Großeinsatz der Feuerwehr im Kohlekraftwerk des Energiekonzerns Steag in Bergkamen-Heil. Dort ist am Samstag (4. März) zur Mittagszeit ein Transportband, das Kohle zur Verfeuerung befördert, in Brand geraten.
Der Schwelbrand entzündete sich aus bisher ungeklärter Ursache in einer Förderanlage vom Kohlebunker zur Mahlanlage im Kesselhaus. Das Kraftwerk war bis zu dem Zeitpunkt, als der Schwelbrand bemerkt wurde, in Betrieb. „Das Kraftwerk wurde geregelt abgefahren und die Anlage außer Betrieb genommen“, berichtete Steag-Sprecher Markus Hennes auf Anfrage der Redaktion.
Zahlreiche Kräfte von insgesamt vier Einheiten der Bergkamener Feuerwehr waren bis zum Abend über viele Stunden im Einsatz. Mehrere Trupps rückten unter Atemschutz ins Gebäude vor. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Es sei zu keinen Personenschäden gekommen, weder bei der Kraftwerksmannschaft von Steag noch bei den Einsatzkräften der Feuerwehr, so Hennes.
Am Nachmittag gab es Unterstützung aus dem benachbarten Bayer-Werk. Feuerwehrkräfte aus Werne unterstützten mit zusätzlichen Atemschutzgeräten. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nicht.

Mit CO2-Löschern gegen das Feuer
Die Feuerwehr wurde um 11.50 Uhr alarmiert und rückte angesichts der Größe des Kraftwerks umgehend mit den Löschgruppen aus Bergkamen-Mitte, Rünthe, Oberaden und Heil aus. Vor Ort schlossen sich die Kräfte mit der Werksfeuerwehr zusammen.
In Windeseile machten die Kräfte ihr Equipment klar auf dem Parkplatz vor dem Kraftwerk, den sie als Bereitstellungsplatz nutzten. Zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge standen dort aufgereiht. Der Einsatz lief bis in den späten Nachmittag. Gegen 15 Uhr unterstützte das benachbarte Bayer-Werk mit CO2-Löschgeräten, um das Feuer zu bekämpfen. Durch die Verdrängung des Sauerstoffs mit CO2 kann das Feuer gezielt eingedämmt werden. Vorteil: Im Gegensatz zu anderen Feuerlöschern hinterlässt ein CO2-Feuerlöscher keine Rückstände.
Die Dimension des Vorfalls, so Hennes, sei überschaubar. „Es handelt sich um einen lokal begrenzten Schwelbrand.“ Bei dem Brand, der sich nicht weiter ausgebreitet habe, sondern auf das Innere der Förderanlage begrenzt geblieben sei, habe zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben bestanden. Der Umfang des entstandenen Sachschadens ließe sich, so Hennes, derzeit noch nicht ermitteln. Am Abend richtete die Feuerwehr eine Brandwache ein, die bis 2 Uhr vor Ort blieb. Wie Bergkamens Feuerwehrchef Dirk Kemke am Sonntag berichtete, kontrollierten Feuerwehrleute gegen 4 Uhr den Brandort noch einmal mit einer Wärmebildkamera und erklärte den Einsatz dann für beendet. Die Bayer-Werkswehr rückte laut Hennes am Sonntagmorgen ab: „Wir waren beeindruckt, wie schnell uns die beiden Feuerwehren geholfen haben.“
Nach Angaben des Steag-Sprechers war das Kraftwerk am Sonntag wieder „eingeschränkt betriebsbereit“. Allerdings soll es erst im Laufe des Montags wieder ans Netz gehen. Vorher, so Hennes, müssen die Kraftwerkmitarbeiter den Schlamm beseitigen, der durch das Löschwasser entstanden ist.

Ein Kraftwerk mit etwa 120 Beschäftigten
Der Bereich, an dem das Feuer ausgetreten ist, befand sich, so war zudem vor Ort zu erfahren, an einer sehr schwer zugänglichen Stelle im Kraftwerk. Nicht nur Atemschutz-Trupps gingen im Innern des Gebäudes gegen das Feuer vor, es wurden prophylaktisch auch Wände von außen gekühlt.

Das Kohlekraftwerk hat etwa 120 Beschäftigte. Diese hatten zum 1. Januar einen neuen Arbeitsgeber bekommen und sind nun bei der „Steag Power“ beschäftigt. Der Essener Energiekonzern hatte sich zum Jahreswechsel in zwei Sparten und damit in zwei Unternehmen aufgespalten. Die erste ist die Steag Power, die für den Betrieb der konventionellen Kraftwerke verantwortlich ist – wie das in Bergkamen. Der zweite Geschäftsbereich heißt „Iqony“, was ausgesprochen wird wie „Eikoni“, und ist für die grüne Zukunft des Konzerns zuständig.
Das Kraftwerk wurde 1981 in Betrieb genommen
Das Kraftwerk am Datteln-Hamm-Kanal wurde im Jahr 1981 in Betrieb genommen. 2021 hatte es einen Zuschlag bei der dritten Ausschreibung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland erhalten und sollte eigentlich ab Oktober vorigen Jahres keine Kohle mehr verfeuern. Die Energiekrise machte den Weiterbetrieb des Kraftwerks dann doch erforderlich und für die Steag wirtschaftlich attraktiv.
Der Betrieb ist, wie es heißt, zunächst bis zum 31. März kommenden Jahres befristet. Für Antransport der Kohle und Abtransport der Asche hat das Kraftwerk einen eigenen Hafen am Datteln-Hamm-Kanal.
Mehr Strom aus Kohle: Chef des Lüner Trianel-Kraftwerks: „Wir werden gebraucht“
Steag spaltet sich auf: Jetzt sind zwei Firmen für das Kraftwerk Heil zuständig
Steag nimmt Reserve-Kohlekraftwerke noch im Oktober in Betrieb