Ich war kurz davor, für meine papatastische Familie eine weitere Powerbank anzuschaffen. Sie wäre total praktisch, zum Beispiel für Schul-Tablets, die ja zuverlässig Strom haben sollten, wenn es darauf ankommt. Aber das mache ich nicht. Ich kaufe nichts neues mehr. Es wird sowieso kaputtgemacht oder verschwindet einfach.
Wie bricht man ein Kabel ab?
Nicht dass Sie sich ein falsches Bild machen: Wir haben keine Kinder, die wie die Bekloppten durchs Haus toben und Wertgegenstände zerschlagen. Aber unsere vier jüngsten Mitbewohner kriegen doch einiges vernichtet im Alltag. Irritiert zeigte mir meine Tochter jetzt ein Handykabel: Der glänzende Möppel am Ende, den man ins Handy steckt, war weg. Abgerissen. Ich frage mich, wie das überhaupt geht. Und ich suche noch das Handy oder Tablet, in dem der abgerissene Ladestecker steckt. Irgendwann wird sich wahrscheinlich jemand melden, weil ein Akku leer ist.
Fernbedienung trifft Fernseher
Es ist bei Weitem nicht das erste Kabel, das jetzt nutzlos ist. Zum Laden gebrauchen kann man nur noch jedes zweite in unserer Kramkiste. Einmal fand ich eins (meins!) abgeknickt auf dem Boden liegen. Es hatte wohl jemand draufgetreten. Warum lag es überhaupt dort? Egal. Passiert halt. Irgendwo wird schon ein neues herkommen, was kostet die Welt...?
Nee, Leute! Wir schaffen keine Geräte mehr an für den Gemeinbedarf. Mit unserem Fernseher haben wir damit schon angefangen. Es ist schon einige Monate her. Der Apparat war riesig, ein Geschenk eines guten Freundes der Familie ersetzte unser altes Mini-TV. Eines Nachmittags muss es unter den Geschwistern zum Streit gekommen sein, während dessen ein Kind die Fernbedienung auf ein anderes geworfen haben soll. Das Opfer war wendig und wich aus. Das Wurfgeschoss traf die Mattscheibe, die natürlich Schaden nahm. Das war das Ende unseres tollen großen TV-Geräts. Jetzt steht dort wieder die alte, kleine Glotze, die wir schon ausrangiert hatten. Ich finde es gar nicht so schlimm. Das Mini-TV kann ich viel besser wegtragen, um Nachdenkprozesse anzustoßen. Und ich will sowieso mehr lesen.

„Klonk“ an der Autotür
Ich glaube, niemand hat bösen Willen. Es ist ein allzu sorgloser Umgang mit Dingen, der so viel zu Bruch gehen lässt – Baseligkeit. Es begann schon früh: Mein Ältester, da war er noch der einzige Zerstörer im Haus, entdeckte mein gutes 50-Millimeter-Kameraobjektiv. „Da, ab“, sagte er mit seinem noch so süßen Kleinkindwortschatz. Er konnte gerade erst laufen, war bereits kräftig genug, das Teil auseinanderzubauen mit zwei Händen. Knack. Da, ab.
Später traf es ein Fernglas (wieder meins). Ein immer noch unbekannter Täter „schraubte“ ein Okular ab. Das ließ sich zum Glück günstig reparieren. Eine Autotür hingegen hat immer noch eine Beule. Mein Sohn (dieses Mal der jüngste) stieß beim Einsteigen in einen anderen Wagen dessen Tür schwungvoll auf. Der Aufprall am daneben parkenden Auto machte „Klonk“. Der baselige Täter kommentierte achselzuckend: „Ach, ich glaub, da war nichts. Fahr los.“
Handy, Schlüssel, Bälle: futsch
Was nicht kaputtgemacht wird, löst sich in Luft auf. Ein Mobiltelefon vermuten wir immer noch irgendwo in einem Freibad. Wir haben die Suche längst aufgegeben. Haustürschlüssel: Wir hatten einige auch an die Kinder ausgegeben, damit sie selbstständig ins Haus kommen, wenn sie älter werden. Es funktioniert aber nicht, wenn auch diese Dinge nach und nach deponiert werden im Bereich „Hab ich nicht mehr. Keine Ahnung“. Mit der Menge an Fuß-, Hand- und Plastikbällen, die bei uns schon verloren gegangen sind, hätten wir mehrere Nationalmannschaften ausstatten können.
Mal sehen, ob mein Boykott jeglicher Neuanschaffung etwas nützt. Wenn nicht, müssen wir uns vielleicht auch eine bequemere Grundhaltung angewöhnen: „Egal. Passiert halt.“
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch
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