Fastenzeit und der Verzicht Was hinter dieser Zeit steckt und wieso Starkbier dazu passt

Aschermittwoch und Fastenzeit: Was hinter dieser Zeit steckt und wieso Starkbier dazu passt
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Der Karneval ist vorbei, am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Es ist eine Zeit voll merkwürdiger Widersprüche. Eigentlich heißt es immer, es ist eine 40-tägige Vorbereitungszeit auf Ostern. Doch wer nachzählt, kommt von Aschermittwoch bis Ostersonntag auf 46 Tage. Wie passt das zusammen? Und wieso trinken ausgerechnet stramme Katholiken und Mönche in der Fastenzeit Starkbier? Wir haben in sieben Punkten Wissenswertes und Kurioses zusammengefasst.

1. Wieso sind es 46 Tage bis Ostern, obwohl die Kirchen nur von einer 40-tägigen Fastenzeit sprechen?

Dazu muss man wissen, dass für die Kirchen der Sonntag der Urfeiertag der Christen ist. Es ist der Tag, an dem sich die christliche Gemeinde zur Mahlfeier versammelt. Dieser Feiertag ist so wichtig, dass er alles andere überlagert, eben auch die Fastenzeit. Daher wird die Fastenzeit schon seit dem 5. Jahrhundert für jeden Sonntag unterbrochen. Sonntage zählen daher nicht mit. Deshalb dauern 40 Tage Fastenzeit tatsächlich 46 Tage.

2. Wie kommt es überhaupt zu den 40 Tagen?

Die Zahl von 40 Tagen geht zurück auf die biblische Überlieferung. Danach fastete Jesus vor seinem öffentlichen Auftreten 40 Tage in der Wüste. Die Christen ihrerseits sollen sich mit dem 40-tägigen Fasten auf das Fest von Tod und Auferstehung Jesu vorbereiten, das an den Ostertagen gefeiert wird.

3. Heißt es nun Fastenzeit oder „österliche Bußzeit“?

Beides und das sind nicht die einzigen Namen. In den evangelischen Kirchen spricht man gerne von der „Passionszeit“, in den orthodoxen Kirchen von der „heiligen und großen Fastenzeit“.

In der katholischen Kirche hat erst das 2. Vatikanische Konzil in den 1960-er Jahren die Bezeichnung „österliche Bußzeit“ geprägt. Sie schafft zum einen schon im Namen eine österliche Perspektive dieser Zeit, zum anderen weitet sie mit dem Begriff Buße den Blick vom Fasten auch auf andere Formen der Vorbereitung auf Ostern.

4. Wieso trinken ausgerechnet Mönche und Katholiken in der Fastenzeit Starkbier?

Das hat eine jahrhundertelange Vorgeschichte. Fastenzeit bedeutete für die Mönche der vollständige Verzicht nicht nur auf Fleisch, Eier und Milchprodukte, sondern zum Teil auch auf viele andere Lebensmittel.

Es galt allerdings die Regel „Flüssiges bricht das Fasten nicht“. Also brauten gewiefte Mönche ein besonders kräftiges Bier, das Starkbier, um diese Zeit halbwegs schadlos zu überstehen.

Wer heute allerdings beispielsweise die Starkbierfeste in Bayern besucht, der sollte sich bewusst sein: Das hat mehr mit einem frühlingshaften Oktoberfest als mit dem ursprünglichen Sinn des Starkbieres zu tun. Und deftige Haxen, knusprige Hähnchen und Leberkäs gibt es dort obendrein. Von wegen fasten.

5. Wieso feiern wir Karneval ausgerechnet in den Tagen vor Aschermittwoch?

Das hat einen einfachen Grund, weil es nämlich ohne den Aschermittwoch überhaupt keinen Karneval gäbe, denn: Unmittelbar vor den Wochen des Fastens durften die guten Christen noch einmal ordentlich zulangen und feiern. So gestärkt ließ sich die Zeit der Enthaltsamkeit besser ertragen.

6. Bilden die Tage vor Ostern die einzige Fastenzeit im Jahr?

Nicht ganz. Zum einen kennen die Christen in jeder Woche einen eigenen Fastentag. In Erinnerung an das Sterben Jesu am Karfreitag verzichten viele Christen bis heute an diesem Freitag auf Fleisch. Fisch hat für Christen allerdings noch nie als Fleisch gezählt. Den durfte man freitags essen, auch wenn Vegetarier das heute anders sehen dürften.

Zum anderen war die Adventszeit ursprünglich auch eine Fastenzeit. Die begann nach dem Fest des Heiligen Martin am 11. November. An diesem Martinstag langte man dann auch noch einmal zu, was so mancher Gans jedes Jahr das Leben kostet. Karnevalisten nutzen diesen 11. im 11. dann ja auch nicht zufällig, um genau an diesem Tag schon einmal auf die dollen Tage am Ende des Winters einzustimmen. St. Martin und Karneval, das sind eigentlich so etwas wie Feier-Geschwister.

7. Und welchen Sinn hat die Fastenzeit heute?

Für gläubige Christen hat die Fastenzeit nichts von ihrer überkommenen Bedeutung verloren. Daneben nutzen viele andere, denen der Bezug zu christlichen Traditionen verloren gegangen ist, diese Zeit, um unter dem Motto „Sieben Wochen ohne“ aus ganz unterschiedlichen Motiven heraus zum Verzicht auf bestimmte Dinge aufzurufen. Mal geht es dabei um gesunde Ernährung, mal um den Verzicht auf Alkohol oder Medienkonsum, mal um eine innere Besinnung auf das, was wirklich wichtig sein sollte in meinem Leben.

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