Neben vielen anderen Aufgaben haben Eltern auch die Pflicht, ihren Kindern die Welt zu zeigen. Nicht die ganze Welt, das schafft man nicht. Aber es gibt mehr als das eigene Haus, das Umfeld und die kleinen Nachbarorte, das sollten Kinder durchaus mal erfahren. Also – Abenteuer Großstadt: Wir kommen – so schnell nicht wieder!
Die Papatastisch-Familie hatte Eintrittskarten für ein tolles Konzert in Köln. Wegen Corona war die Veranstaltung um ein ganzes Jahr verschoben worden, umso mehr freuten wir uns. Die Pandemie und ihre doofen Begleitumstände haben uns ohnehin wie viele andere Eltern nachdenklich gemacht: Was erleben Kinder und Jugendliche eigentlich in diesen Zeiten? Was verpassen sie? Wir müssen den Kindern jetzt auch mal etwas bieten!
Raus aus dem Kleinstadt-Idyll
Das gilt für Leute aus der Kleinstadt ohnehin. Unser Nachwuchs wächst in einem behüteten und zugegeben auch recht ruhigen Umfeld auf. Wir schätzen das sehr. Aber irgendwann werden diese kleinen Leute mal größer sein und dann müssen sie sich zurechtfinden und behaupten. Sie sollen auch weltoffene Erwachsene werden. Zum Üben müssen sie mal raus aus ihrem Idyll.
Es kommt selten vor. Wir gehören nicht zu denen, die gern Wochenenden verbrauchen, um gemeinsam zum Shopping irgendwohin in größere Städte zu fahren. Dafür ist uns die freie Zeit zu knapp und zu wertvoll.
Rein in die Millionenstadt
Nun kam aber diese Chance: Auf in die Metropole am Rhein. Wir parkten etwas außerhalb und fuhren mit der S-Bahn über den großen Fluss mitten hinein ins Herz der Millionenstadt. Der Hauptbahnhof flößte der kleinen Reisegruppe schon Respekt ein. Wo müssen wir hin? Schlangestehen an der Rolltreppe. Krass.
Raus aus dem Bahnhof, stolperten wir direkt vor die Füße des gigantischen Doms. „Na kommt, da schauen wir mal rein“, ermunterten wir die Kinder. „Jetzt soll ich auch noch in eine Kirche?“ Gerade angekommen, da fing der Jüngste schon an zu meutern. Aber wir ließen nicht locker. „Es ist der Kölner Dom, den muss man gesehen haben. Los jetzt!“ Gemeinsam mit einigen Hundert anderen Touristen schoben wir uns durchs Portal, bestaunten die riesige Kirchenhalle und schoben uns wieder raus.
Das Gedränge der Herzen
Na, und dann bot es sich natürlich an, mal eben eine Runde über den Weihnachtsmarkt zu drehen. Der Budenzauber direkt am Dom gilt als der „Weihnachtsmarkt der Herzen“, wie ich später erfuhr. Also unsere Herzen eroberte dieses Gedränge nicht. Menschenmassen! Es gibt an einem Sonntagnachmittag im Advent wahrscheinlich wenige Orte auf der Welt, wo so viele Leute auf einem Fleck sind. Sollten wir den Kindern besser noch eben unsere Telefonnummern irgendwo auf den Arm schreiben für alle Fälle? „Ach, ich hab mein Handy dabei“, versicherte meine jüngere Tochter. Sie ist die Unerschrockene unter unseren Kindern, schreitet immer mutig voran. Aber an diesem Nachmittag nahm sie zwischendurch ganz heimlich auch mal die Hand ihrer Mutter.
Die Stimmung kippte. Der große Bruder wurde immer mürrischer. „Ich wollte hier sowieso nicht hin. Hab ich gleich gesagt.“ Der Jüngste bekam regelrecht Panik: „Hier sind einfach viel zu viele Menschen!“ Richtig. Raus hier, entschieden wir. Es brauchte dann für jeden erstmal einen Snack.
Das Konzert nachher war super, aber mit dem „Gedränge der Herzen“ haben wir definitiv einen Fehler gemacht. Ich fürchte, in eine Großstadt zieht es unsere Bande so schnell nicht wieder. Also bleiben wir doch erstmal bei den kleinen Weihnachtsmärkten in der Heimat. Und noch ein Tipp an Eltern: Egal wohin der Ausflug geht – man sollte immer einen guten Überblick haben, wo es schnell vernünftige Pommes gibt. Sowas kann den Tag retten.
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch