
© Thorsten Teimann
Fast drei Monate kein Mannschaftstraining - SSV Mühlhausen greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen
Fußball
Seit Wochen trainiert der SSV Mühlhausen II nicht mehr. Es fehlen fitte Spieler. Darum griff Coach Marco Slupek zuletzt zu ungewöhnlichen Maßnahmen - und macht nun einen Haken hinter die Hinrunde.
Es gleicht schon einer gewaltigen Überraschung, dass die Reservemannschaft des Fußball-A-Ligisten SSV Mühlhausen vor den Abstiegsplätzen in der A2 steht, wenn man bedenkt: Die Mannschaft hat seit fast drei Monaten nicht zusammen trainiert. Umso erleichterter ist jetzt Trainer Marco Slupek, dass er einen Haken an die Hinrunde setzen kann.
„Ich mache drei Kreuze, dass die Hinrunde jetzt vorbei ist. Die letzte Trainingseinheit hatte meine Mannschaft am 30. September, weil wir unter der Woche einfach nie genügend Spieler haben“, sagt Marco Slupek.
Nur mit Glück musste der SSV Mühlhausen bisher keine Partie absagen
Die nächste Überraschung ist daher, dass es der SSV stets geschafft hat, sonntags eine mehr oder weniger konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz zu schicken. „Sehr oft hat es sich erst ein paar Stunden vor Anpfiff ergeben, wer spielen kann. Einige Partien standen tatsächlich auf der Kippe. Zum Glück konnten wir aber immer antreten.“

Keeper Kevin Hoffmann war hier gegen Billmerichs Julian Knabe schon geschlagen. Zuletzt lief die Nummer eins der SSV-Zweiten im Feld auf. © Heese
Weil auch am vergangenen Sonntag bei der 1:4-Niederlage beim SuS Kaiserau II wieder nur wenige Spieler zur Verfügung standen, mussten diesmal sogar der etatmäßige Stammtorhüter Kevin Hoffmann und ein Schiedsrichter des Vereins, Tolga Sari, als Feldspieler auf der Bank Platz nehmen. Beide wurden später eringewechselt.
Kevin Hoffmann spielt mit angerissenem Kreuzband
Das Duo habe seine Sache auch ganz ordentlich gemacht, sagt Slupek. „Ich bin sehr dankbar, dass die beiden sich in den Dienst der Mannschaft gestellt haben. Aber irgendwo ist es auch ein Witz, dass ich zu solchen Mitteln greifen muss“, so der Coach.
Wegen anhaltender Knieprobleme soll der Feldeinsatz für Hoffmann deshalb eine Ausnahme gewesen sein. „Es war für mich selbstverständlich, im Feld auszuhelfen, aber ich spiele mit angerissenem Kreuzband. Da stehe ich lieber zwischen den Pfosten“, erklärt der Keeper. Und auch Schiri Sari sieht sich nur noch als Stand-by-Spieler: „Ich bin 37 Jahre alt. So langsam wird’s schwierig.“
Das Beste an der angespannten Situation beim SSV, ist sicherlich der Blick auf die Tabelle: Mit zwölf Zählern steht der SSV knapp über den Abstiegsplätzen, hat vier Punkte Vorsprung vor dem VfL Kamen II. „Wenn man so lange ohne Training noch einigermaßen konkurrenzfähig ist und trotzdem hier und da noch Punkte holt, dann kann man sich vorstellen, was in unserer Liga fußballerisch los ist“, sagt Trainer Slupek und verteilt damit auch eine kleine Spitze an die direkte Konkurrenz.
Einen Spieler des SSV Mühlhausen hat bereits die Lust verlassen
Was dem Trainer Hoffnung für die Rückrunde macht, ist die anstehende Rückkehr des Gros seiner Spieler. „Man muss sagen: Der Kader war von Anfang an zu klein. Aber bis Februar kommen mit Sicherheit einige Verletzte zurück. Und ab April dürften dann auch die A-Junioren aushelfen – wenn denn dann noch gespielt wird“, sagt Hoffmann und hat dabei auch die Annullierung der vergangenen Saison noch im Kopf.
Definitiv nicht mehr zurückkommen wird laut Slupek dessen Spieler Ben Lukas Ljevar. Am Anfang der Saison hat er noch ein paar Spiele gemacht, „doch dann hat ihn die Lust verlassen und es hat ihm keinen Spaß mehr gemacht“, sagt Slupek.
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
