„Grimme“ in Marl Das sind die 64 besten TV-Sendungen

„Grimme“ in Marl: Das sind die 64 besten TV-Sendungen
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Viele Prominente haben auch in diesem Jahr die Chance auf einen Grimme-Preis. Jan Böhmermann, Maren Kroymann oder die Reporter der heute-Show bürgen für unterhaltsames Fernsehen. Aber der Blick auf die Nominierungen zeigt noch etwas anderes. Fast alle Informationssendungen haben bedrückende Titel wie „Unsere Erde: Kampf um Rohstoffe - Am Abgrund“ oder „Die große Angst – Zukunft in Ostdeutschland“.

Der 61. Grimme-Preis belohnt auch 2025 die Höhepunkte im Fernsehprogramm des vergangenen Jahres. 700 Einreichungen gab es. Die Nominierungs-Kommissionen des Grimme-Institutes hatten Anfang des Jahres getagt und die 64 besten TV-Sendungen in den vier Bereichen Information und Kultur, Fiktion, Unterhaltung sowie Kinder und Jugend ausgesucht. Aber nur 16 Preise werden am 6. März bekannt gegeben und am 4. April in Marl feierlich verliehen.

Wer also hat es zumindest auf die Vorschlagsliste geschafft? 58 Sendungen kommen aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, nur sechs aus dem privaten Sektor.

Nominierungen für Marler Preise

Im Bereich Fiktion sind es vor allem Serien – nämlich 10 von 16 Nominierungen. Hier eine Auswahl: „Angemessen Angry“ (RTL) erzählt mit einem Schuss Fantasy vom Zimmermädchen Amelie, das nach einer Vergewaltigung Superkräfte entwickelt. „Die Zweiflers“ (ARD) waren schon beim Filmfestival in Cannes als „beste Serie“ sehr erfolgreich. „Eine vitalere und witzigere Serie (...) wird man dieses Jahr im deutschen Fernsehen wohl nicht zu sehen bekommen“, lobte das Magazin Spiegel.

Auch die Serie „Kafka“ nach einem Drehbuch von Besteller-Autor Daniel Kehlmann hat es auf die Liste geschafft. „Push“ (ZDF) erzählt ohne Tabus von der Geburtshilfe. Anna Schudt bekommt es als Hebamme mit geplatzten Fruchtblasen und anderen Dramen zu tun. Den unglaublich witzigen Trickfilm „Grundgesetz der Tiere“ hat Entertainer Jan Böhmermann produziert. Originell ist auch die Verbindung von Oper und Film in der Arte-Produktion „Orphea in Love“.

Szenenbild aus dem Animationsfilm "Das Grundgesetz der Tiere"
Der Animationsfilm „Das Grundgesetz der Tiere“ nach einer Idee von Jan Böhmermann ist urkomisch. © picture alliance/dpa/ZDF

Grimme-Preis-Leiterin vermisst Mut

Dennoch wurden nicht so viele Produktionen nominiert, wie es möglich gewesen wäre. Die Kommission vermisste „den Mut, Geschichten anders und neu zu erzählen, abseits vom Krimi, eine erkennbare Autor*innenhandschrift, visuelle Experimentierfreude und ungewöhnliche und überraschende Besetzungen, so, wie sie sich in vielen seriellen Formaten wiederfinden“, sagte die Leiterin des Grimme-Preises, Lucia Eskes.

So düster wie in der heutigen Welt geht es in der Sparte „Information und Kultur“ zu. Das Künstlerporträt „Daniel Richter“ von Regisseur Pepe Danquart ist eine Ausnahme. Drei Jahre hat er den gefeierten Maler begleitet.

Viele andere nominierte Sendungen gehen dahin, wo es wehtut. Etwa bei „Deutschland am Limit? Abschiebung, Abschottung, Asyl“ (WDR) oder „Ausgesetzt in der Wüste: Europas tödliche Flüchtlingspolitik“ (BR/DW/NDR) oder „Warum verbrannte Oury Jalloh?“ (WDR/SWR/BR/MDR) über den Mann aus Sierra Leone, der vor 20 Jahren in einer Polizeizelle starb.

Grimme-Nominierungen für Journalisten

Die drei Nominierungen für besondere journalistische Leistungen kann jeder Nachrichten-Zuschauer nachvollziehen: Golineh Atai (Foto WDR) für ihre Berichte aus dem Nahen Osten mit ihren hervorragenden Erklärungen, das Magazin „Frontal“ und den Wetterfachmann Özden Terli, der die Klimakatastrophe eindringlich vermittelt (alle ZDF).

Porträtfoto von Golineh Atai
Die Redakteurin und Moderatorin Golineh Atai © WDR/Herby Sachs

Da atmet man doch etwas auf, wenn es zu den Nominierungen im Kinder- und Jugendbereich geht. „Loreley wird Fußballschiedsrichterin“ ist ebenso dabei wie das „Team Timster“, das die Medienwelt entdecken hilft (beide KiKa). Im Bereich Unterhaltung fragt Maren Kroymann „Ist die noch gut“. Hier ist auch Streaminganbieter Prime dabei mit „Viktor bringt´s“. Moritz Bleibtreu trifft als Service-Techniker auf skurrile Kunden. Ebenfalls bei Prime läuft die „Teddy Teclebrhan Show“. Fabian Köster und Lutz van der Horst hätten für ihre pfiffigen Interviews in der heute-show eine Auszeichnung verdient. Die Jurys der Grimme-Preise tagen ab 25. Januar.

Die Auszeichnungen werden am 4. April um 19.30 Uhr im Theater Marl verliehen, anschließend sendet 3sat die Gala zeitversetzt.

Porträtfoto von Lutz van der Horst und Fabian Köster, den bekannten Reportern der heute-Show.
Lutz van der Horst (l.) und Fabian Köster sind die bekannten Reporter der heute-Show. © picture alliance/dpa/ZDF

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