Kinder benehmen sich nicht immer wie Erwachsene, deswegen sind es Kinder. Im Restaurant heißt das natürlich auch, dass von diesen kleinen Gästen mal jemand etwas lauter werden kann oder nicht die ganze Zeit ruhig sitzen bleibt. Stört das andere Gäste? Erwägt der Wirt, Kinder gar nicht mehr hineinzulassen? Das ist überhaupt nicht unser Problem: Wenn wir mal essen gehen, dann meckern diese kleinen Gäste ja sowieso nur.
Einmal schicke Teller statt Kartons
Es passiert selten, dass die Papatastisch-Familie mal ein Restaurant besucht. Kürzlich hatte Vatti aber Geburtstag und wurde von seinen Lieben ausgeführt. Es sollte zur Feier des Tages der schickere Italiener sein, ein paar Häuser neben unserer Stamm-Pizzeria, die uns immer mit Leckereien in Kartons versorgt.
Die mürrische Frage, warum wir eigentlich nicht Pizza holen „wie immer“, mussten wir beantworten, noch bevor überhaupt jemand eine Speisekarte in der Hand hatte. Die Eltern beruhigten ihren Jüngsten, es werde hier sicher auch schmecken. Wir machten ihm Menü-Empfehlungen. Er wählte natürlich etwas anderes: Pizza Margherita. Na gut, da dürfte auch nichts schief gehen.
Klassisch: trockene Nudeln mit Brot
Die eine Tochter darf zwar nicht alles essen, ist aber auch mal mutig und ließ sich einen Salat mit Putenstreifen kommen. Ihre Schwester darf alles essen, will es aber nicht. Und nein: Hier wurden jetzt mal keine Pommes bestellt! Sie wählte also ein individuelles Gericht abseits der Speisekarte. Die Kellnerin hakte sicherheitshalber nach und wir bestätigten: Spaghetti ohne nix. Dazu Brot. Ja, auch das trocken, bitte. Der Große bestellte Pizza mit Rucola und Hauptsache Schinken - „eine Große, sonst wird man ja nicht satt“.
Warum eigentlich...?
Die Wartezeit überbrückten wir mit der Beantwortung kritischer Fragen. „Warum kommen jetzt zuerst Getränke? Können die nicht einfach das Essen bringen?“ Woher sollen Kinder wissen, dass das üblich ist, wenn sie fast nie essen gehen außerhalb der Schulmensa? „Warum sitzen wir hier und nicht in der Pizzeria nebenan?“ Tief durchatmen, es soll ein netter Abend werden.

Puten-Thunfisch oder so
Endlich kommen die ersten Teller. Und, wie ist die Pizza Rucola? Die Antwort sprüht nicht gerade vor Begeisterung. In der Pizzeria, wo er letztens mit der Handballmannschaft war, da war diese Pizza leckerer, erklärt der Feinschmecker. Sein Bruder bearbeitet unterdessen seine Margherita und fällt schnell das Urteil: „In der richtigen Pizzeria können die das besser. Kann ich doch was anderes bestellen?“
Und wieso stochert die Tochter so missmutig in ihrem Salat herum? „Die Putenstreifen schmecken komisch.“ Wir entzünden im Halbdunkel des Restaurants eine Handy-Taschenlampe und begutachten das Geflügel. Sieht eher aus wie Thunfisch, schmeckt auch so. Die nette Kellnerin schaut sich das mal an. „Ja klar, der ist mit Thunfisch. Haben Sie doch bestellt.“ Thunfisch – Putenstreifen – das klingt tatsächlich sehr ähnlich. Wir nehmen uns vor, nächstes Mal etwas deutlicher zu sprechen und freuen uns, dass sie uns noch einmal einen kleinen Salat nachliefert.
Döner als Vorspeise
Was ist eigentlich mit dem Nudel-Kind? Aus der Ecke ist es auch so ruhig geworden. Alles klar? „Die Spaghetti schmecken anders als zu Hause. Nach Leitungswasser.“ Der kleine Bruder futtert ihr obendrein das Brot weg, weil seine Pizza ja nicht dem Original entspricht. Beim Großen besteht keine Gefahr, dass er am Nachbarteller klaut. Er ist sichtlich am Kämpfen, obwohl er doch immer nach so viel Essen verlangt, der arme Kerl mit seinem Wachstum. Jetzt kann er nicht mehr. Natürlich: Er hatte tagsüber noch einen Döner verspeist. Zur Sicherheit. Wer weiß, was kommt.
Also mir hat‘s geschmeckt. Es ist doch schön, wenn man mal mit allen schick essen geht.
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch
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