Gärtner kämpfen verzweifelt gegen gefräßige Raupen
Buchsbaumzünsler-Plage
Sie sind echte Vielfraße und vermiesen durch ihren enormen Appetit so manchem Gartenbesitzer die Freude an der heimischen Oase. Denn durch den Befall des Buchsbaumzünslers verwandelt sich die häufig innerhalb kürzester Zeit von einem satten Grün in ein tristes Braun.
Die Gärtner des Parks am Schloss Nordkirchen haben im Moment vor allem einen Gegner – beziehungsweise viele kleine: die Raupen des Buchsbaumzünslers. „Die Situation ist ganz schlecht, unsere Leute setzen derzeit mit Hochdruck Mittel ein, um die Buchsbäume zu retten“, sagt Martin Küpers, Leiter der Technischen Dienste im Schloss.
Auch auf vielen Friedhöfen und in Privatgärten tobt der fast nicht zu gewinnende Kampf gegen den Zünsler – und er ist nicht der einzige Schädling, der in NRW die Pflanzen angreift. Aber es sind vor allem Buchsbäume, die von einem massiven Schädlingsbefall betroffen sind. Auf einem Friedhof in Bonn seien bis zu 90 Prozent der Buchs-Bestände weggefressen, schätzt Friedhofsgärtner Ernst Timme. „Es gab hier jahrzehntealte Hecken, die auch das Bild des Friedhofs prägten, und die jetzt alle kaputt sind.“
Buchsbäume dem Tode geweiht
Genauso sieht es vielerorts im Ruhrgebiet aus. „Unsere Buchsbäume sind dem Tode geweiht“, sagt Gerhard Hettwer, Gartenbautechniker für den öffentlichen Raum am Hauptfriedhof in Dortmund. „70 bis 90 Prozent aller Buchsbäume auf Friedhöfen in NRW sind befallen – ein Riesenproblem“, sagt eine Sprecherin des NRW-Landesverbands Gartenbau.
Die Raupen des Kleinfalters sind grün mit schwarzen und weißen Streifen sowie schwarzen Punkten und fressen die Blätter und Triebe ab. „Im Grunde reichen drei Falter, um den Bestand eines Gartens zu vernichten“, sagt Martin Walser, Geschäftsführer des Landesverbands Gartenbau NRW.
In Gespinsten legt der Falter seine Eier ab. „Das passiert drei bis viermal von März bis Oktober, daher werden viele Pflanzen mehrmals befallen“, so Walser. In den betroffenen Gebieten habe der Befall seinen Höhepunkt erreicht. In bislang verschonten Gebieten werde der Zünsler erst noch auftauchen.Eine wirksame Bekämpfung ist so gut wie unmöglich. Es gibt zwar chemische Mittel, aber die dürfen im öffentlichen Raum nicht eingesetzt werden.
Landwirschaftskammer empfiehlt Raupen abzusammeln
„Für den Garten kann man einen Gärtner beauftragen, der Chemie einsetzt – denn der ist dazu befugt und der Garten kein öffentlicher Raum“, sagt Walser. Die Landwirtschaftskammer empfiehlt Hobbygärtnern, die Raupen abzusammeln. Ist eine Pflanze aber großflächig befallen, helfe nur eines: Abschneiden und die Zweige am besten verbrennen oder gut verpackt in den Restmüll werfen.
Beim Versuch, die nächste Schädlingsplage – den Eichenprozessionsspinner – loszuwerden, sollten Menschen vorsichtig sein. Denn sie sollten mit den Tierchen, die es besonders auf Eichenblätter abgesehen haben, nicht in Berührung kommen. Die Haut reagiert mit roten, juckenden Pusteln, beim Einatmen der durch die Luft fliegenden Härchen der Raupe sind Atemwegsbeschwerden möglich. Um dem Eichenprozessionsspinner Herr zu werden, können Nester abgesaugt und Biozide eingesetzt werden.
Ideale Bedingungen für den Eichenprozessionsspinner
Der Eichenprozessionsspinner ist in diesem Jahr in ganz NRW – vor allem im Münsterland und Ruhrgebiet – deutlich verbreiteter als in den Vorjahren. „Grund dafür sind die idealen Wetterbedingungen im Vorjahr“, sagt Sonja Kling vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW in Münster. Deshalb habe sich der Schädling stark vermehren können. „Der August 2016 war warm und trocken – beste Voraussetzungen für den Eichenprozessionsspinner.“
Etwas Hoffnung auf eine geringere Population im kommenden Jahr mache die Wettervorhersage. „Wenn der August wirklich wechselhaft mit Regen wird, stört das den Hochzeitstanz der Insekten und damit gäbe es weniger Nachwuchs“, so Kling.
Nicht nur Buchsbäume und Eichen sind in diesem Sommer von Insekten geplagt, auch viele Kastanien sehen unschön, mit zunächst braunen Blättern und dann schließlich kahl aus. Schuld ist die Miniermotte. Wegen des warmen Frühjahrs ist sie dieses Jahr besonders aktiv, wie Franz Stockmann vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen sagt.
Bislang kein zugelassenes Insektizid
Bislang gebe es gegen den Schädling kein zugelassenes Insektizid. Wer eine befallene Kastanie hat, kann trotzdem etwas tun. Derjenige sollte das Laub unter dem Baum zusammenharken und entsorgen. Denn da nistet sich die Larve ein. So könne man zumindest einen Befall im folgenden Jahr verhindern.
Einen Schädlingsbefall haben die Experten des Landesbetriebs bereits ein wenig in den Griff bekommen: Nach dem starken Befall mit Borkenkäfern im Frühjahr haben sich die Fichten in Nordrhein-Westfalen schon etwas erholt. Das Regenwetter und gezielte Abholzungen haben hierbei Wirkung gezeigt.
mit dpa