Mit dem ersten Elektrobus Bocholts von Aalten zum Bocholter Busbahnhof gefahren: Botschafter mit Gastgebern. Die Linie war im Vorjahr zwischen Provinz und Kreis neu eingerichtet worden.

Mit dem ersten Elektrobus Bocholts von Aalten zum Bocholter Busbahnhof gefahren: Botschafter mit Gastgebern. Die Linie war im Vorjahr zwischen Provinz und Kreis neu eingerichtet worden. © Horst Andresen

Botschafter: „Deutsche und Niederländer verstehen sich hier exzellent“

rnBotschafterbesuch

Cyrill Jean Nunn, deutscher Botschafter in den Niederlanden, und sein Amtskollege, der Botschafter des Königreichs der Niederlande in Berlin, Ronald van Roeden, waren auf Grenzregionenreise.

von Horst Andresen

Kreis Borken

, 01.07.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Zwischenbilanz am Mittag fiel in Bocholt schon außerordentlich positiv aus: „Die Region lebt von der Dynamik der Menschen. Deutsche und Niederländer verstehen sich hier exzellent. Und das werde ich mit nach Den Haag nehmen“, sagte am Donnerstag in der Feuerwache Bocholt Dr. Cyrill Jean Nunn, Botschafter Deutschlands in den Niederlanden. Mit seinem Amtskollegen, dem Botschafter des Königreichs der Niederlande in Berlin, Ronald van Roeden, unternahm das diplomatische Duo zwei Tage lang eine Grenzregionenreise zwischen Enschede und Bocholt.

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Bocholts Feuerwehrchef Thomas Deckes, zugleich stellvertretender Kreisbrandmeister, stellte das ehrgeizige Projekt „Crossfire“ vor. Geplant ist ein gemeinsames Wehrhaus mit Niederländern und Deutschen in den Grenzorten Dinxperlo oder Suderwick. „Die Wachen dort liegen nur zwei Kilometer auseinander. Da bot sich ein Neubau an“, sagte Deckers. Beide Orte hängen eh zusammen, sind nur durch eine Straße (Hellweg) getrennt.

Finanzierung von Projekten nicht immer einfach

Dinxperlo hat 24 Einsatzkräfte, Die Freiwillige Feuerwehr Suderwick 40. Dinxperlo (7000 Einwohner) ist jedoch fast dreimal so groß. Die Finanzierung eines solchen Projekts sei nicht einfach, erklärte Aaltens Bürgermeister Anton Stapelkamp: Im Grenzland sind die Strukturen andere. „In Deutschland kann der Bürgermeister das allein entscheiden“, verwies er mit einem Lächeln auf seinen Amtskollegen Thomas Kerkhoff aus Bocholt.

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Eine Machbarkeitsstudie ist aus dem Jahr 2018. Jetzt hofft Deckers nach Corona-Dilemma auf Entscheidungen bis Ende des Jahres – und auf Mittel aus dem neuen Interreg-Programm. Danach könnte das Feuerwehrhaus Mit Modellcharakter locker innerhalb drei Jahren stehen. Offene Ohren fand Deckers auch bei den Botschaftern. Kein Wunder, es wäre wohl das erste dieser Art im deutschen Grenzraum.

Etwas verwundert hatten die Herren der Diplomatie zuvor ein außergewöhnliches Geschenk entgegengenommen: Schlauch-Verbindungsstücke, irgendwie auch Symbole der guten Zusammenarbeit. Sie ermöglichen es, dass die schmaleren deutschen Schläuche bei Einsätzen im Nachbarland mit den breiteren niederländischen aneinandergekoppelt werden können. „Die liegen auf allen Einsatzfahrzeugen im Grenzgebiet“, betonte ein Sprecher der Brandweer Dinxperlo.

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„Die Zusammenarbeit in der Region ist exzellent“, bekräftigte Landrat Dr. Kai Zwicker gegenüber dem Besuch aus Berlin und Den Haag. Die Botschafter hatten zum weiteren Info-Thema Akut- und Notfallversorgung wissen wollen, wohin ein Unfallverletzter im Grenzgebiet gebracht werde. Das würde der Notarzt oder Telenotarzt entscheiden; wesentlich sei die Art der Verletzung.

Dass die Grenze keine Rolle spielt, zeigt seit Jahren das Beispiel der Rettungswache in Isselburg: Dort werden Einsätze dies- und jenseits des grünen Streifens gefahren. Experte Deckers: „Das klappt hervorragend.“

Von Anholt über Bocholt nach Enschede

Das zweitägige Grenzreisen-Programm hatte es für die Botschafter in sich: Es begann am Mittwochabend im Wasserschloss Anholt. Neben dem Dinner standen Referate an, so zur grenzüberschreitenden Mobilität und zur Problematik für berufliche Grenzgänger. Nach der Station Bocholt ging es weiter zum Bahnhof Enschede; Thema: Euregio-Rail-Projekt Münster-Zwolle. Im Reichsmusem Twente wurde auch organisierte Kriminalität erörtert.

In einer Begrüßung hatten Bürgermeister der Region und Landrat Zwicker betont, dass eine grenzüberschreitenden Zusammenarbeit immer auf Vertrauen basiere. Das habe in Coronazeiten gelitten und müsse weiter gefördert werden.