Fitnessstudios gegen 2G-plus: Gerichtliches Eilverfahren

Coronaschutzverordnung

2G-plus gilt auch in der Fitnessbranche. Doch die will das nicht hinnehmen, weil die Formulierung in der Verordnung schwammig ist. Ein Studio leitet nun ein gerichtliches Eilverfahren ein

von Claudia Lohmann

Bergkamen, Kamen

, 28.12.2021, 11:13 Uhr / Lesedauer: 2 min
2G-plus im Fitnessstudio: Vom Land so gemeint, aber nicht eindeutig formuliert. Dagegen gehet ein Fitnessstudio aus Essen nun vor.

2G-plus im Fitnessstudio: Vom Land so gemeint, aber nicht eindeutig formuliert. Dagegen gehet ein Fitnessstudio aus Essen nun vor. © picture alliance/dpa

In NRW gilt seit diesem Dienstag 2G-plus in Fitnessstudios. Auch Getestete und Genesene müssen einen negativen Test vorzeigen, bevor sie sporteln dürfen. Das hat das Land nun klargestellt. Den Betreibern der Kamener und Bergkamener Fitnessstudios ist das klar.

Sie merkten jedoch an, dass das in der Coronaschutzverordnung nicht ganz eindeutig steht. Das Wort „Fitnessstudio“ taucht in der Verordnung nicht auf. Stattdessen ist von einer „gemeinsamen Sportausübung“ die Rede. Und die findet im Fitnessstudio auf der Fläche nicht statt – wenn man es genau nimmt.

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Und das tut der Rechtbeistand einiger Fitnessstudios, wie Jan Rozanka von der Kette Red Fitness, die auch in Kamen vertreten ist, berichtet. „Wir meinen nach wie vor, dass der Verordnungswortlaut dies nicht hergibt, so dass wir ein gerichtliches Eilverfahren zur Klärung dieser Rechtsfrage einleiten werden“, zitiert er den Beistand.

Vor Gericht zieht allerdings nicht das Red Fitness selbst. „Es bedarf immer nur eines Studios, hier hat sich ein Kollege aus Essen dazu bereit gestellt, dies in NRW zu machen“, so Rozanka. Ein Gericht soll nun also klarstellen, ob es rechtens ist, nach der aktuellen Verordnung 2G-plus in den Fitnessstudios einzuführen. Das betrifft die freie Fläche und nicht die Kurse. Denn dort wird gemeinsam gesportelt.

Gibt das Gericht dem Kläger recht – wird die 2G-plus-Regel für alle Studios gekippt, erklärt Rozanka. Der Fitnessbetreiber handele also im Namen aller Fitnessstudios.

Zwei Sportler auf 1500 Quadratmetern Fläche

Bis Klarheit herrscht, hält sich das Red Fitness in Kamen an die 2G-plus Regel, so Rozanka. Unabhängig von der Frage, ob das von dem Land so geäußerte Verordnungsverständnis rechtlich zutreffend ist oder nicht, würden sich die Ordnungsämter vor Ort an dieser Auslegung orientieren und den Betrieb des Fitnessstudios ausschließlich unter Berücksichtigung von 2G-Plus akzeptieren, klärte der Rechtsbeistand den Studioinhaber auf.

Aktuell gilt also 2G-plus in allen Fitnessstudios in NRW. Auch Geboosterte müssen sich vorher testen. Gleich am Dienstagmorgen bekommen die Fitnessbetreiber den Unmut der Mitglieder zu spüren. „Wir haben stark festgestellt, dass die Leute wütend sind. Das laden sie teils bei uns ab. Wir versuchen es dann in die richtige Richtung zu kanalisieren.“ Also zu den Behörden.

Rozanka kann das Unverständnis nachvollziehen. Viele ließen sich impfen und hielten sich an die Regeln und würden nun von etwas abgehalten, das der Gesundheit gut tut. Dafür sprechen Studien, die Rozanka vorliegen.

Er appelliert an alle Sportelnden, sich beim Land zu beschweren und nicht bei den Studios, die die Regeln nicht machen. Gleichzeitig stellt er klar, was die Regelung für die Fitnessbetreiber bedeutet, denn die ersten Wochen im Januar sind für das Geschäft besonders wichtig. Er wirbt deshalb im Namen aller Studios dafür, sich im Januar ein Angebot zu sichern. Es könne meist auch später eingelöst werden – zum Beispiel wenn die Regularien nicht mehr so streng sind.

Auch Thomas Kiefer bekommt gleich am Dienstag zu spüren, welche Auswirkungen die neue Regelung auf den Fitnessbetrieb hat. Der Inhaber des Fit Plus in Bergkamen erlebte am Dienstagmorgen einen leeren Parkplatz.

Thomas Kiefer, Inhaber des Fit Plus in Bergkamen, erlebte den Parkplatz am ersten Tag mit 2G-plus ungewöhnlich leer. Mit seinem Auto und dem seiner Frau parkten dort nur zwei weitere Autos.

Thomas Kiefer, Inhaber des Fit Plus in Bergkamen, erlebte den Parkplatz am ersten Tag mit 2G-plus ungewöhnlich leer. Mit seinem Auto und dem seiner Frau parkten dort nur zwei weitere Autos. © privat

Wo sich morgens um 8 Uhr die Menschen im Studio treffen um Gesundheitssport zu treiben, wo eigentlich ein Rückenschul-Kurs die Räume belebt, herrschte am Dienstag gähnende Leere. „Zwei Leute auf 15000 Quadratmetern im Studio“, berichtet Kiefer. Auf dem leeren Parkplatz standen um 8 Uhr nur das Auto von ihm, seiner Frau und zwei Sportlern.

Und das, obwohl Kiefer seinen Mitgliedern sogar einen kostenlosen Schnelltest am Eingangsbereich anbietet. „Dank an die Politik...für gar nichts“, macht der Inhaber seiner Enttäuschung Luft.