Volksbank in Brechten
Geldautomaten-Sprengung: Täter sprühten Kamera zu
Die Serie von Geldautomaten-Sprengungen geht auch 2016 weiter - und zum ersten Mal seit 2013 ist Dortmund wieder ein Tatort. Obwohl sie eine Explosion in einer Volksbank in Brechten auslösten, scheiterten die Täter. Wir erläutern, warum Nordrhein-Westfalen bei den Banden so beliebt ist.
In dieser Volksbank-Filiale versuchten unbekannte Täter vergeblich an Bargeld zu gelangen.
Neu ist das nicht: Mit Luft und Gas stellen die Täter ein explosionsfähiges Gemisch her, das die Geldautomaten in ihre Einzelteile zerlegen und den Zugang zu den Geldscheinen ermöglichen soll. Im April 2010 richteten unbekannte Täter an der Volksbank-Filiale in der Hagener Straße in Kirchhörde einen Schaden in Höhe von 300.000 Euro an. Im Juli 2013 scheiterte eine Sprengung in der Volksbank in Lanstrop.
2015 kamen Täter Dortmund schon etwas näher: Es krachte in Hagen und Bielefeld. Zwischen Montagabend (25.1.2016) und Dienstag (26.1., 5.50 Uhr) rummste es wieder in einer Dortmunder Volksbank-Filiale: An der Brambauerstraße in Brechten sprengten Unbekannte ein Loch in den Geldautomaten. Jedoch vergeblich - sie flüchteten ohne Beute. Die Polizei sucht Zeugen.
Videokamera mit Farbe besprüht
Den Schaden meldete ein Bank-Besucher am Dienstagmorgen um 5.50 Uhr. Warum der Sprengversuch keine Alarmanlage ausgelöst hat oder der Schaden an dem Automaten nicht automatisch gemeldet wurde, ist nicht bekannt. Fest steht: Durch den Verzug hat die Polizei wertvolle Zeit verloren.
Denn wirksam sind Fahndungen vor allem dann, wenn sie schnell sind. Zwar gibt es eine Videoanlage, die den Raum mit dem Geldautomaten überwacht, aber die Täter besprühten das Objektiv mit Farbe. Die Polizei versucht zumindest die Bilder auszuwerten, die vorher entstanden sind.
Serie im März erkannt
Im März 2015 erkannte das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf eine bis zum Jahresende nicht endende Serie von Automaten-Sprengungen. Zwischen März und Dezember 2015 krachte es in 67 Fällen. "Zur Höhe der Beute machen wir keine Angaben, um keine Tatanreize zu bilden", sagt LKA-Sprecher Frank Scheulen über den Erfolg der Banden und auch Einzeltäter.
Dass es NRW erwischt hat, hat zwei Gründe:
Nach zahlreichen Sprengungen sicherten die Banken und Geldautomaten-Hersteller in den Benelux-Staaten und Frankreich ihre Anlagen, sodass die Täter nach NRW und Niedersachsen ausgewichen sind, um hier noch nicht gesicherte System zu knacken. Nachahmungstäter glaubten an das schnelle Geld und kopierten die wirksame Vorlage der mal aus dem Ausland stammenden und mal auch deutschen Täter."In den Niederlanden, in Belgien und in Frankreich sind die Fallzahlen deutlich gesunken. Bei uns sind sie gestiegen", erklärt Frank Scheulen den durch Nachrüstung in den Nachbarländern erzeugten Verdrängungseffekt. Im Oktober 2015 gründete das LKA in NRW eine Ermittlungsgruppe.
Die Spezialisten und Kriminalbeamte in den Polizeipräsidien konnten mehreren unabhängig voneinander arbeitenden Banden und Einzeltätern das Handwerk legen, den Fortschritt aber nicht stoppen. Im neuen Jahr ist Dortmund der achte von neun Tatorten. In allen Fällen ermitteln die Kriminalkommissariate vor Ort und das LKA in Düsseldorf gemeinsam, um Spuren zu erkennen und zu analysieren.
Weitere Taten verhindern
Über die Suche nach den Tätern hinaus wollen die LKA-Spezialisten die Banken in NRW beraten. Die Automatenhersteller und Banken sollen die Anlagen mit neuer Technik nachrüsten oder erneuern, um die Sprengungen zu verhindern. Die LKA-Spezialisten führten deshalb in der vergangenen Woche in den Niederlanden ein Gespräch mit Automatenherstellern, Banken und Kollegen. Die Banken, die Hersteller und Ermittler aus NRW sollen die Erkenntnisse aus dem Nachbarland nutzen.
Denn diese Taten sind sehr gefährlich. Sie sind wegen der Wucht der Explosionen ein Risiko für zufällig vorbeikommende Passanten oder Hausbewohner und Nachbarn.