Gérard Depardieu als „Maigret“ Der alte Kommissar ermittelt im grauen Nachkriegs-Paris

Von Kai-Uwe Brinkmann
Maigre: Der alte Kommissar ermittelt im grauen Nachkriegs-Paris
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Zuletzt hatte man das Gefühl, Gérard Depardieu sei auf dem absteigenden Ast. In seinen Filmen wurde er zunehmend als hinfälliges Wrack von überbordender Körperlichkeit ausgestellt.

Es wäre das traurige Ende einer Karriere, der französische Schauspieltitan hat Besseres verdient. In Patrice Lecontes „Maigret“ spielt Depardieu endlich wieder eine Rolle seines Formats.

Ein Fuchs und Routinier

In diesem Krimi nach Georges Simenon ist Kommissar Maigret auch ein alter, müder Mann, aber einer von Würde, ausgestattet mit einer gewissen, nun ja, Majestät. Die bei Depardieu aber nicht gestelzt daherkommt.

Sein Maigret ist völlig unprätentiös, ein Fuchs und Routinier, frei von Eitelkeit. Einer, der sich und anderen nichts beweisen muss, weil er alles schon gesehen und erlebt hat. Das Leben formte ihn zum Melancholiker, an die Abwesenheit von Glück hat Maigret sich gewöhnt.

Gérard Depardieu als Kommissar Maigret
Gérard Depardieu geht als Kommissar Maigret klassisch den Hinweisen nach. Der Film „Maigret" kommt am 30. März in die deutschen Kinos. © dpa/Plaion Pictures

Eine echte Charakterrolle

Wenn Patrice Leconte dem Genussmenschen Depardieu solche Sätze in den Mund legt, ist es Absicht und Methode: „Essen bereitet mir keine Lust, anderes auch nicht mehr!“ Womit Maigret vor dem Doktor (der ihm Schonung nahelegt) auf seine Ehe anspielt, die zur Zweckgemeinschaft zweier Weggefährten geworden ist.

Eine echte Charakterrolle, die Dépardieu wunderbar auskleidet. Sein Maigret lebt nur für die Arbeit, sie hält ihn aufrecht. Bei Verhören wirkt er träge, beinahe schläfrig, man denkt an Peter Falks Inspector Columbo. Hat „der Chef“ aber eine Spur, lässt sein Riecher ihn selten im Stich.

Das Paris der kleinen Leute

Wir sind im Paris der Nachkriegsjahre. Eine junge Frau mit Stichwunden wird tot gefunden, der Chef ermittelt. „Maigret“ ist ein altmodischer Krimi im besten Sinn: Zeugen, Hinweise, Indizien. Kein Action-Gehechel, keine Thrillermusik.

Und keine Postkartenmotive. Wir tauchen ein in das Paris der kleinen Leute, wo das Leben grau ist, nicht bunt. Viel Atmosphäre im Geiste des Film noir.

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