Nach und nach erweitern wir in diesem Jahr unseren Horizont über Westfalen hinaus. In mehreren Stufen entdeckt die Familie die Welt. Eine Papatastisch-Delegation hat im Mai Freunde in Sachsen besucht. Ein paar Wörter sind bei denen anders als bei uns, aber sprachlich und kulturell war das noch keine große Herausforderung. Unser Großer wird 16 und wollte trotzdem nicht mitfahren. „Och nee, was soll ich denn da?“ Lieber zu Hause bleiben...
Papa scheitert mit „Merci“-Pflicht
Tripp 2 ging in die andere Richtung, und zwar ein ganzes Stück mit dem Bus. Die Normandie ist krass in Frankreich. Eine total spannende Austauschfahrt führte uns dorthin, um unter anderem festzustellen: Deutsch spricht hier so ziemlich keiner. Nun ist bei mir aus der Schulzeit zum Glück ein bisschen was Französisches hängen geblieben.
Meine Mädels, mit denen ich dort unterwegs war, haben mit dieser Sprache aber bisher nichts am Hut. Die eine lernt nach Englisch Latein, die andere wählt „Franze“, bekommt aber erst nach den Sommerferien die erste Ladung vocabulaire.
Wir wohnten bei tollen Franzosen, die rührend gastfreundlich waren und auch den Mädels jeden Wunsch von den Lippen lasen. Diese Lippen allerdings bewegten sich meist nicht, nur zum Baguette-Essen und Verschämt-Lächeln. „Jetzt sag wenigstens merci“, raunte ich immer wieder mit freundlichem Anstupsen. Die Antwort war ein stummes Augenrollen in meine Richtung, auch mal ein Fußtritt unter dem Tisch. Hör auf, Papa! Na ja, diese Fremdsprache ist nunmal sehr ungewohnt. Schüchternheit und viel zu seltener Kontakt zu Fremden tun ihr Übriges, also durfte Papa die ganze Konversation allein bestreiten und sich den Mund fusselig reden. Mon Dieu.
Franzosen sind jetzt unsere Freunde
Es hat aber großen Spaß gemacht. Ich kann diese Erfahrung nur empfehlen. Du bist im Ausland bei Menschen, die du vorher nie gesehen hast, die mit dir und deinen Kindern aber ihr Heim teilen. Nächstes Jahr kommen sie zu uns. Ein paar Menschen aus Frankreich sind jetzt unsere Freunde: So hat es sich angefühlt. In Zeiten, in denen Frieden in Europa nicht mehr selbstverständlich ist, finde ich so etwas bewegend und wichtig.
Dass meine beiden Großväter selbst noch als feindliche Soldaten in diesem Land waren, ist nämlich gar nicht so lange her, das muss man sich mal überlegen. So schön ist Frieden: Das dürfen auch die Kinder lernen, deswegen erzähle ich es ihnen gern und oft. Sie hören gern zu - manchmal zumindest, hoffentlich. Stummes Augenrollen deute ich hier mal als Interesse.
Natürlich ist der Große auch nach Frankreich nicht mitgefahren. Sie erinnern sich: Er wird 16. „Och nee, was soll ich denn da?“

Junge (fast 16) zu tollem Abenteuer gezwungen
Dieselbe Antwort hatte er, als er von Tripp Nummer 3 für dieses tolle Jahr erfuhr. Aber da muss er jetzt durch, denn drei Wochen allein zu Haus schafft der junge Herr nicht, schon aus Hungergründen. Wir haben das Glück, Freunde in den USA zu haben. Nach langer Zeit wagen wir diese zugegeben sehr aufwendige Reise nun in den großen Ferien.
Wie man hier zwischen den Zeilen lesen kann, muss unser ältester Sohn ganz besonders weltoffener werden. Während alle immer aufgeregter werden, fügt er sich nach dem Motto „Es nützt ja nichts.“ Er wird also praktisch gezwungen zur bisher größten Abenteuerreise seines Lebens.
Wir werden sehen, was daraus wird. Wir werden ganz viel Neues entdecken, fremde Sitten und Gebräuche, Gastfreundschaft in einem exotischen Land. Na, wenn das nicht papatastisch wird...
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben einen guten Start in tolle Sommerferien!
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch
Mit Jogginghose „bist du voll der Asi“: Kinder streiten: Leger oder legendär?
Angeklebte Plastikschaufeln : Freiheit endet dort, wo Vatti ausflippt
„Alter, der soll in seinem Zimmer üben!“: Wenn der kleine Bruder Rockstar wird