Geliebte Haustiere werden immer öfter bestattet

Abschied vom Liebling

Der eine gibt seinem geliebten Hund die Lieblings-Kuscheldecke mit ins Grab. Der andere legt ein Plüschtier zu seiner Katze in den verzierten Pappkarton-Sarg. So oder so: Der Abschied fällt schwer.

Mainz/Trier (dpa)

von Von Birgit Reichert, dpa

, 24.06.2010, 10:22 Uhr / Lesedauer: 3 min
Ein Grabstein für die Katzen: Immer mehr Halter lassen ihre Haustiere bestatten. (Bild: dpa)

Ein Grabstein für die Katzen: Immer mehr Halter lassen ihre Haustiere bestatten. (Bild: dpa)

«Manchmal ist es für die Besitzer so, als würde ein Kind oder ein enger Angehöriger sterben», sagt die Vorsitzende des Bundesverbandes der Tierbestatter, Ulrike Mauthe. «Haustiere sind oft ein Ersatz-Sozialpartner geworden. Dementsprechend eng ist die Bindung.» Kein Wunder, dass immer mehr Tierbesitzer ihre Lieblinge bestatten lassen. Um einen letzten gemeinsamen Platz zu haben. Und um trauern zu können.

Eine Bestattung sei zu einer «pietätvollen Alternative zur Abdeckerei» geworden, sagt Mauthe. Viele Tierliebhaber schrecke die Tatsache ab, dass dort die Tierkadaver mit tierischen Abfällen durch den Fleischwolf gingen und teils industriell weiterverarbeitet würden. «Tierbestattung ist eine aufstrebende Branche», sagt sie. Vor zehn Jahren sei die Haustierbestattung noch sehr unbekannt gewesen. Heute gibt es rund 120 Tierbestatter in Deutschland, 40 von ihnen sind Mitglied im Bundesverband. Wohin der Trend geht, zeigen einige Beispiele aus dem Südwesten.

So hat auch der Ludwigshafener Tierbestatter Adrian Schmitt in vergangenen Jahren mehr Zulauf. «Das liegt vor allem daran, dass das Angebot bekannter geworden ist», sagt er. Inzwischen gebe es allerdings auch einen größeren Konkurrenzkampf. «Es kann passieren, dass Sie in Ludwigshafen in eine Tierarztpraxis gehen und dort Flyer von vier verschiedenen Anbietern finden», sagt Schmitt, der im Monat etwa 40 bis 50 Tierbestattungen macht, fast ausschließlich Feuerbestattungen. Die meisten davon sind Hunde und Katzen.

Bei einer Einzelkremation bekommt der Tierbesitzer die Asche seines Tieres zurück und kann damit machen, was er will. «Da gibt es keine großen Vorgaben. Der eine verstreut sie in den Alpen, der andere im eigenen Garten.» Das Kundenbild ist bunt gemischt. «Das geht vom 14-jährigen Mädchen bis zum 92-jährigen Großvater, die ihre gestorbenen Tiere zu uns bringen», sagt Schmitt.

Nach Angaben von Mauthe entscheiden sich etwa zwei Drittel für eine Feuer-, ein Drittel für eine Erdbestattung. «Das liegt vor allem daran, dass es Tierfriedhöfe meist nur in größeren Städten gibt.» Die Tiere werden in verzierten Särgen aus Karton bestattet, alternativ kommt ihre Asche in eine Urne. Nicht selten finde sich die Urne in Katzen- oder Hundeform mit einem Bild des Lieblings dann im Wohnzimmer der Besitzer wieder.

In der Region Mainz gibt es einen Tierfriedhof mit etwa 250 Gräbern, berichtet Elena Eichinger vom Tierschutzverein. Monatlich fänden zwei bis drei Beerdigungen statt. Kleintiere, Katzen und Hunde finden auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe, wobei es bei großen Tieren problematisch werden kann. «Doggen kriegen wir noch rein, aber bei größeren Hunden wird es schon schwieriger», sagt sie. Mindestens drei Jahre müssen Herrchen oder Frauchen Vereinsmitglieder sein, um ein Anrecht auf ein Tiergrab zu haben.

Die Pacht für die ersten drei Jahre kostet 155 Euro, dazu kommt der Mitgliedsbeitrag von 30 Euro im Jahr. Viele lassen für die letzte Ruhe ihrer Lieblinge durchaus etwas springen. Anstatt im Pappkarton werden nicht wenige Tiere in kleinen, extra angefertigten Särgen beerdigt. «Da wird oftmals noch das Lieblingsspielzeug oder die Kuscheldecke mit reingelegt», sagt Tierschützerin Eichinger. Die Gräber werden mit Blumen bepflanzt und mit Grabsteinen oder Kreuzen geschmückt.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Deutschen Tierschutzbundes in Rheinland-Pfalz, Andreas Lindig, sollten sich Tierfriedhöfe optisch von Menschenfriedhöfen unterscheiden. Als «Stätte des Abschieds» von liebgewonnenen Haustieren reichten Grabplatte, Bepflanzung und ein Bild völlig aus, sagt Lindig. Mit dem in ein Tuch oder eine Decke gewickelten Kadaver könne noch das Lieblings-Plüschtier oder ein Knochen mit eingelassen werden. Kreuze, Engel oder riesige Figuren auf den Gräbern lehne er aber ab.

Auch Särge für tote Tiere finde er nicht gut. Bei manchen Anbietern habe man den Eindruck, «dass diese Särge mehr oder weniger Geldmacherei sind», sagt Lindig, der auch das Tierheim Trier leitet. Oft seien die Särge aus minderwertigem Material, das «aufgepeppt» werde. Wie bei jeder Dienstleistung liege es am Verbraucher, die Angebote «zu checken».

Der Tierschutzverein Trier betreibt am Trierer Tierheim seit vier Jahren auch einen Tierfriedhof. Mit rund 80 Plätzen sei die Hälfte schon belegt, sagte Lindig. Überwiegend seien dort Hunde und Katzen, aber auch ein paar Kleintiere bestattet. Auch hier müssten Tierliebhaber manchmal «gebremst» werden. «Die Leute sind manchmal doch sehr emotional dabei», sagt Lindig. «Riesige Aufbauten» auf den Gräbern würden aber nicht erlaubt.

Vielen Menschen sei der Abschied von ihren kleinen Lieblingen enorm wichtig. Oft käme die ganze Familie zur Bestattung und halte eine Zeremonie ab, sagt Eichinger in Mainz. «Erst vor kurzem war eine Gruppe von zehn Leuten da - zur Beerdigung von einer Katze.»

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