Geduld mit de Jong - Favre: «Er hat die Qualität»
Im Jahr eins nach Marco Reus bastelt Trainer Lucien Favre weiter an seiner offensiven Wunschformation. Trotz Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro ist die neue Angriffsreihe von Borussia Mönchengladbach noch nicht gefunden.

Luuk de Jong hat bei Gladbach noch keinen Sturmpartner bekommen. Foto: Daniel Naupold
Im Zentrum steht eine Frage: Wer stürmt neben dem 12 Millionen Euro teuren Neuzugang Luuk de Jong? «Unsere Stürmer sind zu ähnlich. Sie bleiben im Zentrum und finden nicht die richtige Position. Die richtige Mischung ist wichtig», befand Gladbacher Coach.
In bislang drei Pflichtspielen hat es Favre mit zwei Varianten neben de Jong probiert. Zunächst startete zweimal Igor de Camargo, dann probierte es der Gladbacher Trainer mit Mike Hanke neben dem niederländischen Torjäger. Hanke traf gleich gegen Hoffenheim und ließ de Jong mehr Platz im Zentrum. «Er hat ein bisschen mehr hinter der Spitze gespielt, kam mehr aus dem Mittelfeld. Das war auch gut für mich», meinte de Jong.
In der Vorsaison waren die Gladbacher mit Reus wesentlich schwerer auszurechnen. «Da wusste man manchmal überhaupt nicht, wer bei denen im Zentrum spielt», meinte Borussia Dortmunds Abwehrspieler Neven Subotic kürzlich im Interview mit dem Fachmagazin «Kicker». Mit Reus, «Fußballer des Jahres», konnten die Gladbacher sehr variabel agieren, die Offensivspieler rückten abwechselnd in die Spitze. Im neuen Team ist der klassische Mittelstürmer de Jong zunächst als echte Spitze gesetzt. Darauf können sich die Gegner jetzt erst einmal einstellen.
Von Reus profitierte vor allem Hanke. Die beiden verstanden sich fast blind und gefielen durch ihre schnelles, direktes Kombinationsspiel. Hanke blieb aber zum Saisonstart nur die Bank, nachdem er wegen einer Verletzung die halbe Vorbereitung verpasst hatte. «Da war es klar, dass ich zunächst hinten anstehe. Aber das Tor gegen Hoffenheim war wichtig, es gibt mir Selbstvertrauen», sagte Hanke.
De Jong, der in der niederländischen Liga 41 Treffer in 89 Spielen erzielte, hatte bei seinem neuen Club einen Stotterstart. Er rackert viel, ist oft anspielbereit, aber seine Torgefährlichkeit konnte er bislang noch nicht so recht unter Beweis stellen. Zu allem Unglück unterlief ihm im Playoff-Hinspiel gegen Dynamo Kiew auch noch ein Eigentor. «Das war ein schrecklicher Abend», meinte der Nationalspieler, der am Montag 22 Jahre alt wurde.
Borussias Mannschaft und Verantwortliche haben Geduld mit dem Torjäger, der seine Klasse beim FC Twente Enschede auch in internationalen Spielen präsentierte. «Die Erwartungshaltung ist natürlich groß im Umfeld. Wir als Mannschaft stehen hinter ihm. Da stehen gerade wir erfahrenen Spieler auch in der Pflicht. Aber er ist ja auch noch jung», meinte Hanke. Favre übt sich gleichfalls in Geduld: «Er braucht Zeit. Die Bundesliga ist etwas anderes als Holland. Aber er hat die Qualität.»