Das Risiko, an einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu erkranken, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Gerade zu Beginn der Pandemie waren Forschende darauf fokussiert, herauszufinden, für wen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs besonders groß ist. Inzwischen weiß man: Alter, Vorerkrankungen und Übergewicht – das alles sind Risikofaktoren. Die Frage, ob es jedoch umgekehrt auch Faktoren gibt, die einen Menschen vor einem schweren Verlauf schützen oder sogar immun gegenüber Sars-CoV-2 machen, ist hingegen weniger gut erforscht.
Infektion mit anderen Coronaviren
Klar ist: Auch wenn man ganz sicher Kontakt mit dem Virus hatte, muss man nicht krank werden. Im Februar veröffentlichten Forschende erste Ergebnisse einer Studie, bei der sie 34 jungen, gesunden und ungeimpften Erwachsenen eine niedrige Dosis des Virus verabreicht hatten. Doch nur 16 von ihnen infizierten sich. Was bei den anderen passierte, das wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun herausfinden. Einige Theorien gibt es jedoch. So berichtete Studienleiter Christopher Chiu, dass einige der nicht infizierten Probanden für einen sehr kurzen Zeitraum sehr geringe Viruslasten gehabt hätten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass ihr Immunsystem aktiv gegen das Virus gekämpft habe, so Chiu gegenüber „Nature“.
Auch wenn ein Mensch noch nie mit Sars-CoV-2 in Berührung gekommen ist und auch nicht geimpft ist, kann er eine gewisse Immunität gegenüber dem Erreger haben. So konnte eine Studie, die Anfang Januar in „Nature“ veröffentlicht wurde, zeigen, dass ein Kontakt mit einem anderen Coronavirus einen Schutz gegen Sars-CoV-2 zur Folge haben kann. „Wir haben festgestellt, dass hohe Konzentrationen bereits vorhandener T-Zellen, die vom Körper bei einer Infektion mit anderen menschlichen Coronaviren wie der Erkältung gebildet werden, vor einer Covid-19-Infektion schützen können“, erklärte Rhia Kundu vom Imperial‘s National Heart & Lung Institute.
Von Geburt an immun?
Ebenso können Faktoren wie etwa die Blutgruppe das Infektionsrisiko beeinflussen. Aber auch die Genetik spielt womöglich eine Rolle. So konnte eine neue Studie, die kürzlich in „Nature Genetics“ veröffentlicht wurde, zeigen, dass es Mutationen gibt, die das Risiko für eine Infektion verringern können. Ob es jedoch auch Menschen gibt, die eine angeborene Immunität gegen Sars-CoV-2 haben, ist unklar. „Man hat bisher keinerlei Gene gefunden, von denen klar ist, wenn sie in einer Mutation vorliegen, dass sie eine Infektion mit dem Virus verhindern“, sagte Reinhold Förster, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, gegenüber dem ZDF.
Denkbar aber wäre beispielsweise eine genetische Mutation, die dafür sorgt, dass der ACE2-Rezeptor bei manchen Menschen nicht funktioniert. Damit hätte das Virus seine Eintrittspforte in die menschlichen Zellen verloren. Eine Preprint-Studie aus dem Sommer 2021 zeigte bereits, dass es einen Zusammenhang zwischen der Expression von ACE2 und dem Covid-19-Risiko gibt. Doch Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass es – wenn überhaupt – „nur eine Handvoll“ von Menschen gibt, die eine derartige genetische Resistenz gegen Sars-CoV-2 haben.
Immunschutz fällt unterschiedlich aus
Inzwischen sind jedoch auch sehr viele Menschen infiziert gewesen und/oder haben sich impfen lassen und haben dadurch einen gewissen Schutz vor dem Virus. Doch auch wenn alle Familienmitglieder geimpft sind, heißt das nicht, dass ihre Immunantworten gleich ausfallen. „Der Immunschutz kann individuell ganz unterschiedlich ausfallen, auch bei Jüngeren“, erklärt Luka Cicin-Sain vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
„Man kann nicht wirklich vorhersagen, ob jemand eine gute Immunantwort nach der Impfung haben wird.“ Ob ein Mensch sich, wenn er mit einem Infizierten in engem Kontakt war, infizieren wird oder nicht, lässt sich im Einzelfall also nur schwer sagen.
RND
Der Artikel "Gibt es Menschen, die nicht an Corona erkranken können?" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.