
Bürgermeister Thomas Kerkhoff hatte nun erstmals Akteneinsicht, nachdem vor einem Jahr eine Strafanzeige gegen ihn eingegangen war. © Sven Betz
Ermittlungen gegen Bürgermeister Kerkhoff wegen Verdachts der Untreue
Kommunalpolitik
Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff (CDU) erhält erstmals Akteneinsicht. Seit einem Jahr schon ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue nach einer Strafanzeige.
Nach einer Strafanzeige gegen Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff (CDU) vor einem Jahr ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue. Kerkhoff hatte jetzt erstmals Akteneinsicht. Sein Anwalt sagt Christian Vedder, an den Vorwürfen sei nichts dran.
Es geht mutmaßlich um Ermittlungen im Zusammenhang mit der städtischen Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH (Ewibo). Nachdem gegen den Bürgermeister vor rund einem Jahr Strafanzeige erstattet worden war, läuft bei der Staatsanwaltschaft Münster ein Ermittlungsverfahren, teilt Sprecher Martin Botzenhardt auf Anfrage mit. Mittlerweile ist klar, welchem Vorwurf sich Kerkhoff ausgesetzt sieht: Verdacht der Untreue.
Das teilte Kerkhoffs Anwalt Christian Vedder mit, bis zum Vorjahr Bürgermeister in Südlohn. Der Bürgermeister und sein Anwalt hatten erstmals Einsicht in die Akten. Das war lange Zeit offenbar nicht möglich – Kerkhoff wusste bis zur Akteneinsicht nicht, welche Vorwürfe in der Strafanzeige gegen ihn erhoben werden.
Konkreter Vorwurf ist noch nicht öffentlich bekannt
Was dem Bürgermeister konkret vorgeworfen wird, ist weiter öffentlich nicht bekannt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen könne er dazu nichts sagen, teilte Anwalt Vedder mit. Er habe nach der Akteneinsicht jedoch zu den erhobenen Vorwürfen umfassend Stellung genommen. „Wir haben den Inhalt der Akte geprüft“, sagte Vedder. Er betonte: „An den Vorwürfen ist nichts dran.“ Nach seiner Rechtsauffassung habe der Bürgermeister „eine weiße Weste“. Er dränge deshalb darauf, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren mangels Anfangsverdachts einstellen solle.
Die Staatsanwaltschaft Münster werde die Stellungnahme von Kerkhoffs Anwalt prüfen und bewerten, erklärte Oberstaatsanwalt Botzenhardt.
Unklar bleibt, warum die Ermittlungen so lange dauern. Anwalt Vedder vermutet den Grund darin, dass die Staatsanwaltschaften derzeit stark ausgelastet seien.
Bürgermeister selbst machte den Fall öffentlich
Die Strafanzeige gegen Kerkhoff war vor gut einem Jahr erstattet worden. Der Bürgermeister selbst hatte den Fall im Juni 2021 öffentlich gemacht, indem er dem Rat, dem Verwaltungsvorstand der Stadt, den Mitarbeitern der Ewibo und den lokalen Medien einen Brief in eigener Sache schickte.
Was ihm vorgeworfen wurde, war auch dem Bürgermeister selbst zunächst nicht bekannt. Seinem Antrag auf Akteneinsicht sei die Staatsanwaltschaft Münster zunächst nicht nachgekommen und habe keine Informationen herausgegeben, teilte Kerkhoff Ende Juni 2021 mit. Das hat sich ein Jahr später geändert.
Der Bürgermeister vermutete schon damals, dass die Strafanzeige gegen ihn mit der Aufarbeitung der Ewibo-Verhältnisse zu tun hat. Anfang 2021 hatte die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität aus Bielefeld Unterlagen der Ewibo beschlagnahmt, nachdem es eine anonyme Anzeige gegeben hatte.
Die Staatsanwaltschaft leitete bekanntlich Ermittlungen gegen Ewibo-Geschäftsführer Berthold Klein-Schmeink ein. Daraufhin stellte die Stadt den Ewibo-Geschäftsführer im Mai 2021 von seinen Aufgaben frei, im September vergangenen Jahres wurde er abberufen. Die konkreten Vorwürfe sind bis heute unklar. Es war lediglich von Vertrauensbruch die Rede. Die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen dauert bis heute an.