Zuletzt hatte man das Gefühl, Gérard Depardieu sei auf dem absteigenden Ast. In seinen Filmen wurde er zunehmend als hinfälliges Wrack von überbordender Körperlichkeit ausgestellt.
Es wäre das traurige Ende einer Karriere, der französische Schauspieltitan hat Besseres verdient. In Patrice Lecontes „Maigret“ spielt Depardieu endlich wieder eine Rolle seines Formats.
Ein Fuchs und Routinier
In diesem Krimi nach Georges Simenon ist Kommissar Maigret auch ein alter, müder Mann, aber einer von Würde, ausgestattet mit einer gewissen, nun ja, Majestät. Die bei Depardieu aber nicht gestelzt daherkommt.
Sein Maigret ist völlig unprätentiös, ein Fuchs und Routinier, frei von Eitelkeit. Einer, der sich und anderen nichts beweisen muss, weil er alles schon gesehen und erlebt hat. Das Leben formte ihn zum Melancholiker, an die Abwesenheit von Glück hat Maigret sich gewöhnt.

Eine echte Charakterrolle
Wenn Patrice Leconte dem Genussmenschen Depardieu solche Sätze in den Mund legt, ist es Absicht und Methode: „Essen bereitet mir keine Lust, anderes auch nicht mehr!“ Womit Maigret vor dem Doktor (der ihm Schonung nahelegt) auf seine Ehe anspielt, die zur Zweckgemeinschaft zweier Weggefährten geworden ist.
Eine echte Charakterrolle, die Dépardieu wunderbar auskleidet. Sein Maigret lebt nur für die Arbeit, sie hält ihn aufrecht. Bei Verhören wirkt er träge, beinahe schläfrig, man denkt an Peter Falks Inspector Columbo. Hat „der Chef“ aber eine Spur, lässt sein Riecher ihn selten im Stich.
Das Paris der kleinen Leute
Wir sind im Paris der Nachkriegsjahre. Eine junge Frau mit Stichwunden wird tot gefunden, der Chef ermittelt. „Maigret“ ist ein altmodischer Krimi im besten Sinn: Zeugen, Hinweise, Indizien. Kein Action-Gehechel, keine Thrillermusik.
Und keine Postkartenmotive. Wir tauchen ein in das Paris der kleinen Leute, wo das Leben grau ist, nicht bunt. Viel Atmosphäre im Geiste des Film noir.
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