
Kirstin Niehaves bewirtschaftet seit gut 30 Jahren den Gnadenhof in Rhede, auf dem Tiere wie Aid ein letztes Zuhause finden. Ein so schlechtes Jahr hat sie bislang aber noch nicht erlebt. © Sven Betz
Futtermittelkosten: Aufnahmestopp auf dem Rheder Gnadenhof
Gnadenhöfe
Der Gnadenhof in Rhede leidet unter der geringen Spendenbereitschaft, gleichzeitig erhöhen sich die Haltungskosten, weil die Preise für Futter, Stroh und Heu gestiegen sind. Ein Dilemma.
So schlechte Zeiten hat Kirstin Niehaves noch nie mitgemacht – und sie bewirtschaftet mit ihrer Schwester Daniela bereits seit rund 30 Jahren den Gnadenhof in Rhede-Krommert. „Zu Corona-Zeiten war es fast besser als jetzt“, sagt die 51-Jährige. „Wir bekommen kaum noch Spenden. Die Energiepreise gehen hoch, die Leute haben kein Geld mehr.“
Das stelle den Gnadenhof vor Probleme, denn auch bei ihnen steigen die Kosten, und der Hof finanziert sich über Spenden. 3500 bis 4000 Euro werden jeden Monat fällig, besonders die Stallmieten schlagen zu Buche. Dazu kommen die Kosten für Heu, Stroh und Futter sowie den Tierarzt. „Das ist zum Glück recht wenig“, sagt Kirstin Niehaves.
36 Pferde leben auf dem Gnadenhof oder in Ställen beim Nachbarn. Außerdem gibt es auf dem Gnadenhof einige Hunde, Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen. 21 Schafe sind in Hamminkeln untergestellt, gehören aber auch zum Rheder Gnadenhof dazu. Bewirtschaftet wird der Hof von den beiden Schwestern und zwei Ehrenamtlichen.
Familie zahlt selbst, wenn Spenden ausgehen
Irgendwie wird es wohl auch während der aktuellen schwierigen Lage weitergehen, zeigt sich Kirstin Niehaves überzeugt. „Alles, was nicht an Spenden kommt, bezahlen wir selbst“, sagt die 51-Jährige, die im Einzelhandel tätig ist. Ihre Schwester Daniela arbeitet als selbstständige Huforthopädin.
Kurz- und langfristig müssen die Schwestern die Kosten reduzieren, sagt Niehaves. „Wir könnten fast täglich Tiere kriegen, aber wir nehmen keine mehr auf. Wenn Tiere sterben, werden die Plätze nicht neu vergeben.“ Es können auch keine Ausnahmen gemacht werden, sagt sie. „Die Anfragen kommen trotzdem, aber wir können keine Tiere mehr aufnehmen.“
Besonders Anfragen für Pferde und Kleintiere gebe es im Moment viele, hat die Rhederin festgestellt. „Während Corona wurden die Tiere angeschafft, da war man ja zu Hause und konnte sich kümmern, jetzt passt es nicht mehr.“ Auch die Anfragen für Hunde häufen sich. „Die kommen jetzt in die Pubertät und werden schwierig“, vermutet Kirstin Niehaves.
Ältestes Pferd Rosalie ist 43 Jahre alt
Und da die Tierheime auch voll seien, kämen auch bei ihnen mehr Anfragen. Dabei sei auf dem Gnadenhof vieles anders, als die Leute sich vorstellten, sagt die 51-Jährige. Das gelte besonders für die Pferde. „Die meinen alle, hier laufen Krüppel herum, aber das ist nicht so. Man sieht es ihnen von Weitem nicht an, aber die meisten können nur nicht mehr geritten werden.“ Viele der Tiere würden noch mehr als zehn Jahre auf dem Gnadenhof leben. „Unser ältestes Pferd, Rosalie, ist 43 Jahre alt und seit 13 Jahren hier.“
Als vor zwei oder drei Jahren der Sommer besonders heiß war und die Heupreise rasant stiegen, hatte der Gnadenhof schon mal ein schlechtes Jahr. Verglichen mit diesem sei es aber dennoch ein gutes Jahr gewesen. Sie gehe dennoch davon aus, dass der Gnadenhof weiter bestehen wird, etwas anderes könne sie sich selbst auch nicht vorstellen – schließlich hat sie ihn vor mehr als 30 Jahren aufgebaut, sagt Kirstin Niehaves. 2014 wurde dann der Förderverein Gnadenhof Rhede gegründet.
Wer den Gnadenhof in Rhede unterstützen möchte, findet auf der Internetseite eine genaue Aufstellung der Kosten und die Bankverbindung für Spenden. Auch Futter- und Heuspenden sind willkommen. Sachspenden wie Decken oder Schabracken kann der Gnadenhof nicht annehmen, davon sind genügend vorhanden. Weitere Infos gibt es online hier.