Wasser hat eine magische Anziehungskraft, nicht nur auf Kinder. Im Urlaub durfte die Papatastisch-Familie feststellen, was so im und am Wasser lebt. Sollten wir besser doch nicht planschen zwischen lebenden Urzeittieren und Giftschlangen?
Wir lernen Vogelnamen - nicht
In ein fremdes Land zu reisen, bietet nicht nur die Chance, in eine andere Kultur hineinzuschnuppern und Geschichte aufzusaugen. Auch die Tierwelt in der Ferne hat ihren Reiz. Ein Amerika-Urlaub ist natürlich ökologisch fragwürdig (war aber auch die erste papatastische Flugreise) – und hat einiges zu bieten. Riesige Ameisen: eine bestätigte Sichtung. Ein Schwarzbär, der gemütlich einen Waldweg entlangtrottete: sehr wahrscheinlich richtig bestimmt!
Von Staren und Sperlingen einmal abgesehen sind dort ganz viele Vögel ganz anders als bei uns. Faszinierend! Unbedingt musste ich für die Familie noch vor Ort ein Bestimmungsbuch anschaffen. „Dein Ernst jetzt, Papa?“, hörte ich einen Kinder-Kommentar. „Wir haben doch Urlaub!“ Keine Sorge, ich habe niemanden gezwungen, Vogelnamen auswendig zu lernen. Ich kann mich auch mit mir selbst und meinem Naturbuch über so etwas freuen.
Gruseliges Urzeittier
Kennen Sie das? Die Familie planscht oder schwimmt in einem undurchsichtigen Gewässer, und es ist ein bisschen gruselig, weil niemand so genau weiß, was darin schlängelt oder kriecht? So ging es uns bei einem Stopp während einer Kajaktour. Alle wateten durch den unsichtbaren Schlick am Grund, die einen stumm, die anderen quietschend („Mich hat was am Fuß berührt!!!“).
Am Ufer erspähte ich dann bei einem kurzen Landgang nicht nur eine ganze Kolonie lustig wirkender, kleiner Winkerkrabben, die wir aus respektvoller Distanz beobachteten, sondern auch einen alten Eimer. So sah das Angespülte zunächst von Weitem aus. Aus der Nähe sahen wir den spitzen Schwanz und Zacken, die unter dem merkwürdigen Körper-Gewölbe herausragten, das so lang war wie mein Fuß. Das war ein Tier, vermutlich nicht mehr lebendig. Meine Tochter verzog ihr Gesicht. Ich weiß nicht warum, aber danach waren alle schnell wieder in den Booten, und durch den unsichtbaren Schlamm wollte niemand mehr stapfen.

Schlange lieber auf Abstand
Erst am Abend lernte ich im Internet, dass dieses „horseshoe crab“ (ein Pfeilschwanzkrebs) groß ist, außerdem ein faszinierendes Urzeittier – und vor allem ungefährlich. Für ein anderes Wesen, das den Weg der Papatastisch-Familie im Staat New York kreuzte, galt das sehr wahrscheinlich nicht. Wieder zog Wasser die Kinder an: ein kühl plätschernder Bach während einer schweißtreibenden Wanderung. Also alle Mann Schuhe aus, und rein ins Nass. „Hey, guck, eine Schlange!“, rief plötzlich jemand. Das Reptil schlängelte über einen warmen Felsen. So gerade eben konnten wir es fotografieren, ehe es entschwand. Als wir das Bild abends dem „Dad“ unserer Gastfamilie zeigten, machte dieser große Augen, aber nicht vor Freude. „Rattlesnake?“ Wir sind unsicher, ob wir wirklich einer Giftschlange begegnet waren, aber der erfahrene Einheimische ermahnte uns recht deutlich, bitte von Schlangen in dieser Gegend Abstand zu halten. Wieder was gelernt...
Wir brauchen einen Hund
Für uns auch ungewohnt, aber dafür sehr gemütlich war das Leben mit den Hunden unserer Gastgeber. Die Vierbeiner waren ständige, freundliche Begleiter, mit besonders mitleiderregenden Blicken während unserer Mahlzeiten.
Insgesamt ein toller Urlaub: Wir haben viel über die Wildnis gelernt, vor allem: Abstand halten, auch im Sinne der Tiere. Und die Kinder haben einen alten Herzenswusch wiederentdeckt: „Wir brauchen auch einen Hund!“ Na, wenigstens wünschen sie sich jetzt keine Schlange.
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch