
© Victoria Garwer
Dieb gibt gestohlene Spendenbox samt Inhalt nach sechs Jahren zurück
Pferdehof Ahaus
Kurz vor Weihnachten stellte ein Unbekannter auf dem Pferdehof in Alstätte einen Karton ab. Er will einen Fehler wieder gut machen, den er vor sechs Jahren gemacht hat.
Ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk hat der Pferdehof Ahaus in Alstätte in diesem Jahr bekommen. Vor sechs Jahren wurde die Spendenbox des Vereins gestohlen – jetzt hat der Dieb sich gemeldet und bemüht sich um Wiedergutmachung.
Kurz vor den Feiertagen war Kirsten Remmers-Boruzki, zweite Vorsitzende des Vereins, wie immer um 5 Uhr morgens auf dem Weg zum Stall. „Da lag ein Karton vor dem Gatter. Ich habe mich schon geärgert, wer da seinen Müll entsorgt, aber mit Filzstift hatte jemand ‚Pferdehof Ahaus‘ darauf geschrieben“, erzählt sie.

Der Dieb hat mehr zurückgebracht als er vor sechs Jahren gestohlen hat. © Pferdehof Ahaus
Die Kiste muss in der Nacht dort abgestellt worden sein. Beim Öffnen staunte sie nicht schlecht. Darin lagen ein neuer, grüner Spendenkasten, eine Schachtel Pralinen, ein Warnschild mit einem Pferd und der Aufschrift „Abstand halten“, 300 Euro Bargeld und ein Brief.
Dieb entschuldigt sich einem Brief
„Vor circa sechs Jahren habe ich mit ein paar ‚Freunden‘ bei euch einen Spendenkasten geklaut.“ Mit diesen Worten beginnt das Schreiben. Der Täter berichtet, dass er damals cool wirken wollte. Heute sei er aber nicht mehr mit den damals Beteiligten befreundet.
All die Jahre habe er ein schlechtes Gewissen gehabt. „Es tut mir unfassbar Leid, so etwas getan zu haben. Ich hoffe, es ist dadurch kein Tier zu Schaden gekommen. Ich weiß, mit Worten kann man so etwas nicht verzeihen, wenn man diese Tat überhaupt verzeihen kann“, schreibt der Täter weiter.

Vor sechs Jahren wurde eine Spendenbox am Pferdehof gestohlen, jetzt hat einer der Diebe eine ganz ähnliche, neue Box zurückgebracht. Kirsten Remmers-Boruzki freut sich über so viel Ehrlichkeit. © Victoria Garwer
Deswegen wolle er den Schaden ersetzen. Die Spende in Höhe von 300 Euro sei der Betrag, der sich damals in der Box befunden habe. „Eigentlich ist der Betrag noch zu wenig“, heißt es in dem Schreiben.
Kirsten Remmers-Boruzki jedoch sieht das anders. „Es wäre höchst ungewöhnlich, wenn damals wirklich 300 Euro in der Box waren. Wir haben sie täglich geleert und normalerweise waren so 10 bis 15 Euro darin“, sagt sie.
Grüner Briefkasten wurde nachts abgeschraubt
Der grüne Briefkasten hing damals an einem Metallgestell an der Straße. In einer Nacht im Oktober wurde er abgeschraubt. Die Vereinsmitglieder reagierten damals extrem geschockt, traurig und wütend. Öffentlich machten sie ihrem Ärger Luft und baten um Zeugenhinweise, um die Diebe zu finden.
Daraufhin spendeten zahlreiche Menschen Geld oder kauften Heu für den Winter. Dadurch kamen die Tiere auf dem Gnadenhof gut durch die kalte Jahreszeit.
Im Laufe der Jahre geriet der Diebstahl in Vergessenheit. Der Verein hängte einen neuen Spendenkasten auf – im nachts abgeschlossenen Stall. „Wir hätten nie damit gerechnet, dass sich die Sache irgendwann noch aufklärt, geschweige denn, dass wir das Geld erstattet bekommen“, sagt Kirsten Remmers-Boruzki.

Von dem Geld will der Verein unter anderem Futter für die Tiere kaufen. Die alten Pferde und Ponys brauchen teilweise Spezialfutter. © Victoria Garwer
Das Geld kann der Verein gut gebrauchen. Denn im Winter benötigen die Tiere mehr Futter. „Gerade ältere Tiere bekommen Spezialfutter und das ist teuer. Außerdem ist eines der Schafe zurzeit krank und der Tierarzt war schon ein paar Mal da. Das kostet alles Geld“, sagt die zweite Vorsitzende.
Nicht nur Pferde leben auf dem Pferdehof
Der Verein gibt Tieren auf dem Hof in Alstätte eine letzte Heimat. Zurzeit leben dort 16 Hühner, drei Gänse, drei Pferde, zwei Ponys, zwei Hunde und zwei Schafe.
Neun aktive Helfer kümmern sich um die Tiere. Kirsten Remmers-Boruzki geht jeden Morgen vor der Arbeit in den Stall und abends nach der Arbeit führt der Weg ebenfalls direkt wieder zu den Tieren.

Drei Gänse leben zurzeit auf dem Gnadenhof. Auch Hühner, Schafe, Pferde, Ponys und Hunde haben hier ihre letzte Heimat gefunden. © Victoria Garwer
Doch nicht nur das Geld hat den Verein gefreut. Das Warnschild hängt bereits an einem Gatter, die Pralinen haben sich die Ehrenamtlichen schmecken lassen. Die neue Spendenbox, die wie die gestohlene grün ist, soll wieder einen Platz an der Straße finden.
„Da sehen sie die Leute einfach besser als hier im Stall. Hoffentlich bleibt sie hängen“, sagt Kirsten Remmers-Boruzki. Der Verein denkt über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie zum Beispiel eine Videoüberwachung nach.
Der Täter hat sich in seinem Schreiben nicht namentlich zu erkennen gegeben. Er wolle nicht angezeigt werden, schreibt er. „Das würde ich jetzt auch nie machen, wenn jemand schon so ehrlich ist“, sagt dazu Kirsten Remmers-Boruzki.
Denn noch viel mehr als das Geld und die Geschenke freut sie etwas anderes: „Dass da jemand seinen Fehler einsieht, sich ganz ehrlich und ernst gemeint entschuldigt und offenbar auf den richtigen Weg gefunden hat.“
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
