Von der WG aufs Spielfeld Zwei beste Freunde kämpfen um Ehre und den Stadtmeistertitel in Unna

Ziemlich beste Freunde bei der Hallenstadtmeisterschaft in Unna: Rassiges Duell, Umarmung nach dem Spiel
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Ehre, Prestige, Rivalitäten und Emotionen: Zum Jahresende steht der Unnaer Amateurfußball immer im Zeichen der Hallenstadtmeisterschaft. Ende Dezember gibt es in den Hellweg-Sporthallen oder wie zuletzt ersatzweise wieder in der EBG-Sporthalle packende Hallen-Duelle mit viel Brisanz. Manchmal kocht auch mal die ein oder andere Emotion über und es wird hitzig. Doch eines darf man nicht vergessen: Es kommt auch immer wieder zu einem großen Zusammenkommen der Unnaer Amateurfußballszene mit vielen Freundinnen und Freunden. Zwei ziemlich beste Freunde standen sich in einem ruppigen Duell gegenüber. Am Ende gab es dennoch herzliche Umarmungen.

Hallenstadtmeisterschaft Unna: Zwei Freunde treffen aufeinander

Dario Ernst und Jesper Böhne (beide 25) kann man ohne Probleme als gute Freunde, wenn nicht sogar beste Freunde, bezeichnen. Die beiden bewohnen schon seit nunmehr fünf Jahren gemeinsam eine WG in Dortmund, sind zuletzt umgezogen. „Wir haben uns räumlich ein bisschen vergrößert und wohnen jetzt mitten im Kreuzviertel auf 85 Quadratmetern, was total schön ist. Das Zusammenleben passt immer noch super gut“, erzählt Jesper Böhne.

Der spielt übrigens bei RW Unna Fußball und ist am Samstag mit seinem Team Hallenstadtmeister geworden. Dabei musste er auch seinen guten Kumpel Dario Ernst bezwingen, der für die SG Massen aufläuft. Die SGM ist immerhin Dritter geworden. In der Vorrunde gab es ein direktes Zusammentreffen des Duos auf dem Feld.


Die Vorrundenpartie zwischen RW Unna und der SG Massen verlief emotional, teilweise hitzig. Beide Teams hatten zuvor nicht verloren, sodass es auch ein Stück weit um den Gruppensieg ging. Definitiv war der Ausgang der Partie ein Fingerzeig – und beide wollten gewinnen. Schlussendlich setzte sich RWU knapp mit 2:1 durch. Böhne flog zwischendrin mit einer Zwei-Minuten-Zeitstrafe vom Feld.

Jesper Böhne konnte über die Zwei-Minuten-Strafe nur lächeln.
Jesper Böhne konnte über die Zwei-Minuten-Strafe nur lächeln. © Schürmann

„Es war in meinen Augen ein absolutes 50:50-Spiel, in dem mal wir phasenweise dominiert haben und dann mal Unna. Solche Spiele werden durch Kleinigkeiten entschieden. Wir haben dann einen Fehler zu viel gemacht und verlieren das Ding. Bei den Duellen gegen Jesper habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich natürlich gewinnen. Das ist bei ihm genauso“, sagt Ernst, der früher freizeitmäßig und auch im Verein schon mit Böhne zusammengespielt habe.

„Es war irgendwie schon ein anderes Gefühl“, sagt der Massener, der RWU gratuliert: „In meinen Augen haben sie das absolut verdient gewonnen. Ich gönne es denen auf jeden Fall.“

SG Massen holt sich Bronze

Für die SGM reichte es wie im Vorjahr nicht zum Titel. Zum letzten Mal bejubelten die Massener 2022 den Stadtmeistertitel. Nachdem in 2023 in der Vorrunde Schluss war, reichte es dieses Mal zum dritten Rang. Nach Neunmeterschießen bezwang Massen BR Billmerich mit 9:8. Auch Dario Ernst traf. Der ist mit dem dritten Platz seiner Massener nicht unzufrieden.

„Ich habe uns schon mit in den Favoritenkreis eingeschlossen, aber es hätte mich überrascht, wenn wir gewonnen hätten, weil ich weiß, dass Königsborn und Unna einfach taktisch sehr, sehr gut geschult sind und auch die Qualität mitbringen“, sagt der Verteidiger, dessen Team vorab nicht in der Halle trainiert habe.

Von seinem Kumpel Jesper Böhne erhielt Ernst ein Sonderlob. „Auch Christoph Gnatowski (bester Spieler des Turniers, Anm. d. Red.) aus meiner Mannschaft hat gesagt, dass Massen auf jeden Fall mit Dario den besten Verteidiger im Turnier gestellt hat. Dario hat es immer wieder geschafft, den Zweikampf gegen Christoph zu gewinnen oder ihn daran zu hindern, sich zu drehen. Ich durfte dann auch im Spiel einmal die Erfahrung machen und bin gänzlich direkt an ihm abgeprallt. Wir haben beide so ein bisschen aneinander rumgezehrt, aber er hat dann mit dem Arm ausgeholt und dann bin ich direkt zwei Meter zur Seite geflogen“, sagt Böhne.

Die Spieler von RW Unna feiern den Stadtmeistertitel.
RW Unna hat sich zum Stadtmeister 2024 gekrönt. © Michael Neumann

Und doch: Das Spiel gewann schließlich RWU mit 2:1 und den Siegerpokal am Ende auch. Böhne und Ernst umarmten sich nach dem packenden Duell der Vorrunde innig. Im Halbfinale bezwang RWU dann erst BR Billmerich und danach im Endspiel den Favoriten und Landesligisten Königsborner SV. RWU machte sein Meisterstück zum zweiten Mal hintereinander perfekt. „Ich freue mich extrem, dass wir den Stadtmeistertitel verteidigen konnten. Wir haben am Samstagabend mit der ganzen Mannschaft noch gefeiert und sind noch ein bisschen weitergezogen, nachdem wir in der Halle die ersten Biere getrunken haben“, so Böhne. Bis in die Nacht hat RWU gefeiert, Böhnes Stimme war am Sonntagmittag noch leicht lädiert.

Für Ernst ging es am Samstagabend dagegen weiter zur Arbeit. Am Sonntag trafen sich die beiden Freunde in ihrer WG wieder, vorher schrieben sie sich auch schon eifrig Textnachrichten hin und her. „Alles ist total harmonisch. Dario hat drei, vier Mal geschrieben, dass es total verdient war. Wir tauschen uns generell immer ausführlich über den Fußball in der Region aus“, sagt Böhne.