immer mehr vom Stadionbesucher, das hat das Pfeifkonzert für Schlagersängerin Helene Fischer bewiesen. Fans von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt waren sich einig: Musik-Acts gehören auf die Konzertbühne – aber nicht auf den Rasen eines Fußballstadions.
Zerstückelung des Bundesliga-Wochenendes
Dass die Interessen der Stadionbesucher nicht immer an erster Stelle beim Deutschen Fußball-Bund und der Deutschen Fußball Liga stehen, ist nicht erst durch diesen Auftritt deutlich geworden. Die Zerstückelung des Bundesliga-Wochenendes mit zukünftig auch Montagsspielen ist der aktuellste Beweis dafür. Der Fußball entwickelt sich vom Volkssport zum Hochglanz-Millionen-Produkt.
Halbzeitpause ist für viele Kurvengänger: philosophieren über die erste Halbzeit mit Kaltgetränk und Bratwurst. Ganz egal ob am Kreisligaplatz oder eben beim Pokalfinale. Dass solch eine Show sogar Auswirkungen aufs Sportliche haben kann, zeigte der Auftritt von US-Sängerin Anastacia beim letzten Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern München. Der Gegner SC Freiburg musste wegen des Bühnenabbaus sieben Minuten länger auf den Wiederanpfiff warten. Für die Breisgauer ging es noch um den Einzug in den Europapokal. Eine bajuwarische Respektlosigkeit.
Mahnendes Beispiel
Was beim Super Bowl in den Staaten Millionen fasziniert, sorgt hier (noch) für Ablehnung. Das sollte dem DFB ein mahnendes Beispiel gewesen sein. Experiment gescheitert.
Von Moritz Mettge