Berti Vogts schlägt vor: Pokal nach Beckenbauer benennen Das sagen Olaf Thon und Willi Lemke

Vogts schlägt vor: Pokal nach Beckenbauer benennen
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Die Nachricht vom Tod Franz Beckenbauers tut Berti Vogts "sehr weh", wie er der "Rheinischen Post" sagte: "Er war ein Freund - und der deutsche Fußball verliert seine Galionsfigur", erklärte der 77 Jahre alte Vogts. Zusammen standen sie in 71 Länderspielen auf dem Platz, Höhepunkt war der Gewinn des WM-Titels 1974. "Wir hatten eine besondere Beziehung, es war eine wunderbare Zeit mit Franz", sagte Vogts.

Der frühere Abwehrspieler kann sich zu Ehren Beckenbauers vorstellen, den DFB-Pokal umzubenennen: "Es ist wichtig, dass sein Name nicht in Vergessenheit gerät bei den folgenden Fußballer-Generationen. Vielleicht sollte man beim DFB darüber nachdenken, zum Beispiel den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer zu benennen", sagte Vogts.

Beim WM-Triumph 1990 unter Teamchef Beckenbauer war Vogts einer der Trainerassistenten und übernahm anschließend als Bundestrainer. "Er ist einer der besten Fußballer aller Zeiten, auf einer Stufe mit Pelé, Eusebio, Maradona - und Franz ist der Kapitän dieser Mannschaft. Sein Tod ist nicht nur für den deutschen Fußball, sondern für den Fußball in Europa und auf der ganzen Welt ein Verlust."

Beckenbauer habe den Fußball geprägt, "er hat die Position des Liberos erfunden. Er war ein Spielmacher hinter der Abwehr, das gab es vor ihm nicht, es war immer wieder beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit er gespielt hat", sagte Vogts.

Thon und Lemke gefällt Vogts' Vorschlag

Olaf Thon gefällt der Vorschlag von Ex-Bundestrainer Berti Vogts, den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer zu benennen. "Das ist schon mal eine nicht so schlechte Idee", sagte der Weltmeister von 1990 in einem Interview des Bayerischen Rundfunks.

Wie Thon und Vogts kann sich auch Willi Lemke eine Umbenennung vorstellen. "Fußballdeutschland würde das sehr gut finden", sagte der frühere Manager des SV Werder Bremen am Dienstag in einem Interview "Welt TV". Beckenbauer sei "der Superstar der letzten Jahrzehnte im deutschen Fußball" und ein "absoluter Weltstar" gewesen. Der Vorschlag sei "auf jeden Fall angemessen", meinte Lemke, entscheiden müsse darüber aber der Deutsche Fußball-Bund. Dieser wollte sich zu dem Vorschlag vorerst nicht äußern.

Auch die Korruptionsvorwürfe gegen Beckenbauer im Kontext der Vergabe der WM 2006 an Deutschland stellen für Lemke kein Hindernis dar: "Die Deutschen gucken immer nach, ob noch irgendetwas zu kritisieren ist. Ich finde, wir sollten Franz Beckenbauer nicht in diese Ecke stellen", sagte der 77-Jährige. Außerdem seien die Vorgänge nie aufgeklärt worden.

Dass Beckenbauer für seine ehrenamtliche Tätigkeit für den DFB eine Aufwandsentschädigung in Millionenhöhe erhalten habe, sei "nicht schön" gewesen, erklärte Lemke zwar. Er denke aber an Franz Beckenbauer "als den sehr charmanten, liebenswerten, großartigen Menschen, den Fußballer, aber auch den Familienvater, den Kameraden und den Freund. So habe ich ihn erlebt und so werde ich ihn auch nie vergessen."

Thon würdigte den im Alter von 78 Jahren gestorbenen Beckenbauer als herzlichen Menschen. "Wenn er ins Zimmer kam, dann war immer mehr Licht als vorher", sagte der 57 Jahre alte Gelsenkirchener, der von 1988 bis 1994 für den FC Bayern spielte. "Die Herzlichkeit, mit der er jedem Anstellten gegenübergetreten ist, das war das Besondere."

In seiner Zeit beim FC Bayern habe er mit seinem Trainer Beckenbauer zur Begrüßung "morgens immer zusammen Schnupftabak genommen", berichtete Thon zudem: "Also mit dem Franz konnte man auch schön am Abend einen schönen Rotwein trinken." Er sei für ihn der "Allergrößte" gewesen. 1994 wurde Thon unter Interimscoach Beckenbauer deutscher Meister.

dpa

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