Nach dem Spielabbruch in der Kreisliga D2 Unna-Hamm zwischen TSC Kamen IV und VfK Weddinghofen II gibt es neue Informationen.

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Faustschlag ins Gesicht: VfK-Verantwortlicher mit schweren Anschuldigungen gegen den TSC Kamen

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Widersprüchliche Schilderungen: Nach den wilden Ausschreitungen in der Kreisliga D zwischen TSC Kamen und Weddinghofen äußern sich beide Seiten komplett gegensätzlich zu den brutalen Szenen.

Kamen

, 05.11.2021, 11:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Gewaltausbruch in der Fußball-Kreisliga-Partie zwischen dem TSC Kamen IV und dem VfK Weddinghofen II endete am Sonntagnachmittag mit einem Spielabbruch. Ein Verantwortlicher des VfK, der die Faustschläge aus nächster Nähe beobachtet haben will, fertigte dazu einen Bericht an. Diesem widerspricht der Trainer des TSC Kamen IV vehement.

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„Normalerweise spielt unser zweiter Vorsitzender bei den Altherren, aber manchmal hilft er eben auch bei der Ersten oder der Zweiten aus. Am Sonntag hat er alles aus nächster Nähe mitbekommen“, erklärt der Vorsitzende des VfK, Manfred Frieg.

VfK-Vorsitzender sagt: Torhüter des TSC Kamen schlug zu

Sein Stellvertreter Jens Pfeiffer stand in der 60. Spielminute auf dem Platz, als das D-Liga-Spiel eskalierte. „Eigentlich war es bis zu dem Zeitpunkt zwar ein hartes, aber faires Spiel“, sagt Pfeiffer. Unserer Redaktion gab er Informationen aus dem vereinseigenen Sonderbericht, den er dem zuständigen Schiedsrichter bereits per E-Mail zukommen ließ.

Ein TSC-Spieler hätte immer wieder nickelige Bemerkungen gemacht und auch öfters nachgetreten. „Den wollte der Trainer dann auch rausnehmen und dabei ist es eskaliert“, erzählt der stellvertretende Vorsitzende. Beim Traben vom Platz habe der TSC-Spieler auf Türkisch noch etwas in Richtung eines Weddinghofener Kickers gerufen.

Der sei daraufhin ausgeflippt und hätte auf die vermeintliche Beschimpfung reagiert, indem er auf den Gegenspieler zugelaufen wäre. „Absolut verständlich nach dem zehnten Kommentar“, findet Jens Pfeiffer. Doch sein Mitspieler kam anscheinend gar nicht erst dazu, den Ausgewechselten zur Rede zu stellen.

„Das ging ganz schnell und auf einmal war der ganze Platz voll mit TSC-Zuschauern und überall waren einzelne Schauplätze“, erinnert sich Pfeiffer. Der Schiedsrichter sei daraufhin vom Platz geflüchtet.

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„Ich selber habe gesehen, wie der TSC-Torhüter mit Anlauf in ein Gerangel rein gesprungen ist und einen Spieler von uns mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat“, sagt Jens Pfeiffer und hält fest: „Es war wirklich eine beängstigende Situation, weil der ganze Platz so voll war.“

Gar nicht so beängstigend erlebte die Gegenseite in Person des Trainers des TSC Kamen die gesamte Situation: Denn für Ibrahim Demircioglu war der komplette Ablauf ein gänzlich anderer.

„Was macht der Kek da mit der Fahne“

So habe ein VfK-Spieler – der früher einmal das Trikot des TSC Kamen getragen hatte – von Beginn an provoziert. „Der wurde wegen seiner provokativen Art schon bei uns rausgeschmissen und hat direkt am Anfang zu dem von uns gestellten Linienrichter gesagt: ‚Was macht der Kek da mit der Fahne‘“, sagt Ibrahim Demircioglu.

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In der 60. Spielminute hätte eben dieser VfK-Spieler den TSC-Kicker bei der Auswechslung erneut provoziert. Ausgewechselt, sagt Demircioglu, hätte er seinen Akteur in dem Moment auch nur, weil er bereits verwarnt war. Von dem Spieler sei ansonsten aber keinerlei Stichelei oder unfaires Spiel ausgegangen.

Auch die Situation rund um seinen Torhüter sieht der TSC-Trainer anders. „Ja, er hat sich in das Gerangel begeben, weil er unser Kapitän ist. Von einem Faustschlag habe ich aber nichts gesehen“, sagt Ibrahim Demircioglu.

TSC Kamen wollte weiterspielen

Nach dem Abbruch der D-Liga-Partie trägt der Schiedsrichter aufseiten des TSC Kamen drei Rote und beim VfK Weddinghofen zwei Rote Karte ein. Für den stellvertretenden VfK-Vorsitzenden eine nachvollziehbare Entscheidung. „Nicht alle beim TSC waren aggressiv und die Gegenreaktion von unseren beiden war auch nicht richtig.“

Auch das sieht Ibrahim Demircioglu anders. „Der Schiedsrichter war ja gar nicht mehr auf dem Platz und hat bei uns zum Beispiel einem Spieler die Rote Karte gegeben, der nichts anderes gemacht hat, als zu schlichten“, wundert sich der TSC-Trainer.

Kreissportgericht entscheidet über Rote Karten und Abbruch

Nachdem sich alles beruhigt hatte, trafen Ibrahim Demircioglu und die Weddinghofener Spieler noch in der Kabine der Gäste aufeinander. Der Heimtrainer hätte dann auch versucht, zu schlichten, was von Jens Pfeiffer „sehr positiv“ aufgenommen wurde.

Was Pfeiffer allerdings nicht verstehen konnte: Der TSC-Trainer hätten die Partie gerne zu Ende gespielt. „Das wäre für uns aber absolut undenkbar gewesen“, so der stellvertretende Vorsitzende deutlich.

Welche Konsequenzen die beiden Vereine sowie die gesperrten Spieler nun erwartet, entscheidet sich in den kommenden Tagen. Wie üblich bei solch extremen Vorfällen fertigte der Schiedsrichter danach einen Sonderbericht an. Der ist mittlerweile beim Kreis-Sportgericht eingetroffen, das nun entscheidet, wie es weitergeht.