In New Jersey haust ein Mann (Caleb Landry Jones), den sein Vater (Clemens Schick) übel misshandelte. Nun sitzt er im Rollstuhl. Seine einzige Freude sind Drag-Shows, wo er im Varieté die Édith Piaf gibt. Und seine Hunde, die für ihn auf Diebestour gehen.
Ein Verwandter des „Joker“
Douglas ist der „Dog Man“ im neuen Film von Luc Besson, dem Franzosen, der wie kein anderer in Europa verstanden hat, wie Kino für den Weltmarkt geht. „Dog Man“ ist ein ungewöhnlicher Besson: kein Blockbuster-Stoff, keine Space-Opera wie „Das fünfte Element“, sondern eine verklausuliert humanistische Außenseiterballade in gewisser Nähe zu Todd Phillips‘ „Joker“.
Im Mittelpunkt steht ein armer Tropf, der nur unter Puder und Schminke ganz bei sich ist. Wie der Joker. Nur, dass der Dog Man eben nicht die Welt anzünden will. Er will Frieden und seine Ruhe. Nicht leicht, wenn New Jersey von einer Latino-Gang terrorisiert wird. Man bittet den Herrn der Hunde um Hilfe.
Rührender Teilzeit-Travestit
Bessons Szenario könnte das Exposé eines schwarzen Comic-Albtraums von Frank Miller sein: Teilzeit-Transvestit mit Hundemeute legt sich mit Gangstern an.
Die Art, wie der Dog Man den Krieg eröffnet, sorgt für Schmunzeln. Das hat mit den Vierbeinern zu tun. Es sind keine Bestien, keine beißwütigen Pitbulls, obwohl große Tiere darunter sind. Die meisten Hunde sind drollige kleine Kläffer.
Ein Dutzend Hundetrainer hat diesen Fiffis beigebracht, ins Quartier der bösen Jungs zu spazieren. Ein großer Hund nimmt die „Kronjuwelen“ des Bosses zwischen die Kiefer, während Herrchen am Telefon mit dem Schurken Klartext redet. Bizarr und komisch.
Pathetisches Finale
Caleb Landry Jones spielt prima, er stattet den Dog Man mit Zärtlichkeit und Würde aus. Vor einer Psychiaterin legt er seine Lebensbeichte ab, Rückblenden erzählen vom Martyrium seiner Jugend, seiner Begeisterung für Shakespeare.
Es gibt viel Gewalt, beißen die Hunde zu, passiert es aber im Off. Das Finale (Opfergang im Schatten der Kirche) fährt mächtig Pathos auf: Die Piaf singt, 40 Hunde geben letztes Geleit. Totaler Kintopp, aber rührend.
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