
Die Partylaune auf dem Nordicker Schützenfest war kaum zu bremsen. Festwirte haben jedoch einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Feste in den nächsten Jahren.
Festwirte halten Umdenken für notwendig: Personal wird knapp bei Schützenfestwirten
Schützenfeste Kreis Borken
Die Schützenfestsaison ist voll im Gang und überall wurde in Zelten an Theken wieder westmünsterländisches Brauchtum gefeiert. Doch die Zelte stehen nicht von selbst und auch das Bier hinter den Theken schenkt sich nicht von alleine aus. Die Festwirte in der Region haben dementsprechend viel zu tun. Doch wie sieht die Zwischenbilanz der Wirte in der ersten Schützenfestsaison nach der Pandemie aus?
Zeltverleiher Wenzel Schwering freut sich darüber, dass die Schützenfeste nun wieder alle wie gewohnt stattfinden können. „Ich habe auch das Gefühl, dass den Leuten das gut tut, wieder feiern zu gehen“, ergänzt er. Dadurch habe auch er selbst wieder eine regelmäßige Auftragslage. Diese konnte er mit seinem Personal bisher noch immer gut besetzen, allerdings merkt auch Schwering, dass gerade Aushilfskräfte lange Schichten am Wochenende eher scheuen.
„Das ist eine Frage von Prioritäten. Viele junge Leute haben am Wochenende einfach Besseres vor“, erklärt er. Er habe auch immer viel Personal auf den Schützenfesten selbst angesprochen oder sie ihn. „Diese Gelegenheiten fehlten jetzt natürlich ein paar Jahre“, so Schwering. Wirtschaftlich stehe sein Unternehmen jedoch nicht schlechter da als noch vor Corona. „Talfahrten gibt es immer mal, aber davon kann ich jetzt kaum sprechen“, fügt der Zeltverleiher hinzu. Ihm sei bisher auch noch nicht aufgefallen, dass die Gäste weniger Bier kaufen würden, weil die Preise gestiegen sind.
Kneipenbesitzer stemmt Schützenfeste
Das bestätigt auch Sebastian Grömping vom Caramba in Borken. „Mit zwei Euro pro Bier sind die meisten noch absolut einverstanden“, sagt er. Er habe in der Vergangenheit schon ein paar mal die Bewirtung auf dem Schützenfest des Welmeringhooks übernommen. Dieses Jahr war er zum ersten Mal der Festwirt auf dem Schützenfest in Nordick. „Das ist natürlich vom Maßstab her eine wesentlich größere Nummer“, betont Grömping. Allerdings gehe er in Nordick gerne im nächsten Jahr wieder an den Start. Die Gäste und die Feier haben ihm gut gefallen.
Er habe auch schon von anderen Vereinen eine Anfrage bekommen. „Allerdings können wir immer nur in kleinen Schritten wachsen, denn die Kneipe läuft ja an den Wochenenden parallel weiter“, betont er. Im Vergleich zum Kneipenbetrieb seien Schützenfeste zwar einfach zu bedienen. Die Personalproblematik macht jedoch auch Grömping zu schaffen: „Grundsätzlich bekommt man keine Kellner aktuell. Da geht es jedem Gastronom ähnlich.“ Wie sehr sich solche Schützenfeste unterm Strich rechnen, werde sich allerdings erst später zeigen.
Umdenken ist gefragt
Bisher rechne sich die Bewirtung eines Schützenfestes schon noch, betont Mike Puls von Getränke Puk, der in diesem Jahr bereits acht Schützenfeste bewirtet hat. Dass das im nächsten Jahr und den folgenden noch genauso aussehen wird, bezweifelt der Borkener allerdings. „Jetzt haben die Leute noch Geld und haben Lust, Versäumtes nachzuholen. Aber wenn die Preise weiter steigen und die Leute nicht mehr so viel Geld übrig haben, werden sie ihr Geld wahrscheinlich auf dem Schützenfest sparen“, erklärt Puls.
Er sei sicher, dass die Vereine in Zukunft umdenken müssen. „Ich glaube leider, dass das Überleben der Schützenvereine auf Dauer davon abhängt, sich neue Konzepte zu überlegen“, betont er. Auch die Spielmannszüge hätten auf Dauer kaum die Möglichkeit, jeden Tag des Schützenfestes zu besetzen.
Er selbst sei mit seinem Personal zwar immer gut ausgekommen, jedoch glaubt er, dass ihm die Sommerferien noch einen Strich durch die Rechnung machen werden. „Fürs Kaiserschießen fehlen mir zum Beispiel noch Leute“, so Puls.