Gedenkstätte für Opfer an der Absturzstelle
Germanwings-Katastrophe
Nach der Germanwings-Katastrophe bekommen die Familien der Opfer eine Möglichkeit der Trauer nahe der Absturzstelle in den französischen Alpen. Ein halbes Jahr nach dem Absturz streiten die Anwälte der Angehörigen noch um Ansprüche und Schadenersatz.

Der Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings stürzte in den französischen Alpen ab.
"Die Gedenkstätte soll etwa 300 Meter von der Absturzstelle entfernt errichtet werden“, sagte Bernard Bartolini, Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Prads-Haute-Bléone. Seit dem Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 am 24. März gibt es nur einen Gedenkstein in Le Vernet in den südostfranzösischen Alpen. Die kleine Gemeinde liegt einige Kilometer von der Stelle des Aufpralls entfernt. Das schwer zugängliche Gebiet des Absturzes ist von dort nicht sichtbar. Wegen der laufenden Aufarbeitung der Erdschichten konnten auch Angehörige bisher nicht an die Unglücksstelle heran.
Beim Absturz der Germanwings-Maschine vor sechs Monaten kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben. Die meisten Opfer stammten aus Deutschland. Die französischen Ermittler gehen nach Auswertung der Flugdaten davon aus, dass der Copilot den Airbus A320 vorsätzlich zum Absturz brachte.
Ein halbes Jahr danach zeigen sich die Anwälte der Hinterbliebenen ausgesprochen unzufrieden. „Die Lufthansa hatte zugesagt, die Ansprüche unbürokratisch und großzügig zu regeln. Das ist in der Umsetzung völlig schiefgegangen“, sagt der Berliner Anwalt Elmar Giemulla. Auch sein Anwaltskollege Christof Wellens hatte dem Deutschlandfunk von einem „unsäglichen Klein-Klein“ berichtet. „Wir treten auf der Stelle“, sagte er.
Psychotherapeutische Bescheinigung angezweifelt
„Da wird die Bescheinigung eines behandelnden Psychotherapeuten angezweifelt und ein Angehöriger aus Haltern an einen der Lufthansa genehmen Psychotherapeuten in Süddeutschland verwiesen“, berichtet Giemulla und spricht von einer offensichtlichen Ermüdungstaktik.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das im Auftrag der Lufthansa geschieht“, sagt der Anwalt. Denn andererseits zeige sich die Airline durchaus großzügig, was die Flüge der Angehörigen zum Unglücksort angehe oder den 15-Millionen-Hilfsfonds für Gedenkprojekte. „Der Fonds hat mit Zahlungen für die Hinterbliebenen aber nichts zu tun.“
Ein Germanwings-Sprecher widerspricht den Vorwürfen: „Wir sind daran interessiert, die Schadenersatzfragen schnell zu regeln. In einem Fall haben wir uns mit den Angehörigen eines deutschen Opfers auch schon abschließend geeinigt und gezahlt.“
Anwalt will Kanzlei in den USA beauftragen
Anwalt Giemulla, der nach eigenen Angaben 125 Angehörige von 40 Opfer-Familien vertritt, will nun die Reißleine ziehen: „Wir kommen in Deutschland auf keinen grünen Zweig. Deswegen gehen wir raus aus Deutschland nach Amerika und haben auch schon eine Kanzlei gefunden.“ Die Verhandlungen könnten noch ein Jahr dauern. Gebe es kein Ergebnis, werde geklagt.
Material von dpa