Dips – das sind nicht nur Soßen zum Eintauchen von Snacks. Im Fitnessbereich nennt man so effektive Übungen zum Aufbau von Kraft und Muskelmasse im oberen Körperbereich. Deshalb heißt der dreiteilige Tanzabend, mit dem das NRW-Juniorballett am Samstag im Dortmunder Opernhaus sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hat, „Dips“.
Die Geschichte der jungen Compagnie, die der Dortmunder Ballettintendant Xin Peng Wang ins Leben gerufen hat, ist eine Erfolgsgeschichte. 72 Tänzerinnen und Tänzer (davon zwölf in der aktuellen Staffel) haben die Ausbildung durchlaufen und tanzen nun an großen Häusern. Zwölf Choreografen haben 21 Werke mit den jungen Tänzern erarbeitet, und ebenfalls 21 Mal war das NRW-Juniorballett an Produktionen der Dortmunder Ballett-Compagnie beteiligt. 40 Gastspiele haben das Erfolgsmodell in der ganzen Welt bekannt gemacht.

Ein sehr schöner, zehnminütiger Imagefilm über das NRW-Juniorballett, der zu Beginn von „Dips“ gezeigt wurde, und eine 60-seitige Festschrift würdigen den ersten runden Geburtstag. Und in „Dips“ wird gekrönt von der letzten Choreografie des zum Ende der Saison scheidenden Dortmunder Ballettintendanten.
Der Abend ist eine Leistungsschau der sehr guten jungen Tänzer, und er zeigt stilistische Vielfalt – auch wenn nicht alles brandneu ist an diesem Abend. „Drama Class“, eine Arbeit des jungen Chorografen Nadav Zelner, ist die erste der drei jeweils halbstündigen Choreografien. Mit Atmosphäre, Licht und Humor spielt Zelner in seiner Arbeit, in deren Zentrum eine Diva steht. Und es wirkt so, als hätte er jedem Tänzer die Chorografie auf den Leib geschrieben. – Fantastisch, wie präzise und ausdrucksstark die jungen Akteure sind.
Kreisen mit dem Saturn
„Blushing“ von Marco Goecke war schon bei dem Dreier-Abend im vergangenen Jahr in Dortmund zu sehen – und hatte nach dem Dackelkot-Skandal des Choreografen – für Diskussionen gesorgt. Nun also noch einmal, auch wenn die Choreografie 2024 ebenso wenig wie 2025 zu den stärksten Momenten des Abends gehörte. Aber sie zeigt, wie perfekt die Schrittarbeit des NRW-Juniorballetts ist und mit viel Tempo die jungen Tänzer Geschichten vom Erröten („Blushing“) und unangenehmen Situationen auf die Bühne bringen können.
In seiner Choreografie „Saturn“ bringt Xin Peng Wang das NRW-Juniorballett und Mitglieder der Compagnie zu tänzerischen Höhenflügen. Das 2022 bei einem Gastspiel in Jerusalem uraufgeführte Werk war die Arbeit mit der schönsten Ästhetik an diesem Dreier-Abend. Neoklassizistischen Spitzentanz verbanden die Tänzer mit ganz viel Ausdruck, wunderschöne Übergänge, hohes Tempo und originelle Schrittfolgen und Bewegungen – typisch Wang – machen diese Choreografie zum Bravourstück der Produktion. Nur die Musik von 48nord war über eine halbe Stunde etwas eintönig.
Nachwuchs-Talentschmiede
Aber an Solisten wie Guillem Rojo i Gallego, der längst Hauptrollen in der Dortmunder Ballett-Compagnie tanzt und ein ehemaliges Mitglied des Juniorballetts ist, sieht man die Bedeutung dieser Nachwuchs-Talentschmiede.
Weitere Aufführungen
Termine: 28. 2., . / 16. / 28. / 29. 3., 5. 4., 16. 5., 14. 6.2025; Karten: Tel. (0231) 502 72 22 oder www.theaterdo.de.
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