
© Stefan Milk
„Funktioniert nicht mehr“: Schüler gibt extrem demoliertes iPad zurück
Schule
Die Stadt Bergkamen hat für über 400 Euro pro Stück 1200 iPads für Schüler angeschafft. Der Zustand, in dem jetzt eines davon zurückgegeben wurde, entsetzt sogar den Bürgermeister.
Der Bergkamener Bürgermeister Bernd Schäfer (SPD) ist ein freundlicher Mensch, der meistens eine gewisse Gelassenheit ausstrahlt. Was ihm seine Schuldezernentin in dieser Woche präsentierte, brachte aber auch das Bergkamener Stadtoberhaupt aus der Fassung. Ein Schüler hat eines der 1200 iPads wieder an der Schule zurückgegeben, die erst vor wenigen Monaten mithilfe von landesmitteln für das Homeschooling angeschafft wurden – mit der Bemerkung: Es funktioniere nicht mehr und er/sie brauche ein neues.

Bürgermeister Bernd Schäfer ist entsetzt über den Zustand des Tablets. Es sieht aus, als wenn es absichtlich beschädigt wurde. © Stefan Milk
Dass das über 400 Euro teure Gerät nicht mehr funktionieren kann, ist in der Tat auf den ersten Blick zu sehen. Der Bildschirm ist zertrümmert, als wenn ihn jemand mit dem Hammer bearbeitet hätte, einzelne Teile sind ganz weggebrochen und der Rahmen ist verbogen. „Es ist ganz offensichtlich, dass dieses iPad nicht nur einfach aus Versehen heruntergefallen ist“, sagte der fassungslose Bürgermeister.
Stadt will Eltern für Schaden in Regress nehmen
An welcher Schule es abgegeben wurde, teilte die Stadt nicht mit. Sie sei sicher, dass die Schule den Vorgang nicht einfach hingenommen habe, meinte Schuldezernentin Christine Busch. „Da wird es sicherlich ein ernstes Gespräch gegeben haben“, vermutet die Dezernentin. Die Stadt wird auch versuchen, sich das Geld für das noch fast neue iPad von den Eltern ersetzen zu lassen – möglicherweise über die Privathaftpflicht. Die dürfte aber nur zahlen, wenn das iPad nicht absichtlich beschädigt wurde. Das ist bei den Spuren an dem Gerät nicht so einfach zu glauben.

Die bisherige Leiterin des Städtischen Gymnasiums, Bärbel Heidenreich, mit Schul-Tablets: Sie sollen auch den Schülern auch das Lernen zu Hause möglich machen, bei denen es keinen Computer gibt. © Marcel Drawe (Archiv)
Völlig überrascht ist Busch allerdings nicht, dass die Schulen beschädigte iPads von den Schülern zurückbekommen. „Dass wir ein iPad in diesem Zustand zurückbekommen, ist leider das, was im Leben passiert“, sagte sie. Sie habe schon damit gerechnet, dass das eine oder andere iPad im Laufe der Zeit beschädigt zurückkommt und ersetzt werden muss. Eigentlich sollen sie aber fünf Jahre halten. Bisher hielten sich Schäden auch in Grenzen. „Bisher sind nur eine Hand voll gemeldet worden.“
Tablets sind erst seit März in den Schulen im Einsatz
Die iPads waren bereits im vergangenen September bestellt, aber erst Anfang 2021 nach und nach geliefert worden. Bis sie zum Einsatz kamen, dauerte es noch länger. Alle Geräte bekamen einen Aufkleber, dass es sich um das Eigentum der Stadt handelte. Anschließend mussten die Informatiklehrer sie für den Unterricht einrichten. Bis sie genutzt werden konnten, war es an vielen Schulen schon März.
Die Schulen hatten festgestellt, dass es relativ viele Schüler gibt, die nicht zuhause lernen können, weil sie kein passendes Endgerät dafür hatten. In einigen Familien ist ein Smartphone das einzige digitale Endgerät – und das ist für den Unterricht ungeeignet. Die Gesamtschule hatte deshalb beispielsweise angeboten, dass Schüler das Homeschooling in die Schule verlegen, damit sie die Computer dort nutzen konnten.

Möglicherweise sind die Zerstörungen auf diese oder ähnliche Weise entstanden. (Symbolfoto) © Carsten Janecke
Sie hat jedoch auch schon mitbekommen, dass einige Schüler, die ein städtisches iPad bekommen haben, gar nicht so erfreut waren. Das Gerät ist ausschließlich für den Unterricht gedacht – und es können und dürfen auch nur solche Apps installiert werden, die für den Unterricht bestimmt sind. Mit anderen Worten: Das iPad ist für Schüler ungefähr genau so interessant wie ein Mathebuch. Ein Grund, es zu zerstören, ist das aber sicherlich nicht.