Geflohener Mörder wird nun europaweit gesucht
Internationaler Haftbefehl
Von dem geflohenen Häftling aus der JVA Rheinbach bei Bonn fehlt auch am Donnerstagmorgen jede Spur. Deshalb läuft die Fahndung jetzt europaweit. Um zu klären, wie die Flucht gelingen konnte, vernimmt die Polizei Bedienstete und Häftlinge der Anstalt.
Es gebe keine neue Informationen, teilte ein Sprecher der Polizei in Bonn am Donnerstagmorgen mit. Gegen den 43-Jährigen sei ein internationaler Haftbefehl ausgestellt worden, sagte ein Polizeisprecher. Bisher seien nur knapp 20 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, aus denen sich keine konkrete Spur ergeben habe.
Geflohen in Holzabfällen
Parallel zur Fahndung werde geprüft, wie es zur Flucht hatte kommen können. Dazu würden die Abläufe in der JVA vor und nach der Flucht beleuchtet sowie Bedienstete und Häftlinge vernommen. Ob es Mitwisser unter den Insassen gab, war zunächst ebenfalls unklar. „Nach allem, was wir wissen, gehen wir von einem gewissen Organisationsgrad aus“, sagte der Polizeisprecher jedoch.
Der geflohene Häftling arbeitet laut Gefängnisleitung in der Anstaltsschreinerei und hatte am Dienstagvormittag vermutlich einen Transport mit Holzabfällen zur Flucht genutzt. Er verbüßt seit 2007 eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen des Mordes an einer Kölner Millionärin. Von der Schreinerei aus werden Holzabfälle von einem Trecker zu einem holzverarbeitenden Betrieb gebracht, um verheizt zu werden. Auf dem Anhänger befinden sich mehrere Gitterboxen. In einer dieser Boxen hatte der Mann sich versteckt.
"Es handelt sich schließlich nicht um einen Eierdieb"
Die CDU-Landtagsfraktion forderte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) auf, in der nächsten Sitzung des Rechtsausschusses einen umfassenden schriftlichen Bericht zu den Umständen des Ausbruchs vorzulegen. Kutschaty müsse darlegen, wie die Flucht mit einem „simplen Trick“ gelingen konnte. „Immerhin handelt es sich nicht um einen Eierdieb, sondern um einen hochgefährlichen Kapitalverbrecher“, kritisierte der rechtspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jens Kamieth. Die FDP forderte, die Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen in den Haftanstalten zu verschärfen.
Die Zahl der Gefängnisausbrüche in NRW lag laut Justizministerium von 2008 bis 2013 bei je einer „Trickentweichung“. 2014 waren es drei. Insgesamt waren 13 Gefangene beteiligt, von denen zwei bis heute auf freiem Fuß sind. Der aktuelle Fall in der JVA Rheinbach ist landesweit der erste in diesem Jahr. Mit 316 Gefangenen ist die Anstalt derzeit zu 87 Prozent ausgelastet.
von dpa