Stecker ziehen, bloß nicht duschen? Fünf Gewittermythen im Faktencheck

Stecker ziehen, bloß nicht duschen? : Fünf Gewittermythen im Faktencheck
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Jede Sekunde schlägt ein Blitz ein. Nicht selten werden dabei auch Menschen von der elektrischen Energie der Blitze getroffen. Um Gewitter und Blitze ranken sich allerlei Mythen. Im Auto Unterschlupf suchen? Nicht bei Gewitter duschen? Welche Verhaltensregeln sind bei Gewitter zu beachten und was ist totaler Humbug? Diplom-Meteorologe und Klimaexperte Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net klärt auf.

1. Bei Gewitter soll man alle Stecker ziehen

Schlägt ein Blitz in der Nähe des Hauses ein, fließt Strom mit durchschnittlich 20.000 Ampere durch den Erdboden und kann Schäden an der Elektronik verursachen. „Diese sogenannten Überspannungsschäden werden zwar oft von der Versicherung übernommen, aber den Stecker zu ziehen kann nicht schaden“, erklärt Meteorologe Jung . Denn dabei gilt: „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“

2. Im Wald ist man sicherer als auf dem Feld

Das stimmt nur bedingt, so Jung. Oft suchen sich Blitze den kürzesten Weg nach unten und die höchste Erhebung in der Umgebung, jedoch ist das nicht immer so. Das Risiko durch einen Blitzeinschlag (in der Nähe) verletzt zu werden, ist von verschiedenen Faktoren abhängig - zum Beispiel, ob man selbst oder die Umgebung nass ist. Auf dem Feld sollte man sich, wenn möglich, nie bei einem Gewitter aufhalten. Und falls doch, „so klein wie möglich machen oder eine Mulde suchen“, rät der Meteorologe.

Auch der Wald ist kein optimaler Zufluchtsort bei Gewittern. „Im Wald hat man so viele Bäume, und die sind immer Einschlagspunkte. Natürlich könnte man spekulieren, dass dort so viele Bäume stehen und es nicht den neben mir trifft, aber das ist ein Glücksspiel.“ Man sollte daher immer versuchen, so schnell wie möglich aus dem Wald herauszukommen.

3. „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“

Ein bekannter Spruch, der sich zum richtigen Verhalten bei Gewitter etabliert hat, lautet: „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.“ Doch das ist Unsinn, sagt Jung. „Generell sollte man sich bei einem Gewitter nie unter einen Baum stellen.“

Doch es gibt eine Erklärung für das Entstehen der Volksweisheit. Im Gegensatz zu Eichen, findet sich bei Buchen nie ein sichtbares Zeichen für einen Blitzeinschlag, heißt es auf der Website Wohllebens Waldakademie von Förster Peter Wohlleben. Der Grund dafür ist simpel: Ihre Rinde ist meist glatt, deshalb fließt das Wasser in einem Film die Rinde herunter. „Schlägt nun ein Blitz in die Krone ein, so wird der Strom über den Wasserfilm in den Boden geleitet, ohne den Stamm zu beschädigen. Das ist bei Eichen ganz anders, denn ihre Rinde ist rau.“ Da Buchen keine Wundmale von Blitzeinschlägen haben, seien Menschen früher davon ausgegangen, dass diese den besten Schutz vor Gewittern bieten würden.

4. Duschen bei Gewitter ist gefährlich

Wenn es draußen ungemütlich wird, neigen viele Menschen dazu, es sich drinnen gemütlich zu machen und sich bei einer heißen Dusche oder einem Bad aufzuwärmen. Dabei wird oft vor dem Duschen während Gewitter gewarnt. Ist an der Behauptung etwas dran?

„Das stimmt — zumindest ein bisschen“, sagt Jung. In älteren Gebäuden, die vor 1990 gebaut wurden, ist die elektrische Erdung oft nicht so gut. So könne ein Blitzschlag auf die Wasser­leitungen übertragen werden. Da diese in alten Bauten aus nicht isoliertem Metall seien, werde der Blitz weitergeleitet. Ab welchem Jahr Häuser geerdet sind und welche nachrüsten sollten, hängt laut Jung von dem Haus sowie der Bauart ab. Entwarnung gibt Jung für Neubauten: „Bei Neubauten sollte tatsächlich aber nichts passieren, wenn während eines Gewitters die Dusche läuft.“

5. Der sicherste Ort bei einem Gewitter ist das Auto

Eine der gängigsten Aussagen lautet: „Der sicherste Ort bei einem Gewitter ist das Auto.“ Das Auto sei bekanntermaßen ein Faradayscher Käfig, das bedeute, dass die Spannung außen abfließe, wenn der Blitz einschlage, erklärt Jung.

RND

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