Nach Groß-Razzia gegen ´Ndrangheta mit Festnahmen Reul: Mafia in NRW seit Jahrzehnten aktiv

Nach Groß-Razzia in NRW gegen ´Ndrangheta-Mafia: „Haben in Deutschland eine Kokain-Schwemme“
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Nach der der Groß-Razzia gegen die italienische ´Ndrangheta-Mafia gibt es erste Stimmen aus der Politik. Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler sieht die italienische Mafia-Organisation ‚Ndrangheta verantwortlich für eine „Kokain-Schwemme“ in Deutschland.

„Wir haben hier ein extremes Rauschgift-Problem, was auf den Aktivitäten unter anderem der ‚Ndrangheta beruht“, sagte der kriminalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion dem „Tagesspiegel“ aus Berlin. „In Deutschland haben wir eine Kokain-Schwemme, mit massiven negativen Gesundheitsfolgen.“ Obwohl ständig große Mengen Kokain sichergestellt würden, ändere sich der Marktpreis nicht.

Razzia gegen ´Ndrangheta-Mafia: 18 Festnahmen in NRW

Im Rahmen einer europaweiten Razzia gegen die kriminelle Organisation ´Ndrangheta waren am frühen Mittwochmorgen (3. Mai) auch in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen Häuser, Wohnungen und Büros durchsucht worden. Rund 500 Einsatzkräfte, darunter die Einsatzhundertschaft, das Spezialeinsatzkommando und Diensthundeführer, waren dabei im Einsatz, hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt.

SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler
Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler sieht die italienische Mafia-Organisation ‚Ndrangheta verantwortlich für eine „Kokain-Schwemme“ in Deutschland. © picture alliance/dpa

Es werde gegen 35 Verdächtige ermittelt, 18 seien verhaftet worden, teilte das Landeskriminalamt in Düsseldorf am Mittwoch mit.

Reul: „Das ist jahrzehntelang gewachsen“

Nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ist die italienische Mafia in Nordrhein-Westfalen schon seit Jahrzehnten aktiv. „Das ist jahrzehntelang gewachsen, eine kriminelle Struktur, nur cleverer als die Clans und im Geheimen“, sagte Reul am Donnerstag in einem Interview des Nachrichten-Podcast „The Pioneer“. „Die nutzen normale Wege, die kaufen Häuser, die kaufen Autos, die haben Eisdielen. Sie erwecken den Eindruck, dass da ein Riesen-Umsatz ist, in Wirklichkeit wird da Geld gewaschen.“

Deshalb sei es auch kein Wunder, dass die Mafia wirtschaftlich starke Gebiete wie NRW als Rückzugsraum nutze. Die Mafia ist nach Ansicht von Reul in Deutschland und NRW vor allem deshalb stark, „weil wir bargeldverliebt sind“. Da hierzulande viele Geschäfte mit Bargeld getätigt würden, gebe es auch viele Möglichkeiten, Geld zu waschen. „Die Bargeldverliebtheit ist eines der Hauptprobleme“, sagte Reul. „Auch große Dinge wie Immobilien- und Autokauf finden in Deutschland ja sehr oft mit Bargeld statt. Da gibt es Grenzen, aber auch da ist die Frage zu stellen, reichen die eigentlich aus, wenn wir das in den Griff kriegen wollen.“

Deutschland „ein beliebter Ort zur Geldwäsche“

Bei einer der größten Razzien in Europa gegen die ‚Ndrangheta waren insgesamt rund 150 mutmaßliche Mafiosi in mehreren Ländern festgenommen worden. Allein in Deutschland wurden rund 30 Haftbefehle in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und dem Saarland vollstreckt. Die meisten Verdächtigen wurden in Italien verhaftet.

Fiedler zufolge ist Deutschland für die Mafia „ein beliebter Ort zur Geldwäsche“. Der frühere Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter sagte dazu: „Bargeld-intensive Kleinbetriebe wie Restaurants und Eisdielen werden dazu genutzt, Gelder aus kriminellen Geschäften zu waschen.“ Außerdem sei Deutschland als Ruhe- und Rückzugsraum für die Mafia attraktiv.

mit dpa/johs

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