Erst Hitze, dann Gewitter – und wieder von vorn „Schaukelsommer“ bis August

Erst Hitze, dann Gewitter – und wieder von vorn: „Schaukelsommer“ bis August
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Das deutsche Sommerwetter verhält sich im Moment wie das Stimmungsbild eines durchschnittlichen Teenagers. Sehr abwechselnd, nichts ist von Dauer, und das, was heute richtig ist, ist morgen nicht mehr wahr. „Wir haben einen Schaukelsommer“, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Kurze Hitzewellen mit einer extremen Hitzebelastung wechselten sich mit Gewittern ab, die dann für kurze Zeit Abkühlung mit sich brächten. Wie ein Teenager halt.

So wird es laut DWD auch in den nächsten Wochen bis zum August weitergehen. Beispielhaft ist die Prognose für den kommenden Samstag. „Wir werden am Samstag im Südwesten Deutschlands einen Hitzepeak mit Temperaturen von bis zu 35 Grad haben. Doch schon am selben Nachmittag wird sich ein Gewitter bilden“, so der DWD-Meteorologe.

Besonders extrem ist dieser liebevoll genannte Schaukelsommer nicht. „Diese Wechsel sind an sich nichts Besonderes. Wobei die Temperaturen aufgrund des Klimawandels höher sind, als wir es gewohnt sind“, ordnet Friedrich ein. Insofern überrasche der Juli 2023 nicht – und hält sich aber auch an die sogenannte Siebenschläferregel.

Nun gut, ganz so ernst kann man die Siebenschläferregel nicht nehmen. Sie besagt, dass das Wetter vom 27. Juni das Wetter für den gesamten Sommer voraussagt. Oder genauer: „Ist Siebenschläfertag ein Regentag, regnet‘s noch sieben Wochen danach.“ So stimmt sie nicht unbedingt, doch Friedrich spezifiziert: „Die Wetterlage von Ende Juni bis Anfang Juli bestimmt mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent, wie sich die Großwetterlage bis etwa Anfang August gestalten wird.“ Die Großwetterlage wird also weiter von dem ständigen Wechsel zwischen Hitze und Abkühlung oszillieren.

Schwere Unwetter im Süden Deutschlands

Der Dienstag zeigte diese Schaukelwetterlage exemplarisch. Zunächst schossen die Temperaturen in die Höhe, bis zu 37 Grad zeigte das Thermometer gerade im Südwesten Deutschlands. Danach zogen schwere Gewitter über Teile Deutschlands. Im saarländischen Asweiler in Freisen (Landkreis St. Wendel) beschädigte ein Sturm am späten Nachmittag circa 20 Häuser, es besteht der Verdacht auf einen Tornado. Eine schwere Unwetterfront aus Frankreich erreichte dann am späten Abend den Süden Deutschlands. Betroffen war vor allem Baden-Württemberg. Erst kurz vor Mitternacht gab der DWD für das Bundesland Entwarnung.

Laut Blitzortungsdienst Nowcast sind Juni und Juli die zwei blitzreichsten Monate des Jahres. Der blitzreichste Tag der ersten Jahreshälfte war deutschlandweit der 22. Juni. An diesem Tag kam es zu 748.300 Entladungen, was laut Pressemitteilung einem der höchsten Werte der vergangenen zehn Jahre entspricht.

Das Problem an der derzeitigen Wetterlage ist aber laut Andreas Friedrich vom DWD vor allem die Trockenheit. Zwar regne es alle paar Tage wieder. Doch seien diese Schauer heftig und kurz. Das Regenwasser fließe oberflächlich ab und die Böden könnten die Feuchtigkeit nicht aufnehmen. „Für eine komplette Durchfeuchtung der Böden müsste es über einen längeren Zeitraum regnen,“ erklärt Friedrich.

Am Samstag feiert der Sommer 2023 sein Bergfest – dann ist, zumindest aus meteorologischer Sicht, die Hälfte des Sommers herum. Bisher war er deutlich zu trocken – so fielen im gesamten Juni mit rund 51 Litern pro Quadratmeter nur knapp 60 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Auch war es heißer und sonniger, als es in dem Referenzzeitraum zwischen 1961 und 1990 gewesen ist.

RND

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