Fast 200 Vorfälle mit Horror-Clowns in NRW

Bundesweite Attacken

Nordrhein-Westfalen ist am stärksten betroffen: Fast 200 von 370 Vorfällen mit Grusel-Clowns gab es dort bisher im Oktober. Zuletzt begegnete ein Elfjähriger einem Clown mit Baseballschläger in Bergisch Gladbach. Ein 13-Jähriger aus Bad Honnef zögerte nicht und schlug einen Verkleideten in die Flucht.

BAD HONNEF/BERGISCH GLADBACH/KÖLN

26.10.2016, 16:31 Uhr / Lesedauer: 2 min
Eine Clown-Maske in einem Fachgeschäft für Kostüme und Theaterbedarf. Foto: Julian Stratenschulte

Eine Clown-Maske in einem Fachgeschäft für Kostüme und Theaterbedarf. Foto: Julian Stratenschulte

Sie lauern im Dunkeln und erschrecken ahnungslose Passanten aus dem Hinterhalt: Bundesweit tauchen immer mehr sogenannte Horror-Clowns auf. Der Polizei sind schon mindestens 370 Vorfälle bekannt. Was als vermeintlich spaßiger Trend in den USA begann, nimmt in Deutschland immer aggressivere Züge an.

So hat ein Horror-Clown am Mittwoch einen elfjährigen Jungen aus Bergisch Gladbach auf dem Weg zur Schule mit einem Baseballschläger angegriffen. Weil er sich gerade noch wegdrehen konnte, habe der Junge einen Treffen im Bereich des Oberkörpers verhindert, teilte die Polizei in Bergisch Gladbach mit. Der Elfjährige flüchtete zur Schule. 

Erschreckte setzen sich zur Wehr

Auch ein 13-Jähriger in Bad Honnef wurde am Dienstagabend angegriffen, doch er setzte sich zur Wehr. Mit einem Hammer schlug er den "Grusel-Clown" in die Flucht. Mit dem Werkzeug schlug er den Clown mehrere Male auf den Rücken, der Mann ergriff die Flucht. In Bochum wehrte sich ein Mann gegen eine Clown-Attacke mit einem gezielten Faustschlag auf die Nase. Der unbekannte Angreifer ging zu Boden. "Dabei verrutschte die Clown-Maske und gab den Blick auf eine "ordentlich verschobene Nase" frei", teilte die Polizei mit.

Der Polizei sind bereits mehrere Hundert Horror-Clowns in Deutschland gemeldet worden. Mindestens 370 Zwischenfälle wurden bisher im Oktober registriert - das ergab eine dpa-Umfrage bei Polizeibehörden und Landeskriminalämtern im Bundesgebiet. Die Vorfälle reichen von bloßen Sichtungen von vermeintlichen Clowns über Erschrecken bis hin zu versuchten und tatsächlichen Angriffen mit Messern oder anderen Waffen.

Acht Verletzte in NRW 

Die mit Abstand meisten Fälle hat der Umfrage zufolge das LKA Nordrhein-Westfalen registriert: Der Behörde im bevölkerungsreichsten Bundesland waren bis zum Mittwochvormittag 190 Vorfälle mit Horror-Clowns bekannt. Dabei wurden acht Menschen leicht verletzt. In Niedersachsen wurden 56 Fälle gezählt, in Mecklenburg-Vorpommern 47.

In Baden-Württemberg sind der Polizei den Angaben zufolge bislang hingegen erst sieben, in Berlin zwei Fälle bekannt. In der Hauptstadt war am Montag ein 16-Jähriger mit Clownsmaske von einem 14-Jährigen niedergestochen worden, nachdem er ihn erschreckt hatte. Der vermeintliche Clown musste notoperiert werden. In Hamburg trat das makabre Phänomen nach Polizeiangaben noch gar nicht auf.

Nicht alle Bundesländer erfassen die Vorfälle zentral. Einige Bundesländer wie Hessen oder Bayern berichten von "mehreren Sichtungen" oder Einzelfällen. Die Umfrage erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Falschmeldungen in den sozialen Netzwerken

Die Behörden konstatieren zudem vermehrt Falschmeldungen in sozialen Netzwerken und anderen Internet-Plattformen. Etwa in Bayern machen den Ermittlern diese Gerüchte und Falschmeldungen zu schaffen. Strafrechtlich relevante Fälle gebe es den Behörden zufolge dort bislang aber kaum. Auch die Polizei in Thüringen weist auf Falschmeldungen im Internet hin. Aus Sachsen-Anhalt hieß es, viele der vermeintlichen Clown-Sichtungen hätten sich im Nachhinein als ausgedacht entpuppt.

Mehrere Landesinnenminister verurteilten das Verhalten der Maskierten und kündigten ein hartes Vorgehen gegen sie an. "Auch wenn man dem Einzelnen unterstellen mag, dass er es für einen Scherz hält, Leute zu erschrecken. Die Folgen für die Opfer sind oftmals alles andere als spaßig", sagte etwa der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD). Er bezeichnete die Maskierten als "Spinner" und deren Verhalten als "abstoßendes Phänomen". 

Mit Material von dpa