
Die niederländische Gemeinde Glanerbrug ist bei Drogendealern und -touristen sehr beliebt © Klaus Wiedau
Glanerbrug: Grenzort ist Eldorado für Drogendealer und -konsumenten
Drogenkriminalität
Der kleine Grenzort Glanerbrug hat sich zum Eldorado für Drogentouristen entwickelt. Die kommen oft mit dem Zug aus Deutschland und decken sich bei kriminellen Dealern auch mit harten Drogen ein.
Glanerbrug ist es leid: Der kleine Grenzort hat sich zum Eldorado für Drogentouristen entwickelt. Die kommen aus Deutschland, fahren oft mit dem Zug über die Grenze und decken sich bei kriminellen Dealern auch mit harten Drogen ein. Dabei stören sie den Frieden im Dorf.
Drogenabhängige stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Beschaffungskriminalität. Im Twentsche Courant Tubantia machten Anwohner jetzt deutlich, wo der Schuh drückt.
Vor rund 15 Jahren entdeckten Rauschgifthändler aus dem Westen der Niederlande die Vorteile, die ihnen die Lage Glanerbrugs bietet. Sie konnten hier relativ günstig Wohnungen mieten – und sich auf deutsche Kundschaft konzentrieren. Glanerbrug gilt als idealer Ort für Süchtige aus Deutschland, die hier ihre Dosis kaufen und konsumieren. In Deutschland sind die Gesetze strenger und es ist nicht ganz so leicht, an Stoff heranzukommen. Die Adressen in Glanerbrug, wo Drogen verkauft werden, sprechen sich in den entsprechenden Kreisen sehr schnell herum.
Anwohner leiden unter Drogendhandel
Die Anwohner leiden derweil: Junkies, die herumhängen, Autos, die vor den Dealerwohnungen an- und abfahren, Bedrohungen, Kleinkriminalität wie Diebstähle von Getränkekisten und Fahrrädern aber auch Einbrüche und Diebstähle mit deutlich höherem Schaden. Angst und Unsicherheit herrschen, sagt ein Anwohner der Tubantia. Was, wenn die Situation eskaliert?
Die Polizei weiß Bescheid. Ab und zu werden Wohnungen, in denen nachgewiesenermaßen gedealt wird, geschlossen. Doch die Dealer finden schnell neue Adressen, von wo aus die Geschäfte weiterlaufen. Oft sind den Beamten die Hände gebunden. Schließlich ist es nicht verboten, auf einer Parkbank zu sitzen oder durch die Straße zu laufen. Wenn sich jemand in der Öffentlichkeit eine Spritze setzt, ist das was anderes, aber bis die Polizei vor Ort ist...
Außerdem wird immer häufiger nicht mehr in der Öffentlichkeit konsumiert, sondern in den Wohnungen. Dennoch finden sich immer wieder benutzte Spritzen auf der Straße.
Geschäft mit deutschen Kunden ist lukrativ
Die kriminellen Dealer wissen sehr gut, wie weit sie gehen können. Sie wissen, welche Drogenmengen für den Eigenbedarf toleriert werden. Also fährt der Drogenkurier mehrmals täglich beispielsweise mit fünf Gramm Haschisch zur Anlieferung die bekannten Adressen an. Wenn jemand festgesetzt wird, steht der nächste schon bereit, um einzuspringen. Das Geschäft mit den deutschen Kunden ist einfach lukrativ.
Enschedes Bürgermeister Roelof Bleker findet, dass es so nicht weitergehen kann. Die Stadt soll gemeinsam mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft ihren Einsatz gegen Drogenhandel und -konsum intensivieren.
Glanerbrug soll Prioriätsgebiet werden
Er will allerdings auch mit Vermietern sprechen, um sie zu sensibilisieren, an wen sie vermieten. Außerdem soll der Rat Möglichkeiten besprechen, Glanerbrug zu einem Prioritätsgebiet zu machen, wodurch die Stadt eine Reihe weiterer Möglichkeiten erhielte, einzugreifen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
